In den Emerging Markets fiel die Erholung in den vergangenen Monaten vergleichsweise moderat aus. Doch abschreiben sollten Anleger die aufstrebenden Schwellenstaaten nun sicherlich nicht. Vor allem auf mittlere und lange Sicht bieten einige Emerging Markets attraktive Renditeaussichten – allen voran in Asien.
Die Aktienmärkte der Schwellenstaaten bewegten sich – gemessen am MSCI Emerging Markets Index – seit Beginn dieses Jahres kaum vom Fleck, während der MSCI World im gleichen Zeitraum immerhin auf ein Plus von rund 20 Prozent kommt. Dass die Börsen der Emerging Markets dem weltweiten Markt hinterherhinken, kommt natürlich nicht von ungefähr.
Dollar und Fed machen Emerging Markets zu schaffen
Belastend wirkten zuletzt unter anderem der starke Dollar und die – wenn auch behutsam eingeleitete – geldpolitische Wende der US-Notenbank. Die Gründe: Zahlreiche Schwellenstaaten haben in Dollar laufende Kredite zu bedienen; wertet der Greenback nun auf, steigt damit einhergehend auch die Schuldenlast. Hinzu kommt, dass im Fahrwasser der leicht restriktiveren US-Geldpolitik auch die Renditen der US-Anleihen gestiegen sind – und Investoren daher Kapital aus den Emerging Markets in den vermeintlich sicheren US-Markt umgeschichtet haben.
Die in den zurückliegenden Monaten teils kräftig gestiegenen Rohstoffpreise macht den auf Rohstoffimporte angewiesenen Emerging Markets ebenfalls zu schaffen. Und: Die Probleme rund um den chinesischen Immobilienkonzern Evergrande dürften den einen oder anderen Anleger zusätzlich verunsichert haben.
Emerging Markets: Wo schatten ist, ist auch Licht
Doch es gibt durchaus Lichtblicke, gerade mit Blick auf die langfristigen Aussichten. Für die Schwellenstaaten spricht vor allem die im Vergleich zu den Industriestaaten günstigere demografische Entwicklung. In zahlreichen Schwellenstaaten gibt es viele junge und teils auch gut ausgebildete junge Menschen und eine kräftig wachsende Mittelschicht. Darüber hinaus verfügen einige Emerging Markets über enorm hohe Rohstoffvorkommen.
Eine gute Figur macht insbesondere Asien, das den krisenbedingten Konjunktureinbruch wohl zunächst hinter sich gelassen hat. Die Industrieproduktion in zahlreichen asiatischen Emerging Markets läuft wieder rund und schafft im Zusammenspiel aus Inlandskonsum, Innovation und Technologie ein dynamisches Umfeld, das sich in höheren Wachstumsraten widerspiegelt.
Asiatische Emerging Markets punkten mit hohen Wachstumsraten
Gute Voraussetzungen also für die Region, um im Jahr eins nach dem Ausbruch der Coronakrise zu hohen Wachstumsraten zurückzukehren. Die asiatischen Emerging Markets, die gerade in der Pandemie ihre ausgeprägte Resilienz unter Beweis stellen konnten, werden in diesem Jahr das weltweit höchste Konjunkturwachstum aufweisen. Für 2022 sagt der Internationale Währungsfonds für diese Region bereits ein Plus von 5,7 Prozent voraus. Das sind 0,4 Punkte mehr als bislang veranschlagt und liegt deutlich über den Zuwachsraten in den Industrieländern. Asien bleibt damit die wirtschaftlich am schnellsten wachsende der Welt.
Für China als führende Volkswirtschaft der asiatischen Emerging Markets erwartet der IWF in diesem Jahr sogar ein Wirtschaftswachstum von acht Prozent. Dies passt zum chinesischen Jahr des Ochsen, der im Reich der Mitte für Wohlstand und Glück steht. Zweifellos haben die regulatorische Verschärfung der Internetkonzerne und die Probleme von Evergrande viele Anleger verunsichert. Da keine komplexen Finanzprodukte betroffen sind, ist der strauchelnde Immobilien-Riese aber nicht mit der US-Investmentbank Lehman vergleichbar, die die weltweite Finanzkrise 2008/2009 auslöste. Auch Alibaba und Co. werden durch die Staatseingriffe zwar eingeengt, ihren Aufstieg wird dies auf lange Sicht aber wohl kaum stoppen.
Emerging Markets: China ist Vorreiter in Sachen Technologie
Mut macht auch, dass das Reich der Mitte inzwischen in vielen Technologien wie etwa E-Commerce, Digitalisierung, Robotik oder 5G die westlichen Staaten überholt hat. Abzulesen ist diese Entwicklung auch an den im vergangenen Jahr fast 69.000 Patentenanmeldungen chinesischer Firmen – so viel wie kein anderes Land weltweit. Selbst die USA kam nur auf 59.200, während sich Japan mit seinen gut 50.000 Patenten mit Rang drei zufriedengeben musste.
Kurzum: Vor allem für mittel- und langfristig orientierte Anleger könnte es sich durchaus lohnen, die Emerging Markets – allen voran China – im Blick zu behalten. Dies bedeutet nun aber nicht, dass die Schwellenstaaten frei von Risiken sind. Die Volatilität dürfte auch künftig höher sein als in den Industriestaaten; zudem sind auch kurzfristige Korrekturen jederzeit möglich. Ein professionelles Risikomanagement spielt daher gerade für die Emerging Markets eine nicht zu unterschätzende Rolle.
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