Energiedebatte, Heizgesetz – die Diskussionen über die Pläne von Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck und Bauministerin Klara Geywitz haben in den vergangenen Monaten berechtigterweise hohe Wellen geschlagen. Teils fürchten Hausbesitzer gar eine Form der Enteignung – wer sich die strengen Vorgaben nicht leisten könne, müsse letztlich sein mühsam erspartes Eigenheim verkaufen. Doch so weit ist es Gott sei Dank noch nicht. Fakt ist: Eine mittelfristige und vernünftige Wärmewende bietet große Chancen – für  Anleger und die Klimaziele.

Derartige Beispiele zeigen, wie hitzig und polemisch die Debatte inzwischen geführt wird. Fakt ist, dass Immobilien in Deutschland noch immer maßgeblich für CO2-Emissionen verantwortlich sind. Das Umweltbundesamt (UBA) zeigt im aktuellsten Emissionsbericht, dass 2022 etwas weniger als sechs Millionen Tonnen CO2 durch Gebäude emittiert wurden. Das sind zwar 5,3 Prozent weniger, als noch im Vorjahr, doch liegt die zulässige Jahresemissionsmenge trotzdem bei weniger als einem Drittel der zuletzt emittierten Menge. Im Zuge von Klimaschutz und steigenden Nebenkosten muss also etwas geschehen.

Wärmewende: Großer Hebel bei Altbauten

Doch wie können die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, wenn die Diskussion rund um Energiewende und Heizgesetz ohnehin schon hochkocht? Immer mehr Experten aus der Immobilienbranche mahnen an, dass sich Deutschland von extremen Forderungen verabschieden und statt Neubauten eher den Bestand ins Visier nehmen sollte. Rund drei Viertel des Bestands an Immobilien stammt aus der Zeit vor 1979 – damals gab es noch keine Vorgaben für den Wärmeschutz. Wie die deutsche Energieagentur (DENA) meldet, verbrauchen unsanierte Gebäude etwa das Drei- bis Fünffache dessen, was aktuell technisch möglich ist. Hier anzusetzen, bietet den größten Hebel.

Wer sich heute in Neubaugebieten umschaut, der findet nicht selten Häuser mit Wohnraum um 200 Quadratmeter und Wärmepumpe vor.  Diese Wärmepumpen sind in der Regel gerade mal halb so groß, wie eine Mülltonne und haben eine Leistung von 5 bis 7 kW. Möglich werden diese Effizienzwunder dank moderner Dämmung. Häuser mit der Energiesparklasse A+ benötigen je Quadratmeter lediglich zwischen 0 und 30 kWh jährlich. Zum Vergleich: Ein teilweise sanierter Altbau liegt zwischen 200 und 250 kWh je Quadratmeter.

Bei Aktien kommt es auf die Details an

Angesichts der hitzigen Diskussion selbst innerhalb der amtierenden Regierungskoalition dürften allzu strenge Vorgaben für Immobilienbesitzer vom Tisch sein. Langfristig liegt jedoch allein schon aufgrund der Bepreisung von CO2 nahe, dass sich Dämmen und Energiesparen lohnt. Schon kleine Maßnahmen, wie etwa das Erneuern von Dichtungen oder das Dämmen von Rolladedenkästen zeigen Erfolg. Auch eine neue Dachdämmung ist vergleichsweise einfach umzusetzen. Komplexer wird es bei neuen Fenstern oder einer Fassadendämmung. Hier kommt erschwerend hinzu, dass Kältebrücken und Feuchtigkeit entstehen können, wenn etwa Wände gedämmt sind, die Fenster aber nicht. Auf der anderen Seite bietet eine moderne Fassadendämmung enormes Energie-Einsparpotenzial. Typische Dämmstoffhersteller dürften daher mittel- und langfristig von einer steigenden Nachfrage profitieren. Und: Abhilfe bei Detailfragen können Energieberater schaffen, die geeignete Maßnahmen Schritt für Schritt gemeinsam mit Immobilieneignern erarbeiten können.

Je besser Bestandsimmobilien gedämmt sind, desto eher kommen für sie auch moderne Heizungen, wie etwa Wärmepumpen, in Frage. Modelle für Bestandsgebäude sind zwar etwas größer, als die Exemplare aus Neubaugebieten, mit ihnen ist aber auch im sanierten Altbestand CO2-neutrales und vor allem kostengünstiges Heizen möglich. Wärmepumpen-Hersteller, wie Panasonic oder Mitsubishi Electric, sind für Anleger trotzdem nur bedingt eine gute Wahl: Die großen Multis aus Asien haben neben Wärmepumpen noch zahlreiche weitere Geschäftsfelder. Klassische Heizungsmarken, wie etwa Stiebel Eltron, Buderus oder Vaillant sind nicht börsennotiert und technologisch noch nicht mit den Unternehmen aus Asien auf einer Höhe.

Anleger sollten mit Umsicht investieren

Trotzdem können Anleger rund um die Wärmewende mittel- und langfristig Chancen ergreifen. Neben Dämmstoffherstellern gibt es beispielsweise auch Unternehmen, die wichtige Teile für Wärmepumpen herstellen. Grundsätzlich kommt es bei Wärmewenden-Aktien neben einer soliden Marktposition und guten Produkten auch auf die Bewertung an. Aber: Für Privatanleger ist es in der Regel sehr schwierig, die aussichtsreichen Unternehmen in diesem Bereich zu identifizieren. Interessierte Anleger sollten daher wohl eher auf professionelle Vermögensverwalter setzen, die den Markt und die wichtigsten Player genauestens verfolgen und analysieren – und die Chancen einzuschätzen wissen.

 

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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