Nikkei: Mehr Chancen als Risiken
16. März 2021
Japans Börse hat einen langen Anlauf genommen: Mehr als 30 Jahre dauerte es, bis der Nikkei 225 Anfang März wieder die Marke von 30.000 Punkten erreichte. Und: Es gibt einige gute Gründe, weshalb der Anstieg der Kurse in Tokio kein Strohfeuer zu sein scheint und der Nikkei seinen derzeitigen Aufschwung fortsetzen und andere Märkte in der Performance sogar noch übertrumpfen könnte.
Trotz einer aktuell leichten Korrektur bringt der Optimismus eines globalen Wirtschaftswachstums Fantasie in asiatische Aktienmärkte, inklusive der Börse in Japan. Die Gründe, weshalb der Nikkei trotz der zurückliegenden Rally – auf Jahressicht hat der Index sich fast verdoppelt – noch Luft nach oben haben könnte, sind vielfältig. So könnte der japanische Leitindex zum einen vom US-Konjunkturpaket in Höhe von 1,9 Billionen Dollar profitieren. Auch die Zulassung des Impfstoffs von Biontech und Pfizer in Japan und die damit verbundene Hoffnung auf einen erfolgreichen Kampf gegen das Virus verleiht Japans Börse Impulse. Darüber hinaus kann sich auch die wirtschaftliche Entwicklung Japans durchaus sehen lassen. Das japanische Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im vierten Quartal 2020 auf das Jahr um 11,7 Prozent – und somit deutlich kräftiger als zahlreiche Analysten zuvor erwartet hatten.
Bank of Japan könnte Nikkei zusätzlich stützen
Von Vorteil sind für Japans Wirtschaft und Börse auch die engen Verflechtungen mit anderen asiatischen Märkten – allen voran mit China. Schließlich hat das Reich der Mitte die coronabedingte Wirtschaftskrise nahezu hinter sich gelassen. Dies zeigen nicht nur die jüngsten BIP-Daten – mit einem Plus von 2,3 Prozent ist China weltweit die einzige große Volkswirtschaft, die 2020 mit einem BIP-Zuwachs abgeschlossen hatte. Auch die richtungsweisenden Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungsbereich und für die Industrie signalisieren mit jeweils über 50 Punkten weiteres Wachstum. Zusätzliche Unterstützung hinsichtlich des Warenverkehrs kommt durch das asiatische-pazifische Freihandelsabkommen RCEP. Dieses Abkommen dürfte einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass das Produktionsniveau und das BIP in Japan mittelfristig wieder auf das Vorkrisenniveau und womöglich darüber hinaus zulegt. Und: Dass die Bank of Japan zeitnah das Ende ihrer extrem lockeren Geldpolitik einläutet, erscheint derzeit sehr unwahrscheinlich. Attraktive Alternativen zu Aktien sind und bleiben daher rar.
Auch aus Unternehmenssicht scheint vieles für eine Fortsetzung des positiven Trends zu sprechen. Japans Aktien sind zwar keine Schnäppchen mehr und werden derzeit mit dem rund 20-fachen der Unternehmensgewinne gehandelt, doch damit sind sie immer noch preiswerter als Wertpapiere am US-Aktienmarkt, die – gemessen am S&P 500 – mit einem erwarteten KGV von rund 23 bewertet sind. Doch Vorsicht: Aktien japanischer Konzerne gelten als konjunktursensibel – mit allen Vor- und Nachteilen. Breitet sich die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufschwung aus, steigen japanische Aktien häufig stärker als Titel anderer Länder. Geht es hingegen mit der Wirtschaft bergab, leidet der Nikkei zumeist auch kräftiger als andere Indizes.
Mut macht auch, dass die Unternehmen selbst nichts von ihrer operativen Kraft verloren haben. Nach wie vor zählen Japans Konzerne zu den globalen Innovationsführern – vor allem in den Bereichen Automatisierungstechnik, Robotik, Halbleiterausrüstung, elektronische Komponenten für Mobilfunkstandards und das Internet der Dinge sind japanische Unternehmen bestens positioniert.
Nikkei ist aus seinem langjährigen Winterschlaf erwacht
Die Börse im Land der aufgehenden Sonne präsentiert sich derzeit in sehr prächtiger Verfassung. Zwar sollten Anleger stets wachsam sein und die Entwicklungen weiterhin im Blick behalten. Dass nach dem Erreichen der 30.000er-Marke nun aber ein ähnlicher Nikkei-Absturz droht wie Anfang der 90er-Jahre, als eine Blase am Aktien- und Immobilienmarkt die Kurse explodieren ließ, ist wohl doch eher unwahrscheinlich. Der Nikkei scheint aus seinem langjährigen Winterschlaf erwacht und bereit, weitere Höchstmarken anzupeilen.
Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.
V.M.Z. Newsletter
Unser Newsletter informiert Sie stets über die Entwicklungen an den Kapitalmärkten.
Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
Analysen & Kommentare
Börsenhalbzeit – es zeigen sich Stärken und Schwächen
In den zurückliegenden Monaten konnte der DAX den US-amerikanischen Markt outperformen. Gut möglich, dass auch in der zweiten Jahreshälfte die Aktienmärkte in Deutschland und Europa besser abschneiden als die US-Börse. Doch abschreiben sollte man den US-Aktienmarkt, also um es genauer zu sagen, den Leitmarkt aller Börsen, sicherlich nicht. Dazu kommt: Viele Aktien sind in den USA besser gelaufen, in vielen Branchen; der Nachtteil in der jetzigen Periode lag beim US-Dollar, der stark verloren hat. Worauf im zweiten Halbjahr an der Börse noch zu achten ist.
Griechische Aktien – überraschend robust
Seit der zurückliegenden Krise hat sich in Griechenland einiges getan. Schulden können zurückbezahlt werden, die Wirtschaft wächst und Unternehmen siedeln sich an. Auch ausgewählte griechische Aktien sind für risikofreudige Anleger nun wieder eine Überlegung wert.
US-Exporteure profitieren von einem schwachen Dollar
Handelszölle und eine Abwertung des Dollars sollen der US-Wirtschaft auf die Beine helfen, so der Plan der Regierung in Washington. Während ausgesuchte US-Exporteure davon profitieren können, ist das für einige Investoren eine Herausforderung. Schließlich kann ein schwächelnder Dollar auch zu Währungsverlusten führen.
Mit Reiseaktien in den Urlaub
Die Sommerferien nahen. Der Reisemarkt boomt, wie nie zuvor. Dabei hat sich das Reiseverhalten verändert, was auch Unternehmen jenseits der traditionellen Reise-Konzerne Chancen bietet. Und mit ausgesuchten Reiseaktien können auch Anleger an dieser Entwicklung partizipieren.
Besser als gedacht – der kanadische Aktienmarkt
Kanada bietet eine hohe politische Stabilität, jede Menge Rohstoffe und gute Beziehungen zu Europa. Das macht den kanadischen Aktienmarkt auch für deutsche Anleger interessant.