„Große Sprünge brauchen einen langen Anlauf“, lautet ein chinesisches Sprichwort. Und die Volksrepublik hat ein großes Ziel vor Augen: Das Reich der Mitte will die weltweit führende Industrienation werden. Auf diesem Weg ist China bereits gut vorangekommen. Der Aufstieg zur Nummer eins scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Daher dürften sich mittel- und langfristig orientierten Anlegern aussichtsreiche Perspektiven für attraktive Renditen bieten.   

Börse China mit Nachholbedarf

Zuletzt verblüffte China mit einem rasanten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Preisbereinigt wuchs das BIP im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um 18,3 Prozent – der größte Anstieg seit 30 Jahren. Für das zweite Quartal erwartet China ein Wachstum von sieben Prozent, für das Gesamtjahr werden konservative sechs Prozent in Aussicht gestellt.

Zweistellige Zuwachsraten verzeichneten im März auch die Umsätze im Einzelhandel, in der Industrieproduktion sowie bei Investitionen in Anlagegüter. Dieses Wachstum spiegelt sich aber noch nicht in vollem Umfang an der Börse China wider. Der CSI 300, der die Kursentwicklung der 300 größten und meistgehandelten A-Aktien Chinas abbildet, stieg binnen Jahresfrist von 3.800 auf 4.960 Punkte, ein Plus von mehr als 30 Prozent. Verglichen mit den Entwicklungen bei Dow Jones oder DAX hat die Börse China aber noch Potenzial.

Politische Weichenstellungen als Impuls für die Börse China

Mehr noch als die Konjunkturdaten dürften die politischen Weichenstellungen das Land bewegen. Der im März vorgelegte 14. Fünfjahresplan priorisiert die Entwicklung eines starken Binnenmarktes, die Förderung höherwertiger Industrien, das Erreichen einer Unabhängigkeit in innovativen Technologien und die geringere Abhängigkeit vom Außenhandel. Im Sinne dieser Strategie legt China den Fokus künftig auf Beschäftigung, Verringerung der Einkommensungleichheiten und Stärkung des sozialen Sicherungsnetzes, um das Konsumpotenzial des Landes auszuschöpfen. Die Umsetzung des Plans dürfte auch nachhaltige Impulse für chinesische Aktien liefern.

Wirtschaftsallianzen sollten chinesische Aktien ebenfalls stützen

Bedeutsam sind auch die wirtschaftspolitischen Allianzen: Mit den Ländern entlang der Seidenstraße-Initiative „One Belt and One Road“ knüpft China enge Import- und Export-Beziehungen. Als Taktgeber trieb China das asiatisch-pazifische Freihandelsabkommen RCEP voran, das zur weltgrößten Freihandelszone der Welt werden kann. Zudem wurde zwischen der EU und China ein Investitionsabkommen vereinbart, das als Schritt zu einem Freihandelsabkommen gilt und den Marktzugang sowie Wettbewerbsbedingungen für Branchen wie Immobilien, verarbeitendes Gewerbe, Bau und Finanzdienstleistungen betrifft.

All dies dürfte nicht nachteilig für Chinas Wirtschaft, Konzerne und deren Aktienkurse sein.

Binnenkonsum beflügelt chinesische Aktien

Entscheidend für die Börse China dürfte auch die Entwicklung des Binnenkonsums sein. 2013 trug der Konsum 47 Prozent zum chinesischen BIP bei, fünf Jahre später lag dieser Wert bereits bei 76 Prozent. Diese Entwicklung dürfte sich angesichts des steigenden Pro-Kopf-BIP fortsetzen. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wächst die chinesische Mittelschicht in den nächsten zehn Jahren um 370 Millionen auf 1,2 Milliarden Menschen – die Kaufkraft der Mittelschicht soll im gleichen Zeitraum auf 14,5 Billionen Dollar steigen. Das dürfte ein zusätzlicher Treiber für China-Aktien sein.

Stimulation für die Börse China

China ist bereits heute der weltweit größte Exporteur. Die Erholung im Ausland sollte dem Reich der Mitte besonders zugutekommen. Chinas Weg zur weltweit führenden Industrienation war kein Sprint, sondern ein Marathon. Nun befindet sich die Volksrepublik auf der Zielgeraden.

Angesichts der genannten Punkte dürfte der chinesische Kapitalmarkt gute Anlagechancen für mittel- und langfristige Investoren bieten, wenngleich aufgrund regulatorischer, geopolitischer und makroökonomischer Unwägbarkeiten das Risikomanagement keineswegs vernachlässigt werden sollte. Mit einem KGV des CSI 300 Index von rund 18 liegt zudem eine faire Bewertung vor – das KGV des S&P 500 weist einen um etwa 30 Prozent höheren Wert auf. Da dürfte also noch Luft nach oben sein. Je nach Risikoneigung bietet der chinesische oder auch damit der asiatische Aktienmarkt spannende Anlagemöglichkeiten mit attraktiven Renditepotenzialen – in Form von Einzelwerten, als gemanagte Fonds oder ETFs.

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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