Am 5. November ist es soweit, dann wird in den USA ein neuer Präsident gewählt. Doch wen wird die US-Börse am Ende mehr mögen, Harris oder Trump? Oder gibt es andere Faktoren, die wichtiger sind?

Mit dem Rücktritt von Joe Biden und der Ernennungen Kamala Harris zur neuen Präsidentschaftskandidatin der Demokraten hat der Wahlkampf in den USA neuen Schwung und eine neue Richtung bekommen. Lag der republikanische Herausforderer Donald Trump in den Umfragen unter den Wählern längere Zeit vor Joe Biden, hat sich seit Kamala Harris das Stimmungsbild scheinbar gewendet. Nun sind es die Demokraten, die siegreich aus der Abstimmung am 5. November hervorgehen könnten – auch wenn das Ergebnis am Ende aller Voraussicht nach wieder denkbar knapp ausfallen dürfte.

Demokraten besser für US-Börse

Unterdessen fragt man sich an der Börse, welcher Kandidat besser für den Aktienmarkt ist – Harris oder Trump? Demokrat oder Republikaner? Intuitiv würden viele auf die Republikaner tippen, denen eine größere Wirtschaftsnähe nachgesagt wird, während Demokraten eher zu Regulierungen und Vorschriften neigen, die die Wirtschaft nicht mag. Doch so einfach ist das nicht. Ein Blick auf die Historie offenbart nämlich genau das Gegenteil: Rein rechnerisch hätten 10.000 angelegte Dollar im Dow Jones Industrial Average in der republikanisch geführten Zeit seit 1900 eine jährliche Rendite von vier Prozent eingespielt – unter dem Strich wären so aus 10.000 Dollar rund 100.000 Dollar geworden, so Berechnungen der Financial Times. In den Jahren demokratischer Regierungszeiten wäre das Investment dagegen auf über 430.000 Dollar angewachsen, was einer jährlichen Rendite von über sechs Prozent entsprechen würde.

US-Aktienmarkt: Auf die Wirtschaftspolitik kommt es an

Das verblüfft, wie kann das sein? Die bessere Performance muss Gründe haben. Ein Grund könnte in der unterschiedlichen Wirtschaftspolitik der beiden Parteien liegen. Die Demokraten setzen bei ihrer Politik eher auf den Abbau von Einkommensungleichheiten, indem sie die unteren und mittleren Einkommensschichten stärken. Haushalte mit geringerem Einkommen neigen zu größeren Konsumausgaben, wenn sie finanziell besser gestellt werden. Das stärkt die Nachfrage, was wiederum der US-Börse zugutekommt. Die Aktienkurse steigen in der Regel, wenn die Konsumbranche boomt

Republikaner hingegen verfolgen oft eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, die vor allem Unternehmen und Investoren entlasten soll. Dadurch soll das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden, was auch gut für Aktien ist. Doch mehr Wachstum führt noch nicht automatisch zu mehr Konsum. Wenn etwa viele Jobs im Niedriglohnbereich geschaffen werden, wächst die Wirtschaft, doch die Arbeitnehmer leben dann trotzdem nicht selten am Existenzminimum und können nur wenig konsumieren. An der Börse stößt diese Entwicklung nicht unbedingt auf Ablehnung, aber der demokratische Weg wird offenbar mehr honoriert. Das heißt jedoch nicht, dass republikanische Präsidentschaftszeiten an der US-Börse per se schlechter verlaufen als demokratische Kandidaturen. Unter dem Republikaner Donald Trump etwa konnte der S&P 500 von 2017 bis 2019 um rund 16 Prozent zulegen, sein Vorgänger von den Demokraten, Barack Obama, schaffte es in seinen beiden Amtszeiten nur jeweils auf rund 15 Prozent. Auch Dwight D. Eisenhower, Ronald Reagan und George Bush, alles Republikaner, schaffen es in Sachen Performance auf vordere Plätze.

US-Börse – was die Kandidaten sagen

Harris oder Trump, unter reinen Performancegesichtspunkten am US-Aktienmarkt ist die Antwort gar nicht so klar. Ohnehin könnte man den Einfluss von Wahlergebnissen auf die Börse in Zweifel ziehen. „Politische Börse haben kurze Beine“, sagt man ja auch und meint damit, dass es andere Faktoren gibt, die wichtiger sind, etwa die Notenbank. Agiert sie prozyklisch oder antizyklisch, dreht sie den Geldhahn auf und befeuert die Konjunktur, oder arbeitet sie eher repressiv? Es gibt durchaus die berechtigte Annahme, dass die Notenbank der eigentliche Grund für die Bewegungen an der Börse ist – und nicht der Umstand, ob ein Demokrat oder Republikaner im Weißen Haus das Sagen hat.

Dennoch: Einige Aussagen der Kandidaten sind dann schon richtungsweisend. So hat Harris die Möglichkeit höherer Unternehmenssteuer in den Raum gestellt, was den Unternehmen nicht gefallen würde. Möglich wäre auch eine härtere Kontrolle der Banken- und Finanzszene. Es könnte etwa der Credit Card Competition Act in Kraft treten, der den Wettbewerb unter den Kreditkartenanbietern fördern soll. Andererseits: Unter Harris dürften die Produzenten und Anbieter von regenerativen Energien zu den Profiteuren gehören. Und, unter Harris dürfte sich die Staatsverschuldung der USA in Grenzen halten. Harris Pläne könnten die Schulden in den nächsten zehn Jahren um 1,2 bis 1,7 Billionen Dollar erhöhen, so eine Analyse von CNBC. Schätzungen zu Trumps Plänen gehen jedoch von einem Anstieg von mehr als vier Billionen Dollar aus, was die Märkte langfristig sehr belasten würde.

US-Börse – 2024 endet mit Schwung

Wie auch immer das Ergebnis am 5. November sein wird, die Auswirkungen auf den Aktienmarkt sind nicht eindeutig. Grundsätzlich gilt aber, dass Wahljahre gute Börsenjahre sind – egal, wer am Ende gewinnt. In den zurückliegenden Jahrzehnten hat der S&P 500 Index in den Präsidentschaftswahljahren im Schnitt um immerhin sieben Prozent zugelegt.

Allerdings gibt es bessere Jahre. Besonders gute Börsenjahre sind das jeweils dritte Börsenjahr der Regierungszeit einer Präsidentschaft, während das erste und das zweite im Schnitt eher nur mit moderaten Kurszuwächsen aufwarten können. Den Grund dieser Zyklizität kann in der typischen Regierungsarbeit liegen. Die ersten beiden Amtsjahre sind meist von einer eher restriktiven Fiskalpolitik geprägt, während die konjunkturelle Entwicklung weniger Beachtung findet. Im dritten Jahr rücken bereits die nächsten Präsidentschaftswahlen in den Fokus. Entsprechend versucht man, die Wählergunst mit Stimulierungsmaßnahmen positiv zu beeinflussen, was auch dem Aktienmarkt und somit auch der Aktienanlage zugutekommt.

Wahrscheinlich ist auch, dass 2024 noch mit Schwung enden könnte – und den wollen wir auf jeden Fall mitnehmen. Wie, das zeigen wir Ihnen gerne auf: Kontakt.

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