Wie ein Surfer auf der perfekten Zinssenkungswelle reiten – welcher Anleger möchte das nicht? Doch so einfach ist das nicht. Worauf man im Umfeld weiterer Zinssenkungen durch die EZB nun achten sollte.

Was da auf uns zustürmt, das erinnert vielleicht ein wenig an eine „perfekte“ Welle. Nun, zugegeben, ich musste erst googeln, was eine perfekte Welle in der Welt des Surfens ausmacht, aber es passt. Am Anfang ist die perfekte Welle kaum zu sehen. Erst langsam türmt sie sich dank einer passenden Bodenformation immer weiter auf. Am Ende bricht sie mit großer Gewalt auf einen Strand, läuft aus, und verschwindet. Surfer lieben perfekte Wellen, die wohl äußerst selten sind. Und das ist so wohl auch am Aktienmarkt.

Anleger lieben die perfekte Zinssenkungswelle. Am Anfang sind es nur kleine Schritte, von der Börse nur am Rande wahrgenommen. Doch dann türmt sich die Welle auf, eine Senkung folgt der nächsten. Am Ende lockt das Niedrigzinsumfeld, in dem eigentlich nur noch Aktien eine vernünftige Rendite bieten.

EZB-Zinssenkung im Juni war der Start für die perfekte Welle

Eine erste kleine Welle haben wir ja schon im Juni gesehen. Damals senkte die Europäische Zentralbank mehr oder weniger überraschend der Leitzins um 0,25 Prozent, von 4,5 auf 4,25 Prozent – nicht viel, aber doch so viel, dass sich die ersten „Surfer“ startklar machten. Nun, einige Monate später, könnte der nächste Schritt folgen, dann der nächste und so weiter. Bis Ende des Jahres könnten noch mindestens zwei EZB-Senkungen folgen.

Richtig los könnte es dann aber im Jahr 2025 gehen. Die in diesem Jahr anstehenden Zinssenkungen dürften nämlich der Ausgangspunkt für weitere schnelle Schritte im neuen Jahr sein. Am Ende könnte der Zins dann zwischen 2 und 2,5 Prozent liegen. Kein Niedrigzinsumfeld, von einem solchen spricht man erst bei Zinsen deutlich unter einem Prozent, aber im Vergleich zum aktuellen Zins ein durchaus attraktives Umfeld. Oder, um wieder in der Sprache der Surfer zu reden, ein wunderbar langgezogener Strand – perfekt für das Ende eines erfolgreichen Wellenritts.

EZB-Zinssenkung und wie sie die Börse beeinflusst

Doch verlassen wir nun das Surferparadies und die perfekte Welle und fragen uns, ob und wie eine EZB-Zinssenkung der Konjunktur und die Börse beeinflussen wird? Grundsätzlich gilt: Zinssenkungen sind gut für den Aktienmarkt. Denn je niedriger die Zinsen, desto höher der Bewertungsspielraum für Aktien. Zinsen sind sozusagen der Gegenspieler für Aktien. Und je unattraktiver sie sind, desto attraktiver wird eine Anlage in Aktien. Doch Zinssenkungen sind nicht automatisch und sofort ein Startsignal für eine Börsenrally. Das könnte man meinen, aber so war es zumindest in der Vergangenheit oft nicht. Denn die Zinsen werden in der Regel von den Notenbanken ja erst dann gesenkt, wenn die Konjunktur schwächelt. Die niedrigeren Zinsen sollen das Investitionsklima verbessern und Unternehmen und Konsumenten zu mehr Ausgaben animieren.

Das heißt aber auch: Just in dem Moment, wenn die Zinsen gesenkt werden, sieht es für die Konjunktur tendenziell eher schlechter aus. Das schlägt sich auch am Aktienmarkt nieder, die Stimmung ist eher verhalten. Nicht selten war es in der Vergangenheit sogar so, dass die erste Senkung der Zinsen in einer Phase fallender Zinsen sogar als Verkaufssignal an der Börse diente. Aktienkurse und Zinsen fielen dann über einige Zeit im Gleichklang. Ähnlich vielleicht auch die aktuelle Situation. Die EZB-Zinssenkung am 6. Juni war die erste Senkung seit langer Zeit gewesen. Seitdem hat sich zum Beispiel der DAX seitwärts entwickelt, auch wenn es dabei zu großen Schwankungen gekommen ist. Notierte der DAX Anfang Juni bei rund 18.500 Punkten, so liegt er noch heute in diesem Bereich.

