Ein professionelles Risikomanagement sollte vor allem das Ziel verfolgen, die quantitativen und qualitativen Risiken zu diversifizieren. Darüber hinaus geht es auch darum, dass im Zuge der Evaluierungen des Risikomanagements besondere Chancen oder Risiken in verschiedenen Assetklassen signalisiert werden.

Die schweren Krisen der vergangenen Jahre und auch die aktuelle Pandemie-Krise sind nicht ohne Folgen geblieben. Zum einen haben sie neue innersystemische Konjunkturzyklen hervorgerufen. Und auf der anderen Seite multiple Krisen wie etwa die Staatsschulden- und Bankenkrise sowie realwirtschaftliche Turbulenzen verursacht, die nach wie vor nicht nur in einer hohen dynamischen Wechselwirkung vorhanden sind, sondern sich sogar weiter ausdehnen. Gleichzeitig haben die Ereignisse rund um die Finanzkrise 2008 und die aktuelle Krise gezeigt: Klassische Portfolio- und Risikomodelle sind nicht in der Lage, koordinierte und marktübergreifende Dynamiken an den Finanzmärkten zu erfassen, die temporär unterschiedliche Märkte und Assetklassen in die gleiche Richtung treiben und schließlich in Extremsituationen münden.

Konsequentes Risikomanagement ist unabdingbar

Massive Zentralbankinterventionen führen häufig zu hohen Korrelationen zwischen unterschiedlichen Assetklassen. Gleichzeitig wird das Nachfrageverhalten großer Klassen von Investoren durch ihre regulatorischen Rahmenbedingungen in einer Weise determiniert, die wiederum die Korrelationen zwischen Investoren auf der einen Seite und Vermögenspreisen auf der anderen Seite verstärkt. Damit steigt die Gefahr von krisenhaften Ansteckungseffekten, die sich kausal nur in komplexen stochastischen Risikomodellen interpretieren und antizipieren lassen.

In den Griff bekommt man diese Gefahren nur durch ein konsequentes Risikomanagement. Dieser Ansatz ist meines Erachtens einer der Schlüsselfaktoren für den nachhaltigen Erfolg eines Portfolios. Die Vergangenheit hat bewiesen, dass Finanz-, Banken-, Liquiditäts-, Vertrauens- und realwirtschaftliche Krisen nicht nur vorkommen, sondern auch durch die Internationalisierung und Globalisierung der Märkte einen hohen wechselseitigen und sich gleichzeitig verschärfenden Multiplikator erzeugen können.

Mehrdimensionaler Risikomanagement-Ansatz erfordert viel Zeit und Know-how

Das bedeutet: Krisen müssen auch künftig als Situationen verstanden werden, in denen Schocks in einem Bereich zu Turbulenzen in anderen Teilen unserer Systeme führen – und damit eine nicht wünschenswerte Instabilität erzeugen können. Zur Analyse und Evaluierung dieser Zusammenhänge und sich selbst verstärkender Einflüsse und Risiken ist ein mehrdimensionaler Risikomanagement-Ansatz unabdingbar. Ein Prozess, der sehr viel Know-how und Zeit erfordert – und daher in der Regel eher nicht von einem Privatanleger in Eigenregie umgesetzt werden kann. Aufgrund der sehr ausgeprägten fundamentalen Managementansätze in unserem Haus werden die von uns im Portfolio eingesetzten Wertpapiere zusätzlich zur im Portfoliomanagement bereits umgesetzten Top-down-Analyse nochmals durch das Risikomanagement entsprechend kategorisiert.

Risikomanagement

Unterteilung von systematischen und unsystematischen Risiken vonnöten

Um die ökonomischen Risiken eindeutig zu quantifizieren, werden sie als systematische Risiken und unsystematische Risiken deklariert. Als unsystematische Risiken werden unternehmerische Risiken sowie Risiken und Indikatoren bezeichnet, die nur einen lokalen Raum beziehungsweise Sektor oder einzelne Unternehmen betreffen. Können beispielsweise in Deutschland abnehmende Einzelhandelsumsätze gemessen werden, die darauf schließen lassen, dass sich die Verteilung der operativen Margen im Einzelhandel verändert, wird dies als unsystematisches Risiko eingestuft. Darüber hinaus werden durch unser Haus makroökonomische Potenziale einer Volkswirtschaft verifiziert, um ein entsprechendes Wachstumsmodell einer Volkswirtschaft zu quantifizieren.

Um die Vielzahl an unsystematischen Risiken möglichst zu begrenzen, sollten zudem anhand verschiedener quantitativer Modelle die Varianzen, Kovarianzen und Korrelationen verschiedener Unternehmen und Sektoren zueinander in regelmäßigen Abständen analysiert werden. Schließlich werden durch einen hohen Diversifikationsanspruch die unsystematischen Risiken begrenzt.

