Die Sorge mancher Anleger, dass der Aufwärtstrend in den Emerging Markets vorbei sein könnte, scheint unbegründet. Zwar machten die jüngst gestiegenen US-Anleiherenditen, die damit verbundenen Inflationssorgen sowie die daraus resultierende Furcht vor einem Ende der lockeren Geldpolitik zuletzt auch den Schwellenstaaten zu schaffen. Doch die leichte Börsenkorrektur könnte nur das Atemholen für den nächsten Aufschwung sein. Denn derzeit sprechen deutlich mehr Gründe für als gegen eine Investition in die Emerging Markets.

US-Notenbank Fed bringt Fantasie in die Schwellenmärkte

Fakt ist: Auf der jüngsten US-Notenbanksitzung bestätigte die Fed ihren geldpolitischen Kurs. Konkret bedeutet dies, dass der Leitzins sich weiterhin nahe null bewegen wird und die Käufe von Staats- und Hypothekenanleihen fortgesetzt werden. Das monetäre Füllhorn bleibt also weiter offen. Gleichzeitig signalisierten die amerikanischen Währungshüter, dass die verbesserten Konjunkturaussichten nicht mit einem nachhaltigen Inflationsanstieg verbunden sind. Die Verbindung von laxer Geldpolitik und konjunkturellem Optimismus dürfte die Börsianer weltweit – insbesondere aber in den Emerging Markets – erfreuen.

Fundmentale und geopolitische Faktoren stützen Emerging Markets

Gestützt werden könnten die Aktienmärkte der Emerging Marktes gleich durch mehrere fundamentale und geopolitische Faktoren. Der Reihe nach: Da ist zum einen das BIP-Wachstum. Schließlich weist das Gros der Schwellenstaaten nach der coronabedingten Delle in 2020 dieses Jahr wieder Zuwachsraten auf, von den die meisten Industriestaaten nur träumen können. So erwartet etwa der Internationale Währungsfonds, dass die die Emerging und die sich entwickelnden Staaten 2021 um 6,0 Prozent wachsen. Für die Industrienationen wird hingegen ein Plus von 3,9 Prozent vorausgesagt.

Das zu erwartende Wirtschaftswachstum in den Emerging Markets sollte auch für einen deutlichen Schwung bei der Entwicklung der Unternehmen sorgen – mit entsprechend steigenden Gewinnen. Profitieren dürften die Emerging Markets aber auch vom schwächelnden US-Dollar. Aktien aus Schwellenländern schnitten bei einem schwachen Dollar, so eine Analyse von JP Morgan, in etwa 90 Prozent der Fälle besser ab als Aktien aus entwickelten Ländern. Hinzu kommt: Aktien aus den Emerging Markets sind derzeit günstiger bewertet als die Titel der Industrieländer.

Impulse aus Freihandelsabkommen

Aber auch geopolitisch dürfte es einiges an Rückenwind geben. Die berechenbarere Handelspolitik von US-Präsident Joe Biden dürfte den Emerging Markets und den Investoren mehr Planungssicherheit geben. Zudem dürfte etwa das Freihandelsabkommen RCEP zwischen 15 Staaten Asiens und des Pazifiks zusätzliche Impulse verleihen. Es umfasst einen Wirtschaftsraum mit 2,2 Milliarden Menschen und rund einem Drittel der Weltwirtschaftsleistung. Das Abkommen sollte den Handel zwischen den Nationen deutlich fördern und die Wertschöpfungsketten vertiefen.

Investition in Emerging Markets mit Augenmaß

Weder die Fed noch die Notenbanken in den Schwellenländern haben derzeit einen Grund, die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Die Inflation verharrt auf einem vertretbaren Niveau. Die Konjunktur in Asien zieht angesichts des Abflauens der COVID-19-Pandemie in der Region deutlich an. Die Unternehmen haben ein hohes Ertragspotenzial und es wächst eine riesige und konsumfreudige Mittelschicht heran.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich attraktive Möglichkeiten und Renditechancen für Anleger – wobei asiatische Aktienmärkte ein größeres Potenzial bieten als die Börsen in Südamerika und anderen Emerging-Markets-Regionen. Allerdings gilt: Mit Augenmaß investieren. Investoren müssen sich bewusst sein, dass die Emerging Markets deutlich volatiler sind als entwickelte Märkte. Vor allem bei der Auswahl einzelner Titel spielt daher ein professionelles Risikomanagement eine nicht zu unterschätzende Rolle. Als Alternative bieten sich aber auch breit gestreute ETFs an, beispielsweise auf den MSCI Emerging Markets oder den MSCI Emerging Markets Asia.

 

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