Es ist fast zu schön, um wahr zu sein: Die Aktienmärkte in Deutschland, Europa, den USA oder Japan eilen – trotz leichter Korrekturen hier und da – von Rekord zu Rekord. Die Unternehmen lassen die Krise hinter sich, die Konjunktur ist robust, die Notenbanken halten – zumindest mittelfristig – an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Die Teuerungsrate ist noch im Rahmen, die Pandemie scheint im Griff. Alles im grünen Bereich, wie es scheint – und vieles deutet darauf hin, dass dem ersten Halbjahr 2021 eine ebenso positive zweite Jahreshälfte folgt.

Fulminante Entwicklung an den Aktienmärkten

Im ersten Halbjahr verzeichnete das Gros der weltweiten Aktienmärkte eine äußerst stabile Entwicklung. Der DAX legte seit Jahresbeginn um knapp 14 Prozent zu, der CAC 40 stieg um rund 19 Prozent und der Dow Jones verzeichnete ein Plus von etwa 12 Prozent. Und: Der japanische Nikkei überschritt im Februar sogar erstmals seit mehreren Jahrzehnten wieder die Marke von 30.000 Punkten. Getrieben wurde die Entwicklung auf der einen Seite von Konjunkturprogrammen zum Wiederaufbau der von der Pandemie gebeutelten Wirtschaft und der lockeren Geldpolitik der Notenbanken. Hinzu kamen glänzende Unternehmensergebnisse. Die 30 DAX-Konzerne etwa erzielten im ersten Quartal Umsätze in Höhe von 362 Milliarden Euro und verdoppelten in etwa ihre Gewinne vor Zinsen und Steuern auf 42 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr wird ein Jahresüberschuss der 30 führenden deutschen Unternehmen von rund 80 Milliarden Euro erwartet. Produktionshemmnisse und Lieferengpässe etwa bei Halbleitern könnten den Schwung womöglich etwas abbremsen, doch auch dieser Stau sollte sich im Verlauf des zweiten Halbjahrs auflösen.

Weltweite Konjunktur als Treiber des Aufschwungs

Die weltweite Konjunktur dürfte die positive Entwicklung stützen. So rechnet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für das Gesamtjahr mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 5,8 Prozent. Für Deutschland geht das Institut für Weltwirtschaft (IfW) von einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,9 Prozent und für 2022 von 4,8 Prozent aus. In der Eurozone dürfte das BIP-Wachstum bei etwas mehr als 4 Prozent liegen. Für die Vereinigten Staaten rechnet die US-Notenbank Fed mit einem Wirtschaftswachstum von 6,5 Prozent – nicht zuletzt befeuert durch das 1,9 Billionen-Dollar-Programm zur Stützung der US-Wirtschaft und des privaten Konsums. Auch in den Emerging Markets geht es weiter bergauf; für die prosperierenden Staaten wird mit einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 6,2 Prozent gerechnet. Allein für China wird in diesem Jahr ein BIP-Plus von mehr als 9 Prozent erwartet.

Höhere Inflation wird es geben, diese wird aber zunächst nicht den Aktientrend unterbrechen

Dass die zuletzt gestiegene Inflation den wirtschaftlichen Aufschwung bremsen könnte, ist aus unserer Sicht zwar möglich, aber zum jetzigen Zeitpunkt und die kommenden sechs Monate ist es unwahrscheinlich. Dazu muss man natürlich jeden einzelnen Wirtschaftsraum separat bewerten, zu groß sind die Unterschiede gerade zwischen den USA und Europa in Bezug auf die Vorgehensweise der Notenbanken. Zum Teil sind diese Preissteigerungen aber auch auf Basiseffekte aufgrund des vor gut einem Jahr alles lähmenden Lockdowns zurückzuführen, hinzu kommt die zeitlich begrenzte Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr, der Anstieg der Ölpreise oder die Einführung der CO2-Steuer in unserem Lande. Dazu sicherlich auch der Umstand, dass nun eine sehr große Nachfrage auf ein möglicherweise begrenztes Angebot stößt.

Selbst wenn die Inflation uns auf Dauer begleiten sollte, solange dies auf einem moderaten Niveau von 2 bis 3 Prozent erfolgt, ist das noch keine Gefahr für die Wirtschaft und den Aktienmarkt. Im Gegenteil, als Sachwerte – das zeigt auch ein Blick in die Vergangenheit – haben Aktien in Zeiten einer moderaten Inflation vergleichsweise attraktive Renditen ermöglicht. Der Sparer allerdings ist wie immer der Leidtragende, er erhält keine Zinsen auf sein Erspartes und sieht es nun ebenso der Kaufkraftvernichtung durch die Inflation ausgesetzt. Zu unterschätzen ist das Thema nicht, aber womöglich zu früh, um endgültig darüber zu urteilen.

Aktien bleiben im zweiten Halbjahr das Mittel der Wahl

Der Aufschwung scheint sich also zu verfestigen und das Umfeld für Aktien sollte auch in den kommenden Monaten freundlich bleiben. In Deutschland und der Eurozone dürften der Mix aus konjunktureller Erholung, steigenden Unternehmensgewinnen und soliden Dividendenrenditen sowie der lockeren Geldpolitik für eine gute Unterstützung des Marktes sorgen. In den USA ist zu erwarten, dass die Unternehmen ihre Prognosen vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung, den Konjunkturpaketen und der weltweit erfolgreichen Impfkampagne nach oben revidieren werden. Auch in den asiatischen Märkten, sollte der Trend weiter nach oben zeigen. In Japan dürften neben anderen Effekten auch die moderate Bewertung japanischer Aktien sowie die sehr expansive Geldpolitik für Impulse sorgen.

Mit Geduld zum Vermögensaufbau mit Aktien

Selbstverständlich können Korrekturen an den Börsen nie ausgeschlossen werden und es ist anzunehmen, dass sich die Kurse nach dem stürmischen Anstieg in den ersten sechs Monaten in ruhigeren Bahnen entwickeln werden. Doch angesichts der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürfte für mittel- und langfristig orientierte Anleger kein Weg am Vermögensaufbau mit Aktien vorbeiführen. Allerdings sollte auch in rosigsten Zeiten vor jedem Investment nie das Risikomanagement vernachlässigt werden. Es ist unabdingbar, Augenmaß zu bewahren, Chancen und Risiken abzuwägen, unabhängig zu denken, keinen windigen Versprechungen gewaltiger Renditen vorschnell Glauben zu schenken. Disziplin, Geduld, Kontinuität und Wissen sind die Basis für die Schaffung eines langfristigen Vermögens.

 

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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