Auf der anderen Seite bestehen die sogenannten systematischen Risiken. Diese tauchen etwa im Zuge einer steigenden Inflation oder geldpolitischer Veränderungen auf – oder aber als sogenannte Extremstellen, die den konjunkturtypisch zyklisierten Verlauf richtungsweisend lenken können. Ein gutes Beispiel dafür ist die US-Hypothekenkrise im Jahr 2008. Beim Auftreten dieser Risiken gilt vor allem die Informationssymmetrie der Finanzmärkte als unausgeglichen; Maßstäbe wie die Korrelationstheorie funktionieren nur bedingt. Diesbezüglich gilt es als wichtigstes Attribut, zu jedem Zeitpunkt eine ökonomisch orientierte und stark flexibilisierte Präferenzordnung innerhalb des vorgeschriebenen Anlageuniversums zu gewährleisten – und die Quantifizierung der Potenzialgrößen an die Risikoerwartungen anzupassen.

Ein professionelles Risikomanagement überwacht vorab definierte Ziele

Ein wichtiger Einflussfaktor, den wir bezüglich der Quantifizierung der Marktrisiken anwenden, ist die Überwachung der Standardabweichungen im Kursverhalten der entsprechend relevanten Märkte untereinander. Hinzu kommt die Volatilität, die Auskunft über das Risikoverhalten der Marktteilnehmer liefert. Die Wertsicherungsstrategien, die wir in diesem Prozess anwenden, sind zum einen technisch und zum anderen fundamental instrumentalisiert. Das Ziel dieser Methodik: Entsprechende Grenzen und Bandbreiten definieren, die auf die Merkmale des Investors und des internen Investmentprozesses abgestimmt sind.

Durch unsere Analysten erstellte Umsatzanalysen und stochastische Dominanzfaktoren ermöglichen zusätzlich die Erstellung von Trendkanälen und Momentumstrategien. Diese werden für die Risikomodellierung und die Renditeprognostizierung durch Simulationsmodelle (Monte-Carlo-Simulation) benötigt. Die zuvor im Investmentprozess für jedes Investment definierten Ziele werden durch ein professionelles Risikomanagement dahingehend überwacht, ob sie sich im vorher kalkulierten Rahmen bewegen. Auf Gesamtportfolioebene findet diese Überwachung ebenfalls statt. Darüber hinaus verwenden wir entsprechende Performance-Attributionsanalysen. Diese ermöglichen eine exakte Performance-Beitragsbestimmung auf Titel- sowie sektoraler Ebene.

Für das taktische Verhalten unseres Portfoliomanagements bestehen entsprechende Risikobudgetierungen, die klare Grenzen vorformulieren. Ein unkontrollierter Anstieg des Risikos ist aufgrund der vorab gesetzten Grenzen nicht möglich. Außerdem werden hierbei – nochmals durch verschiedene Modelle – die Korrelation und die Volatilität der Portfoliobausteine überwacht und entsprechenden Intervallgrößen zugeordnet.

Mit Absicherungsstrategien das Portfolio-Beta reduzieren

Wahrscheinlichkeitsmodelle wie ein Value-at-Risk finden natürlich ebenso ihre Anwendung wie verschiedene Ansätze zur risikoadjustierten Performancemessung, beispielsweise ein RORAC (Return On Risk-Adjusted Capital). Die Nutzung von Absicherungsinstrumenten sollte in einem Investmentprozess aktiv angewandt werden. In der Regel nutzen wir dafür allerdings keine direkten Derivatestrukturen, sondern bilden sie mittels ETFs ab. Der Vorteil: ETFs stellen ein Sondervermögen dar. Dies bedeutet: Das Emittentenrisiko tendiert gegen null. In erster Linie werden diese Absicherungsstrategien genutzt, um das jeweilige Portfolio-Beta markant zu reduzieren, sodass die Schwankungsbreiten des Kapitalmarkts massiv reduziert beziehungsweise neutralisiert werden. Die besagten Absicherungsinstrumente werden zusätzlich durch unser Risikomanagement detailgenau überwacht und kontrolliert.

Der Fokus des Risikomanagements ist nicht auf den potenziellen Ertrag innerhalb des Portfolios ausgelegt. Vielmehr geht es darum, die quantitativen und qualitativen Risiken zu diversifizieren. Das Risikomanagement trägt zudem dazu bei, dass ein Portfolio nicht streng paritätisch in die vier Assetklassen „Rohstoffe“, „Aktien“, „kurz- und mittelfristige Zinsen“ und „Staatsanleihen“ investiert, sondern im Zuge der Evaluierungen des Risikomanagements besondere Chancen oder Risiken in einzelnen dieser Assetklassen signalisiert werden.

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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