Am Aktienmarkt führt weiterhin kein Weg vorbei
5. Oktober 2023
Wenn gleich mehrere Experten eine Prognose für die Zukunft abgeben, hat das Ergebnis ein anderes Gewicht, als wenn es sich um eine Einzelmeinung handelt. Das ist für Sie sicherlich keine allzu spannende Erkenntnis. An Brisanz gewinnt die Aussage, wenn sie sich auf den so genannten „Dot Plot“ der US-Notenbank Fed bezieht, der die Markterwartungen der 18 Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) ausdrückt. Es handelt sich dabei um eine grafische Darstellung der verschiedenen Einschätzungen zum US-Zinsniveau zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Und: Die letzte Veröffentlichung des „Dot Plot“ hat es in sich; vereinfacht lässt sie sich mit den Worten „höher für länger“ umschreiben. Was heißt das für die Entwicklungen am Aktienmarkt? Der Reihe nach.
So sehen Währungshüter die US-Zinsen
Trotz der – vom Gros der Marktteilnehmer erwarteten – jüngsten Zinspause sorgten die US-Währungshüter mit ihren Prognosen doch für eine Überraschung. Neben höheren Wachstumserwartungen in diesem und im kommenden Jahr, soll es 2023 noch einen weiteren Zinsschritt geben. Hinzu kommt: 2024 hatten die Experten ursprünglich damit gerechnet, dass der Leitzins in vier Schritten wieder sinken könnte – jetzt erwarten die Währungshüter nur noch zwei kleine Zinssenkungen.
2025 könnte es dann zwar deutlichere Senkungen geben, doch auch hier relativierten die Währungshüter ihre Erwartung. Selbst 2026 glauben die Mitglieder des FOMC noch an ein Zinsniveau, das die Wirtschaftsentwicklung leicht hemmt: Laut „Dot Plot“ könnten die Zinsen in drei Jahren noch immer bei 2,9 Prozent stehen. Als neutral – also die Wirtschaft weder stimulierend noch hemmend, gelten Zinsen von 2,5 Prozent. Was bedeuten diese Zinspolitik beziehungsweise Erwartungen jetzt für Anleger?
Aktienmarkt: Aussicht auf Normalität tut gut
Dass der Aktienmarkt unmittelbar nach Veröffentlichung des „Dot Plot“ nachgegeben hat, war keine allzu große Überraschung – schließlich hatte die Zinssenkungs-Fantasie in den vergangenen Wochen und Monaten ein unrealistisches Ausmaß angenommen. Dem Aktienmarkt nun den Rücken zu kehren, ist aber sicherlich keine gute Idee. Denn Fakt ist: Es gibt nach wie vor gute Gründe, weswegen Aktien auch in den nächsten Jahren eine gute Wahl sind, wenn es darum geht, Vermögen zu konservieren und mit einem überschaubaren Risiko zu mehren.
Allein schon die Aussicht auf Zinsen, die länger auf einem höheren Niveau verbleiben, dürfte den noch immer vorhandenen inflationären Tendenzen den Garaus machen. Gerade in den USA ist die Inflation weniger als in Europa von den Schocks auf der Angebots-Seite bestimmt, sondern trägt mehr Elemente einer klassischen Teuerung, die durch eine robuste Nachfrage ausgelöst wird. Eine höhere Zinserwartung dürfte ihren Zweck erfüllen und das Schreckgespenst der Inflation in den USA mittelfristig endgültig vertreiben.
Das eröffnet die Perspektive auf ein wenig mehr Normalität – Unternehmen und auch dem Aktienmarkt dürfte diese Normalität langfristig guttun. Zugleich sehen die Erwartungen der Währungshüter unterm Strich aber dennoch Zinssenkungen vor. Allein die Gewissheit, dass das Zinsniveau aktuell den Hochpunkt nahezu erreicht haben dürfte, ist positiv für den Aktienmarkt, an dem – Sie ahnen es – die Zukunft gehandelt wird. Gesunde Unternehmen mit intakten Geschäftsmodellen und einer gehörigen Portion Zukunfts-Fantasie werden auch trotz der aktuellen Marktschwäche schnell wieder auf den Kauflisten der Investoren landen.
Aktien als Anteile an Innovationen
Das attraktivere Bewertungsniveau trägt dazu ebenso bei wie auch die Aussicht, dass uns zumindest auf absehbare Zeit wieder normalere Zeiten bevorstehen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Großtrends, wie die Energie-, Möbilitäts- und Wärmewende, aber auch die Digitalisierung mitsamt der KI-Revolution, bis hin zur Knappheit von Rohstoffen, unserem liebgewonnenen Konsum und Wasser, weiter intakt sind.
Diesen Wandel begleiten sowohl innovative Unternehmen als auch die klassischen Value`s rund um den Globus. Die so entstehenden Chancen können Anleger in aller Regel nur am Aktienmarkt wahrnehmen. Wer kurzfristig investiert bleibt und sich vom derzeitigen Auf- und Ab nicht beeinflussen lässt, mittelfristig neue Perspektiven einnimmt und mit spitzer Feder rechnet und langfristig vorhandenen Aktienbeständen treu bleibt, wird sein Vermögen mehren und sowohl Unsicherheit als auch Inflation hinter sich lassen, aber der Zeitfaktor spielt hierbei eine große Rolle.
Doch Vorsicht: Ich möchte an dieser Stelle keineswegs den Eindruck erwecken, als sei der Vermögensaufbau mit Aktien ein Kinderspiel. Das Gegenteil ist der Fall. Um die oben erwähnten innovativen Unternehmen zu identifizieren, wird nicht nur eine Menge Zeit, Wissen und Erfahrung benötigt, sondern auch ein professionelles Risikomanagement. Kurzum: Wer auf lange Sicht Vermögen aufbauen möchte, sollte ernsthaft darüber nachdenken, die Hilfe einer erfahrenen und erfolgreichen Vermögensverwaltung in Anspruch zu nehmen.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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