Die Stimmen, die erste Zinssenkungen der US-amerikanischen Notenbank Fed oder der Europäischen Zentralbank (EZB) in nicht allzu weiter Ferne sehen, werden schon wieder lauter. Grund ist, dass in einigen Regionen die Inflationsraten zuletzt rückläufig waren. Auf solche Prognosen sollten Investoren aber nicht allzu viel geben; die Inflationsraten werden weiterhin ein recht hohes Niveau aufweisen und weder die Fed noch die EZB werden dieses Jahr die Zinsen senken. Der Reihe nach.

Die Verbraucherpreise in den USA legten im Juni nur um 3,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zu. Damit stiegen die Preise in den USA so langsam, wie seit 27 Monaten nicht mehr. Noch im Mai wies die Inflationsrate ein Plus um 4 Prozent auf. Auch die Kerninflation ohne Energie und Lebensmittelpreise gab deutlich nach. Eine ähnliche Entwicklung war zuletzt in Großbritannien zu beobachten: Dort sind bereits um 7,9 Prozent höhere Verbraucherpreise eine positive Überraschung. Seit März 2022 war die Inflations-Dynamik auf der Insel nicht mehr so schwach. Doch sind die sinkenden Inflationsraten wirklich ein Grund, schon jetzt Licht am Ende des Tunnels zu sehen?

Nachlassende Inflationsdynamik noch keine Trendwende

Zwar wird die britische Teuerungsrate von 7,9 Prozent von einigen „Experten“ als Lichtblick gefeiert. Doch Fakt ist: Die Inflationsdaten in vielen westlichen Volkswirtschaften sind für Verbraucher auch weiterhin bedrohlich und alles andere als eine gute Nachricht. Die nach wie vor hohe Kerninflation zeigt zudem, dass die Teuerung längst alle Bereiche des Lebens erreicht hat. Auch der britische Finanzminister Jeremy Hunt gab nach den jüngsten Inflationszahlen aus Großbritannien keine Entwarnung und sieht auch weiterhin große Probleme für Unternehmen und Familien.

Weshalb die Inflationsraten auf hohem Niveau verharren dürften

Auch wenn sich die Inflation in Spanien deutlich verlangsamt hat und im Juni nur noch bei mageren 1,6 Prozent lag, sieht die Situation in vielen Ländern der Eurozone anders aus. So stiegen die Preise im gesamten Euroraum im Mai um 6,1 Prozent, in Deutschland um 6,3 Prozent und in Italien gar um 8,0 Prozent. Ein Grund dafür liegt auch im robusten Arbeitsmarkt. Im Mittel aller G10-Staaten liegt die Arbeitslosenquote deutlich unter dem langjährigen Mittel von vor der Pandemie. Jobs sind reichlich vorhanden, Unternehmen kämpfen um die besten Köpfe. Eine derartige Situation begünstigt hohe Lohnabschlüsse und stützt die Inflationsraten. Für diese These spricht auch, dass in Spanien bei einer Arbeitslosenquote von 12,7 Prozent im Mai so viele Menschen ohne Beschäftigung sind, wie in keinem anderen EU-Land. Ein Zusammenhang zwischen hohen Beschäftigungszahlen und einer hohen Inflation ist also sehr naheliegend.

Was bedeutet das nun für die Teuerung in der EU und auch den USA? Die Rahmenbedingungen sprechen dafür, dass sich der jüngste Trend sinkender Inflationsraten nicht lange fortsetzen wird. Neben den freundlichen Arbeitsmärkten dürfte auch die schwache Produktivität – vor allem innerhalb der EU – sowie die höheren Lohnabschlüsse dazu führen, dass die Inflationsraten auf einem Niveau deutlich oberhalb des Inflationsziels von rund 2 Prozent verharren werden.

Den hohen Inflationsraten mit Aktien ein Schnippchen schlagen

Für unsere Gesellschaft sind das nicht allzu rosige Aussichten – vor allem nicht für jene, die auf klassische Sparanlagen setzen wie beispielsweise Tagesgeldkonten oder das Sparbuch. Schließlich macht man damit unter dem Strich mit diesen Produkten ein Minusgeschäft.

Da die Konjunktur zunehmend lahmt und der Spielraum für weitere Zinsanstiege gering ist, bleibt Anlegern auf dem Weg zu realen Renditen auch weiterhin nur eine Option mit langfristiger Sichtweise: der Aktienmarkt. Mit sorgsam ausgewählten Aktien können Anleger ihrer persönlichen Risikoneigung und ihrem Anlagehorizont gerecht werden und ein maßgeschneidertes Portfolio konstruieren. Neben soliden Fundamenten aus zukunftsfähigen Substanzwerten und Dividendentiteln, bieten auch die Transformationen in verschiedenen Branchen gute Chancen auf attraktive Renditen.

Um eine derartige Anlagestrategie umzusetzen, sind neben einem großen Anlage-Universum aus aller Welt auch ein kontinuierliches Risikomanagement und die Fähigkeit einer beständigen Portfolio-Pflege von Nöten – komplexe Aufgaben, die viele private Anleger nicht in Eigenregie bewältigen können und daher über die Unterstützung einer professionellen Vermögensverwaltung nachdenken sollten. In einer Zeit des Wandels bleiben Aktien die wichtigste Anlageklasse, um Vermögen langfristig zu konservieren und risikobewusst zu mehren.

 

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