Nachhol-Effekte bei Tourismusaktien
5. Februar 2021
Deutschland ist der Reiseweltmeister. Die Corona-Pandemie wird daran auch nichts ändern. Denn die Bundesbürger verzichten derzeit nicht auf ihren Auslandsurlaub, weil sie nicht wollen, sondern weil sie schlicht nicht können und dürfen. Die Nachfrage ist nach wie vor da und sobald sich die Situation durch die zunehmende Verfügbarkeit von Impfstoffen entspannt, wird auch wieder gereist. Sicherlich auch zur Freude von Anlegern, werden wie die Unternehmen der Reise- und Luftfahrtbranche doch auch Tourismusaktien von diesem Nachhol-Effekt profitieren.
Die Reise- und Luftfahrtbranche erlebte 2020 ein trübes Jahr. Während die deutschen Urlauber in 2019 noch rund 35 Milliarden Euro in die Kassen der Reiseveranstalter spülten, brach dieser Wert im vergangenen Jahr massiv ein. Nach Berechnungen des Deutschen Reiseverbands (DRV) summierten sich die Umsatzausfälle der deutschen Reiseveranstalter und Reisebüros bis Ende 2020 auf 28 Milliarden Euro. Und die Deutsche Flugsicherung registrierte 2020 zwar knapp 1,5 Millionen Starts, Landungen und Überflüge – damit landete der Flugverkehr im Pandemie-Jahr auf dem Niveau der 1980er Jahre. Keine Frage, die Corona-Pandemie hat abgrundtiefe Löcher in die Bilanzen der Branche gerissen.
Entwicklung der Tourismusaktien hängt von der Politik ab
Das Wohl und Wehe der Tourismusbranche hängt aktuell stärker denn je vom Vorgehen der Politik ab. Wie schnell wird ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehen? Wie flott werden Bund und Länder die aktuellen Beschränkungen lockern? Welche Unternehmen haben das Potenzial, die aktuelle Situation langfristig zu überstehen? Das sind nur drei Fragen, die sich Unternehmen und insbesondere Anleger, die in Tourismusaktien investieren wollen, stellen müssen. Branchenexperten schätzen bereits, dass etwa zehn Prozent der knapp 11.000 Reisebüros und 50 bis 100 Veranstalter in Deutschland gefährdet sein könnten, wenn die Beschränkungen bis zum Frühjahr aufrechterhalten werden. Dies dürfte die aktuell bereits prekäre Lage der Reise- und Luftfahrtbranche weiter verschärfen und entsprechende Auswirkungen auf die Entwicklung der Tourismusaktien haben.
Auf den Corona-Crash folgt der Reise-Rausch
Die Erfahrung lehrt, dass auf Verzicht oft eine besonders starke Nachfrage folgt. Dies könnte sich auch auf Tourismusaktien und die damit verbundenen Unternehmen auswirken – auf den Corona-Crash folgt der Reise-Rausch. Antizyklisch denkenden Anlegern, die gerne in Tourismusaktien investieren wollen, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, um attraktive Renditechancen ergreifen zu können. Bei Einzeltiteln lohnt sich neben den Platzhirschen wie Lufthansa oder TUI auch der Blick auf Kreuzfahrtbetreiber wie Carnival oder Hotelketten wie Accor oder Marriott. Vor allem Letztere hatten mit dem Beherbergungsverbot zu kämpfen. Hier könnte sich, nach einem intensiven Studium der Geschäftszahlen, ein Einstieg lohnen. Allerdings sollten Anleger auch bedenken, dass die Kurse jederzeit auch kräftig korrigieren könnten.
Wer jedoch sein Risiko verringern und sich bei Tourismusaktien nicht in Einzeltiteln engagieren möchte, für den bietet sich zum Beispiel ein ETF an. Der STOXX 600 Travel & Leisure bündelt 15 Unternehmen – darunter Hotelketten, Unterhaltungsindustrie und Fluglinien. Der ETF schloss 2020 mit einem Verlust von knapp 15 Prozent ab und startete freundlich ins Jahr 2021. Trotz aller Widrigkeiten in der Branche entwickelte sich der Index seither ohne größere Sprünge oder Einbrüche stetig.
Für welche Form des Investments Anleger sich aber auch am Ende entscheiden, wichtig bleibt ein eherner Grundsatz, der im Grunde für jede Anlage gilt: Prüfe, wer sich bindet, ob sich nicht ein Makel findet. Sind die Geschäftszahlen solide und die Basis intakt, bieten sich attraktive Renditechancen. Auch, und nicht zuletzt bei Tourismusaktien.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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