„AA+“ statt „AAA“, zwei Kürzel mit Sprengkraft, zumindest auf den ersten Blick. Die US-Ratingagentur Fitch hat vor wenigen Tagen die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft – und zwar von der bestmöglichen Bonitätsnote „AAA“ auf eben „AA+“. Dass die Aufregung groß war, versteht sich von selbst. Zum einen, weil Fitch die wichtigste Volkswirtschaft nun nicht mehr zu den verlässlichsten Schuldnern der Welt zählt. Und zum anderen, weil damit einhergehend auch die Befürchtung vor einer größeren Korrektur an den Aktienmärkten groß war – so wie vor rund zwölf Jahren. Damals entzog die US-Ratingagentur Standard & Poor`s der USA erstmals in der Geschichte die Bestnote „AAA“ und setzte damit US-Aktien unter Druck.

US-Aktien bietet weiterhin Chancen

Auch dieses Mal reagierte der US-Aktienmarkt – aber statt einer Korrektur war es dieses Mal lediglich eine Kursdelle, die die US-Börse heimsuchte. Und auch künftig dürften sich die Auswirkungen der Herabstufung in Grenzen halten. Zwar ist das Downgrade der Bonität sicherlich keine gute Nachricht, aber: US-Aktien sind aufgrund ihrer Liquidität und globalen Bedeutung alternativlos und bietet auf lange Sicht weiterhin attraktive Renditechancen.

Hinzu kommt: Die USA zählen für die meisten institutionellen Investoren trotz der Herabstufung immer noch zu den verlässlichsten Schuldnern. Abzulesen ist dies etwa an der Renditeentwicklung der zehnjährigen US-Staatsanleihen. Zwar sind die Renditen kurz nach der Fitch-Entscheidung auf rund 4,2 Prozent angestiegen, inzwischen aber wieder auf circa 4,0 Prozent zurückgekommen. Ein Grund: Im Zuge der Bonitätsherabstufung ist generell die Unsicherheit im Markt gestiegen. Und dies hat Investoren dazu veranlasst, ihr Vermögen in den sicheren US-Anleihehafen umzuschichten, die Renditen sind also wieder gesunken.

Downgrade nicht auf die leichte Schulter nehmen

Dennoch: Dass Fitch nach Standard & Poor´s nun ebenfalls der USA die Bestnote entzogen hat, darf nicht ignoriert werden und kommt natürlich auch nicht von ungefähr. Als Gründe wies Fitch unter anderem auf die Verschlechterung der Haushaltslage in den kommenden drei Jahren und die hohe Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hin. Aktuell kommen die USA auf eine Verschuldung in Höhe von rund 31,5 Billionen US-Dollar; das entspricht einer Schuldenquote im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt von rund 120 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland weist einen Schuldenstand von etwa 64 Prozent des BIPs auf.

Anleger sollten die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit nun aber nicht zum Anlass nehmen, einen Bogen um US-Aktien zu machen, im Gegenteil: Während zu Beginn des Jahres der Fokus eher auch den europäischen Aktienmarkt gerichtet worden war, schlägt das Pendel nun wieder mehr in Richtung US-Aktienmarkt. Das zeigt einmal mehr: Nur in eine Richtung Aktien kaufen ist schon längst nicht mehr zeitgemäß, zu komplex und zu schnelllebig hat sich das politische und wirtschaftliche Geschehen in den vergangenen Jahren entwickelt, es kommt somit immer mehr auf die Diversifizierung an – über Länder, Märkte und Branchen sowie die jeweiligen Anlageklassen. Ein erfolgreicher Vermögensaufbau mit Aktien erfordert daher nicht nur viel Wissen und Erfahrung, es ist auch eine Menge Zeit und vor allen Dingen Erfahrung erforderlich, um die dynamischen Entwicklungen an der Börse kontinuierlich zu analysieren und entsprechende Schlüsse daraus zu ziehen.

Da das Gros der privaten Anleger diese komplexen Herausforderungen nicht in Eigenregie erfolgreich meistern kann, bietet sich die Unterstützung einer professionellen Vermögensverwaltung an. Dazu kommt noch ein ganz wesentlicher Punkt: Anleger müssen sich immer die Frage stellen, wem traue ich auf Grund seines Wissens, seiner damit verbundenen Kenntnisse und den Erfahrungswerten zukünftig zu, die richtigen Anlageentscheidungen innerhalb des Portfolios zu treffen. Denn die Welt und Ihre Zyklen sowie ebenfalls die politischen Einflussnahmen haben sich stark verändert – und dies gilt es mehr denn je noch zu berücksichtigen.

US-Aktien: Teurer, aber besser als der europäische Markt

Doch weshalb bietet die US-Börse nun ebenfalls wieder langfristig große Chancen wie der europäische Markt, obwohl dieser mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 20 höher bewertet als der europäische, der auf eine KGV von etwa zwölf kommt?

Zum einen ist es der US-Notenbank Fed mit ihrem historischen Zinserhöhungzyklus gelungen – wenngleich sie, wie schon mehrfach von mir ausgeführt, viel zu spät auf die Inflation reagiert hat –, die Inflation auf inzwischen 3 Prozent zu drücken. Weitere Zinserhöhungen sind zwar nicht grundsätzlich ausgeschlossen, doch wird die Fed mit sehr großer Wahrscheinlichkeit den Zyklus früher beenden als die Europäische Zentralbank (EZB) – und auch eher die Zinsen wieder senken als die EZB. Und davon wird der US-Aktienmarkt und vor allem die bestens positionierten US-Technologieunternehmen profitieren.

Aufgeben ist keine Option

Zudem läuft die noch anhaltende US-Berichtssaison zwar nicht außergewöhnlich gut, doch immer noch recht solide. Das Gros der Unternehmen hat seine Prognose bestätigt oder aber sogar angehoben. Aber – und das ist noch sehr viel entscheidender: Die USA haben einmal mehr bewiesen, dass sie in schwierigen Phasen nicht den Kopf in den Sand stecken, Ideen und Visionen kaputt diskutieren, sondern die Herausforderungen annehmen und mit aller Macht versuchen, das Ruder herumzureißen. So hat etwa US-Präsident Joe Biden in schwierigen Zeiten mit dem Inflation Reduction Act ein gigantisches Infrastrukturprogramm auf den Weg gebracht, das nicht ausschließlich, aber vor allem die nachhaltige Energienutzung beflügeln dürfte. Im Bereich der Digitalisierung haben die USA Europa schon längst hinter sich gelassen, gleiches gilt für die zukunftsträchtige KI-Branche. Hinzu kommt, dass die USA praktisch von keinen Energieimporten abhängig sind, während in Deutschland die Windbrache seit Jahren keine Fahrt aufnimmt und die Autobranche – über Jahrzehnte das Zugpferd der deutschen Industrie – Stück für Stück an Bedeutung verliert.

Kurzum: Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit war ein schwerer Schlag für die USA, sie ist aber ganz bestimmt kein Grund, US-Aktien jetzt und in Zukunft den Rücken zu kehren.

 

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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