Im August ist die Börse kräftig unter Druck geraten und damit einhergehend hat sich am Markt ein Unwohlsein breit gemacht. Doch besteht wirklich ein Grund dazu? Auch wenn sich einige Probleme nicht über Nacht in Luft auflösen, hat die Abwertung an den Märkten doch auch langfristige, attraktive Einstiegschancen eröffnet.

So schnell kann es gehen. Noch zu Beginn des Juli-Monats war die Stimmung unter allen Investoren sehr bullish, dann kam der Stimmungswechsel. In wenigen Tagen kippte die gute Laune, der Markt korrigierte recht kräftig, die Gründe dafür hatte ich ausführlich im vergangenen Wochenkommentar beschrieben. Diese Entwicklung spiegelt sich nicht nur in den großen Börsenindizes wie dem S&P 500, dem Nasdaq 100 und dem DAX wider, auch die Volatilitätsindizes zeigen deutliche Ausschläge – und zwar nach oben.

Während Aktienindizes in schwierigen Phasen nach unten gehen, steigen quasi spiegelverkehrt die Vola-Indizes. Diese sind ein Gradmesser für die Nervosität, da sie die möglichen Kursschwankungen an den Aktienmärkten zusammenfassen. Der CBOE Volatility Index etwa – kurz VIX – der die erwartete Schwankungsbreite des amerikanischen Aktienindex S&P 500 ausdrückt, notierte Anfang Juli noch bei zwölf Punkten. Das ist – auch historisch gesehen – relativ niedrig und ein Indiz dafür, dass sich die meisten Anleger zu diesem Zeitpunkt kaum Gedanken über eine mögliche Korrektur am Aktienmarkt machten.

Zunehmende Volatilität

Doch in den darauffolgenden Wochen zog der VIX langsam an, ein erstes Warnzeichen für die multidimensionalen Herausforderungen an den Kapitalmärkten, insbesondere aber auch der Geopolitik – und der S&P 500 gab nach. Anfang August dann schließlich ein kräftiger Ausschlag. Der VIX verlief in der Spitze auf über 60 Punkte. Eine Unruhe ging durch den Markt, der S&P 500 schwankte nach unten und notierte im Tief bei knapp 5.100 Punkten. Im Vergleich zum Hoch Mitte Juni ein Rückgang um rund 500 Punkte beziehungsweise etwa zehn Prozent. In den darauffolgen Tagen erholte sich der Markt, aktuell notiert der S&P 500 bei rund 5.350 Punkten, der VIX bei 20 Punkten. Letzteres zeigt: Der Markt hat sich wieder beruhigt, die exogenen Verunsicherungen bleiben.

Interessant ist nun vor allem, welche Richtung der Aktienmarkt künftig einschlagen wird. Setzt sich die Bewegung fort oder war das schon alles, ist der Markt „durchkorrigiert“, fertig zum Einstieg? Vor dieser Fragestellung scheint es sinnvoll, sich erneut auf die Suche nach den Gründen der Korrektur zu machen. Dabei wird schnell klar: den einen Grund scheint es nicht zu geben. Zu Beginn des Augusts sah die Welt nicht völlig anders aus als zum Juli-Beginn, als der Markt noch von einer positiven Stimmung getragen wurde. Die Kriege in Nahost und in der Ukraine gibt es schon länger – und auch die Sorgen um eine Konjunktur-Delle in den USA waren im Juli schon da.

Druck ausgeübt haben jedoch sicherlich die Anfang August veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten. Demnach stieg die Arbeitslosenquote im Juli auf 4,3 Prozent – und somit mehr als vorab erwartet worden war. Im Juni lag sie noch bei 4,1 Prozent, im Mai bei glatt vier Prozent. Die Quote steigt also langsam an, das ließ am Markt die Sorge vor einem konjunkturellen Einbruch der US-Wirtschaft wachsen. Ein solcher wäre in der Tat fatal. Denn die USA sind im Grunde genommen die einzig verbliebene große Volkswirtschaft, die derzeit wirklich wächst. Europa und China schwächeln. Würden nun auch die USA ausfallen, hätte die Weltwirtschaft sicherlich schwer zu kämpfen.

