DAX-Allzeithoch – und von Schwäche kaum Spuren
25. Oktober 2024
Der DAX eilt derzeit von Hoch zu Hoch. Das mag Anleger auf den ersten Blick verwirren, dümpelt doch die deutsche Konjunktur vor sich hin. Was sollte man jetzt tun? Aktien kaufen? Und wenn ja, welche?
DAX-Allzeithoch – vor wenigen Tagen markierte der deutsche Leitindex mit über 19.600 Punkten ein neues Rekordniveau. Verwundert reiben sich viele Anleger die Augen. Denn nahezu zeitgleich musste Wirtschaftsminister Robert Habeck in Berlin einräumen, dass Deutschland auch im kommenden Jahr wohl kaum in die Gänge kommen wird, sprich das Wachstum mehr als mau bleibt. Wie passt das alles zusammen? DAX-Allzeithoch auf der einen Seite, Wachstumsschwäche auf der anderen?
DAX-Allzeithoch trotz schlechten Umfeldes
Nun, die Börse ist nicht immer Spiegelbild der ökonomischen Realität. Besonders anschaulich hat dies ja mal André Kostolany ausgedrückt. Der Spekulant und Buchautor, der leider 1999 verstorben ist, sagte mal, dass die Börse lediglich zu zehn Prozent auf Fakten reagiert, alles andere sei Psychologie. Nun, das es wirklich nur „zehn Prozent“ sind, kann ich sicherlich nicht bestätigen, aber Tatsache ist: An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Und hier setzen viele Investoren schon auf eine Erholung der deutschen Wirtschaft – vielleicht nicht auf eine im kommenden Jahr, wie uns Robert Habeck nun erklärt hat, aber vielleicht eine im übernächsten Jahr.
Zur Rekordfahrt im DAX trägt aber auch der Umstand bei, dass viele deutsche Unternehmen einen großen Teil ihres Geschäfts im Ausland abwickeln. Schätzungen zufolge liegt der Anteil der im Ausland erzielten Erlöse am Gesamtumsatz bei den 40 DAX-Unternehmen bei knapp 80 Prozent. Das heißt: Schwächelt die deutsche Wirtschaft, dann wirkt sich das natürlich auch auf die DAX-Unternehmen aus, aber eben nicht mehr so massiv wie etwa vor 30 Jahren. Damals lag der Anteil der Auslandsgeschäfte am Gesamtumsatz der DAX-Konzerne nur bei etwa 40 Prozent.
Der Export ist und bleibt essenziell
Unter diesem Aspekt, das sei an dieser Stelle kurz angemerkt, bekommt der für 2023 gemeldete Exportrückgang der deutschen Wirtschaft besondere Brisanz. Es waren wohl nur ein oder zwei Prozent, je nach Bemessungsgrundlage, aber der Export war und ist das Zugpferd der heimischen Wirtschaft. Das darf auf keinen Fall ausfallen. Eine Entwicklung, die nun mit Argusaugen zu beobachten ist.
DAX mit selektiven Aufwärtspotenzial
Doch zurück zur DAX-Rekord. Die Erwartung einer Erholung der Wirtschaft im übernächsten Jahr und der hohe Anteil ausländischer Geschäfte bei den deutschen Konzernen, das sind wohl die wichtigsten Faktoren, die zum jüngsten DAX-Allzeithoch beitragen – trotz der zurecht miesen Stimmung im Land. Umstände, auf die ich an dieser Stelle vor einigen Monaten schon mal hingewiesen habe. Damals schrieb ich auch, dass der DAX bei aller Vorsicht weiteres Potenzial besitzt. Das war im Mai, und da notierte der deutsche Leitindex bei rund 18.600 Punkten, also etwa 1.000 Punkte tiefer als heute. Ein Investment in den DAX hat sich seit diesem Zeitpunkt also durchaus ausgezahlt.
Neues DAX-Allzeithoch nur eine Frage der Zeit
Und es könnte noch weitergehen, auch wenn die Luft immer dünner wird. Dünn, weil natürlich die heimische Konjunkturschwäche einen negativen Einfluss hat, auch wenn nur begrenzt. Zudem, die Zinssenkungen der EZB beflügeln zwar einerseits den Aktienmarkt, andererseits zeigen sie aber auch, dass es der Wirtschaft nicht gut geht. In einem solchen Umfeld nehmen Anleger gerne auch schon mal Gewinne mit.
Dennoch: Ich bleibe dabei, der Markt hat – nennen wir es selektives Aufwärtspotenzial. Selektiv, weil der Vermögensaufbau mit Aktien alles andere als trivial ist und nicht alle Unternehmen profitieren. Die Autokonzerne etwa haben es sehr schwer. Auch wenn die Bewertungen der Autoaktien an der Börse sehr attraktiv zu sein scheinen, bei der Vielzahl an fundamentalen Problemen ist große Vorsicht angebracht. Denn Deutschland hat nicht nur ein konjunkturelles Problem, es sind auch strukturelle Anpassungsprozesse da, die uns belasten. Der Mangel an Facharbeitern, hohe Energiepreise, zunehmende Konkurrenz aus China und und und – die Autoindustrie bekommt das alles mit voller Wucht zu spüren. Inwieweit diese das Ruder herumreißen können, bleibt abzuwarten.
Andere Branche sind da attraktiver. Die Versicherer und Rückversicherer etwa, von denen ja auch einige im DAX vertreten sind, bieten bessere Aussichten. Welche Unternehmen und Branchen noch ein Kauf wert sind, darüber möchte ich mich mit Ihnen unterhalten: Kontakt.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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