Das Reich der Mitte sorgt derzeit ein wenig für Verunsicherung an den internationalen Börsen. Chinas Wirtschaft verliert auf den ersten Blick an Schwung und die Aktienmärkte hinken der restlichen Welt hinterher. Das bevölkerungsreiche Land atmetet sozusagen gerade erst einmal durch, nach einer fulminanten wirtschaftlichen Erholung, so dass es sich aus unserer Sicht um ganz normale Verlaufsmuster handelt, schließlich steht man wirtschaftlich höher als vor der Pandemie in vielen Bereichen. Für unsere Weltwirtschaft ist aber noch bedeutender, dass der Wachstumsmotor läuft und seinen Beitrag zum globalen BIP liefert und viele andere Volkswirtschaften durch Nachfragen stimuliert.

Die Welt blickt nach China – und zwar nicht nur, weil die Volksrepublik die zweitgrößte Wirtschaftsnation der Welt ist. Im Vorfeld der jüngst veröffentlichten Wachstumszahlen hatten Experten auch mit einem kräftigeren BIP-Zuwachs gerechnet. Grund zur Panik besteht nun aber nicht, denn es ist wichtig die wirtschaftliche Erholung und die Verlaufskurve richtig zu interpretieren, was die meisten Marktteilnehmer nicht tun oder gar verstehen. Im Vergleich zum Vorjahr legte das Wachstum im dritten Quartal um 4,9 Prozent zu. Interessant ist auch, Peking hatte seit Ende 2020 auf weitere fiskal- und geldpolitische Stimuli verzichtet und damit ein bewusstes Bremsmanöver für die heimische Wirtschaft eingeleitet.

Gleich mehrere Faktoren belasten allerdings derzeit die Konjunktur und somit das Expansionsniveau. Engpässe in der Energieversorgung und Stromrationierungen führen zu Fabrikschließungen und Produktionsausfällen und die daraus resultierenden Knappheiten verschärfen die Lage in den globalen Lieferketten. Zugleich schwelt die Krise um den strauchelnden, mit gut 300 Milliarden Dollar verschuldeten Immobilienriesen Evergrande weiter, dessen kleinerer Rivale Modern Land jüngst seine Zinsen für eine Anleihe nicht zahlte.

BÖRSE HAT NACHHOLPOTENZIAL

Die Börse in China versprüht derzeit nicht allzu viel Euphorie – zumindest auf den ersten Blick. Obwohl die Volksrepublik die Coronakrise weitgehend hinter sich gelassen hat, zeigte der Aktienmarkt in den vergangenen Monaten im internationalen Vergleich eine unterdurchschnittliche Entwicklung. Während beispielsweise der MSCI China seit Jahresbeginn rund zehn Prozent verloren hat, rückten der EuroStoxx 50 um rund 19 und der S&P 500 Index um etwa 23 Prozent vor.

CHINAS WIRTSCHAFT IST ABER INTAKT

Zwar könnte die Unruhe am chinesischen Aktienmarkt zunächst weiter anhalten. Doch wenn man weitsichtig ist erkennt man, das ein chinesisches BIP-Wachstum in Höhe von 4,9 Prozent nicht als Schwäche auslegt werden kann, denn man verkennt, dass es sich dabei um ein ganz normales Wachstum handelt. Immerhin kann die Volksrepublik als einziges G-20-Land eine positive konjunkturelle Entwicklung für das Corona-Jahr 2020 vorweisen. Als ein wichtiger Treiber von Chinas Wirtschaft erweist sich der Binnenkonsum, den die Zentralregierung langfristig auszubauen versucht.

Dazu kommt, Chinas Wirtschaft wird auch in den kommenden Jahren stärker wachsen als im Rest der Welt. Die positiven strukturellen Wachstumstreiber wie die kräftig wachsende Mittelschicht, die Verlagerung der Produktion in der Wertschöpfungskette nach oben sowie der verstärkte Fokus auf Bereiche wie Automatisierung, Digitalisierung und Innovation sind weiter intakt.

SCHON BALD WELTWEIT GRÖSSTE VOLKSWIRTSCHAFT

Ein Pluspunkt mit Blick auf eine Portfolio-Diversifikation ist, der Aktienmarkt im Reich der Mitte korreliert gering mit den Börsen in USA und Europa. Zudem haben chinesische Dividendentitel nach den Kursverlusten der vergangenen Monate wieder an Attraktivität gewonnen, wobei wir kein direkter Anhänger von Einzelinvestments in China sind. Das kurze Rücksetzer mit Bezug auf den chinesischen Markt auch gute Einstiegszeitpunkte sein können, hat bereits die Finanzkrise 2008 gezeigt. Zwar erhöht Pekings Kampf gegen die Überhitzung am Immobilienmarkt kurzfristig die Unsicherheit und drückt auf das Wachstum, dies macht das Finanzsystem und die Wirtschaft Chinas aber langfristig stabiler. Und genau das sehen wir als Chance, boomt es weiter in diesen Regionen, wird die Welt daran partizipieren und ebenso viele internationale und transparente Aktienfirmen, die wir wiederum als interessant erachten und bei am Boom der Emerging Markets, bezogen auf Asien, mit ihren Geschäftsmodellen partizipieren.

Insgesamt wird also fast jeder vom hohen Wachstum der Volksrepublik profitieren und dies vor allem auf mittlere und lange Sicht. Das Land bleibt somit trotz der aktuellen Entwicklungen auch weiterhin einer der Wachstumstreiber der Weltwirtschaft und ist auf dem Weg, noch in diesem Jahrzehnt zur größten Volkswirtschaft der Welt zu avancieren.

 

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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