Wenn Investoren auf ganze Anlage-Regionen Abgesänge anstimmen, müssen vor allem langfristig denkende Investoren hellhörig werden. Nicht selten ist überbordender Pessimismus für antizyklisch denkende Investoren sogar ein positives Signal. Ende 2022 standen vor allem Schwellenländer-Aktien im negativen Fokus. Titel aus den Wachstumsregionen, die über Jahre starke Renditen generiert hatte, verloren gegenüber dem MSCI World deutlich an Boden. Vor allem der starke Dollar belastete und weckte die Sorge vor einer langanhaltenden Schwellenländer-Talfahrt. Doch inzwischen hat sich vieles geändert! 

Fed-Politik könnte Schwellenländer-Aktien stützen

Die US-Notenbank Fed scheint die Inflation zumindest teilweise unter Kontrolle gebracht zu haben. Die Zeit der großen Zinsschritte nach oben scheint vorbei, wenngleich der Zinserhöhungszyklus noch nicht beendet sein dürfte. Als Folge könnte auch der Dollar schwächer tendieren. Für viele Schwellenländer wäre das eine erfreuliche Entwicklung. Zum einen, weil einige Emerging Markets sich in Dollar verschuldet haben. Aber auch, weil der Greenback beziehungsweise US-Anleihen als Anlage für Investoren an Attraktivität verlieren.

Doch auch die Abkehr von der restriktiven Corona-Politik in China dürfte dazu führen, dass der Wirtschaftsmotor seine Drehzahl wieder hochfährt und damit einhergehend Investoren Argumente liefert. Schon im Schlussquartal des Jahres 2022 legte die chinesische Wirtschaft um 2,9 Prozent zu. Volkswirte hatten im Vorfeld ein deutlich geringeres Wachstum erwartet. Da das vierte Quartal zudem noch stark von Lockdowns geprägt war, macht die vor rund einer Woche veröffentlichte Zahl Investoren Hoffnung.

Großtrends in Asien weiter intakt

Hinzu kommt, dass in China gleich mehrere miteinander verwobene Großtrends intakt sind. Der langfristige Trend, der viele Chinesen zu Wohlstand verholfen hat, ist auch trotz der Hiobsbotschaften aus den vergangenen Jahren noch intakt. Zugegeben: Die Krise am chinesischen Wohnungsmarkt dürfte auch viele Anhänger aus der Mittelschicht zumindest auf dem Papier ärmer gemacht haben. Doch Peking hat es bislang immer geschafft, die eigene Wirtschaft strukturell voranzubringen. Geht der Trend hin zu mehr Binnenkonsum auch in den nächsten Jahren weiter, dürfte China in Zukunft noch robuster gegen Verwerfungen der Weltwirtschaft werden. Auch die technologische Vormachtstellung rund um Themen wie Künstliche Intelligenz und die große Anzahl gut ausgebildeter Uni-Absolventen kann für Chinas Wirtschaft nur positiv sein.

Ende der Globalisierung? Die Chancen überwiegen!

Doch auch außerhalb Chinas gibt es positive Entwicklungen. Viele Länder in Südostasien profitieren einerseits von der Öffnung Chinas und werfen zudem eigene Stärken in die Waagschale. Etwa profitiert Thailand vom Comeback des Tourismus und spielt seine Stärken als Zulieferer großer chinesischer Unternehmen aus. In Indonesien hingegen freut man sich über steigende Rohstoffpreise und intensiviert das Engagement rund um Förderung und Verarbeitung von Industriemetallen. Letztere werden etwa benötigt, um regenerative Energien und die dafür notwendige Infrastruktur auszubauen.

Auch wenn im Zusammenhang mit Schwellenländern zuletzt immer die Sorge vor dem Ende der Globalisierung laut wurde, müssen Anleger bedenken, dass mehr Autarkie rund um Lieferketten erstens eine langfristige Entwicklung ist und die damit einhergehende Redundanz in bestimmten Sektoren zweitens für Anleger zusätzliche Chancen bieten kann. Auch 2023, 2024 und in den Jahren danach wird die EU mit China intensiven Handel treiben. Sich dessen im aktuellen Marktumfeld bewusst zu sein, eröffnet Chancen.

Interessante Konstellation rund um Schwellenländer-Aktien

Die wachsende Mittelschicht und die positiven demografischen Entwicklungen in vielen Schwellenländern sind Großtrends, die auch das Krisen-Jahr 2022 überdauern werden. Insbesondere nachdem die Bewertungen von Schwellenländer-Aktien im vergangenen Jahr deutlich zurückgekommen sind, ergeben sich nun auf lange Sicht attraktive Renditechancen.

Auch innerhalb des Schwellenländer-Universums finden sich allerdings Bewertungs-unterschiede. Wer etwa einen Blick auf die Zusammensetzung des MSCI Emerging Markets oder aber dem MSCI China wirft, wird dies leicht feststellen. Wer mit Schwellenländer-Investitionen die Weichen für langfristige Anlage-Erfolge stellen möchte, kann sich dort beteiligen. Wir als Vermögensverwalter haben natürlich eigene Analysetools, mit denen wir Chancen und Risiken abwägen – sei es auf dortiger Einzelaktienanalyse als auch die über die einzelnen Indizes. Wichtig bleibt aber, dass derartige Investments nur einen geringen Teil des Gesamtdepots ausmachen, denn auch bei Schwellenländer-Aktien dürfte die Volatilität 2023 hoch bleiben.

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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