Carry Trades verschärften die Korrektur

Das ist die eine Seite der Korrektur, die andere, ist eine technische. Es scheint so, dass im August auch einige Anleger auf dem falschen Fuß erwischt wurden, die mit sogenannten Zinsdifferenzgeschäften, Carry Trades genannt, ihr Geld verdienen. Die Gewinne aus solchen Geschäften werden nicht selten am Aktienmarkt investiert. Ändern sich die Rahmendaten jedoch, werden die Carry Trades praktisch über Nacht aufgelöst, was zu Mittelabflüssen aus dem Aktienmarkt führt. Und Anfang August kam es offenbar zu erheblichen Auflösungen von Carry Trades. Das führte auch an anderen Börsen zu Turbulenzen, etwa in Japan. Hintergrund ist, dass gerade die USA und Japan für Carry Trades in der Vergangenheit sehr attraktiv waren, da zwischen beiden Ländern eine große Zinsdifferenz besteht. In den USA sind die Zinsen vergleichsweise hoch, in Japan niedrig. 

Einstiegschancen

Nun lassen sich bestimmt auch noch andere Gründe für die Korrektur im August anführen, etwa die Möglichkeit einer Eskalation des Krieges in Nahost oder die mangelnde Liquidität an der Börse in den Sommermonaten, doch wir wollen uns nun lieber der Frage zuwenden, wie es weitergeht. Einige Probleme werden vermutlich bleiben, wie zum Beispiel die Gefahr einer konjunkturellen Delle in den USA. Andere Probleme, wie die Carry Trades, sind eher punktuelle Ereignisse. Dazu gesellen sich aber auch positive Momente, wie der Umstand, dass mit der jüngsten Korrektur der Markt in Sachen Bewertung wieder attraktiver geworden ist. Das sogenannte vorausschauende Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt beim S&P 500 nicht mehr bei 28, wie vor einigen Wochen, sondern nun bei knapp 22. Das ist nicht billig, keine Frage, liegt aber ungefähr im Mittel der zurückliegenden zehn Jahre. Der Aktienmarkt USA ist also nicht mehr überteuert.

Zinssenkung der Fed wird wahrscheinlicher

Ein weiterer positiver Faktor: die Unternehmen machen gute Geschäfte. Die Gewinnerwartungen der meisten im S&P 500 gelisteten Aktien liegt über die nächsten zwölf Monate im Schnitt bei rund fünf Prozent. Das ist gut, so gut, wie schon länger nicht mehr. Nach einer Rezession sieht es also nicht aus. Daran ändern auch die Arbeitsmarktdaten nichts. Denn die können täuschen. Ein Anstieg der Arbeitslosenquote ist für die Betroffenen natürlich ein Drama, volkswirtschaftlich gesehen aber durchaus auch sinnvoll. Es nimmt Druck von den Löhnen und kann sich somit inflationshemmend auswirken. Weniger Inflation spricht für fallende Zinsen – und das wiederum ist gut für Aktien.

Damit wird klar: Die jüngste Bewegung am Aktienmarkt könnte zwar weiterhin für ein wenig Unruhe sorgen – Negativbewegungen entfalten sich häufig in drei Schüben, nach der ersten Konsolidierung erholt sich der Markt, dann kommt nochmal eine Negativbewegung  – doch nun und derzeit den Märkten den Rücken zu kehren, wäre völlig falsch – denn nach diesem Muster der Schüben sieht es nicht aus! Ganz im Gegenteil: Nun kommt es darauf an, bestens positionierte und im Zuge der Korrektur in Sippenhaft genommene Unternehmen zu identifizieren – und damit den langfristigen Vermögenserfolg mit Aktien zu stärken. Attraktive Einstiegschancen winken – das betrifft nicht unbedingt den Gesamtmarkt. Wir vom Portfoliomanagementteam agieren wie immer besonnen, aber bauen auch Positionen auf. Welche das sind, das zeigen wir Ihnen gerne in einem Gespräch auf: Kontakt.

 

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