Weshalb man bei Zinssenkungen wachsam bleiben müssen

Obwohl also Zinssenkungen allgemein als förderlich für den Aktienmarkt gelten, hat sich der DAX seit der EZB-Zinssenkung unter dem Strich kaum verändert. Das liegt schlichtweg daran, dass der Markt die Zinssenkung als Warnsignal für das Wirtschaftswachstum wertet. Und in der Tat ist es ja auch so, dass die aktuellen Wachstumszahlen wenig Anlass zur Freude geben. Das Münchner Ifo etwa rechnet für 2024 nur noch mit Stagnation beim deutschen Bruttoinlandsprodukt. Andere Wirtschaftsexperten wie das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) gehen sogar davon aus, dass das BIP in Deutschland im laufenden Jahr leicht schrumpfen wird. Erst 2026 dürfte es mit einem BIP-Anstieg von 1,4 Prozent wieder spürbar bergauf gehen, so die Volkswirte.

Doch was bedeutet dies nun für die Entwicklung am Aktienmarkt? Werden die Kurse trotz der EZB-Zinssenkung im Juni und weiterer Zinsschritte nun sinken? Wahrscheinlich ist, dass die kommenden Monate am Aktienmarkt herausfordernd bleiben. Dies bedeutet aber auch, dass es gute Kaufmöglichkeiten auf niedrigerem Niveau gibt und sich Chancen auftun. Wer in solchen Zeiten aber attraktive Renditen erzielen möchte, braucht eine Menge Wissen, Zeit und Erfahrung. Fakt ist: Der Vermögensaufbau mit Aktien ist alles andere als trivial – zu keiner Zeit.

Wie man sich im Umfeld einer EZB-Zinssenkung verhalten sollten

Verschiedene empirische Untersuchungen zeigen, dass in Phasen fallender Zinsen vor allem defensive Branchen besser abschneiden als zyklische. Eine Erkenntnis, die wirklich überrascht. Intuitiv würde man ja davonausgehen, dass bei fallenden Zinsen vor allem konjunktursensible Bereiche zulegen. Das ist auch so, aber erst zu einem deutlich späteren Zeitpunkt. Erst einmal sind es die defensiven Sektoren, wie die Nahrungs- und Pharmabranche. Sie legen zu, weil Essen und Medikamente immer nachgefragt werden – egal ob es mit der Konjunktur gerade auf- oder abwärts geht. Besonders schlecht schneiden in Phasen fallender Zinsen die Bereiche Rohstoffe und Energie ab. Und auch das ist leicht zu verstehen, denn wenn es für die Konjunktur kurzfristig schlecht aussieht, werden auch weniger Rohstoffe benötigt. Doch das ist wie gesagt nur eine temporäre Entwicklung. Fallen die Zinsen nachhaltig und erholt sich die Wirtschaft wieder, was natürlich einige Zeit dauern kann, sind wieder die Zykliker dran, also zum Beispiel Konsumaktien.

Wie immer muss man genau hinschauen

Interessante Ergebnisse liefern die Untersuchungen auch in Bezug auf Technologieaktien. Gerne werden sie dem zyklischen Bereich zugerechnet, doch so pauschal stimmt das nicht. Denn Technologien etwa im Bereich der Cybersicherheit weisen fast schon einen defensiven Charakter auf. Netzwerke müssen nämlich immer geschützt werden, auch in schwächeren Konjunkturphasen. Andere Bereiche wie der Onlinevertrieb sind dagegen dann eher wieder zyklisch. Hier muss man also genau hinschauen und jedes Unternehmen einzeln betrachten, um die Chancen und Risiken während einer Phase, in der die Zinsen gesenkt werden, auszuloten.

Doch welche Unternehmen bieten nun konkret Potenzial? Und wie reitet man als Anleger die „perfekte Welle“? Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns, wir stehen für Sie mit Rat und Tat bereit: Kontakt.

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