Katerstimmung bei Startups – Vermögensverwaltung gibt Struktur
27. Juli 2023
In manchen sozialen Netzwerken ist das schnelle Geld allgegenwärtig. Schnieke „Entrepreneure“ feiern sich und ihren Vertriebserfolg und zeigen, was sie haben. Wie aus einem schlechten Film klingt auch die eine oder andere Erfolgsgeschichte deutscher Startups. Wenn aus einer Idee in Windeseile ein Einhorn wird, also ein Unternehmen, das mit mehr als einer Milliarden Euro bewertet ist, treibt das mitunter spektakuläre Blüten. Entsprechende Geschichten konnten wir in den vergangenen Jahren den Medien entnehmen. Doch die Party scheint – zumindest vorläufig – vorbei: Wie die Marktkenner von KPMG melden, sind die Investitionen in Startups zwischen 2022 und 2023 deutlich zurückgegangen. Und wer unsere Statements die letzten Jahre zu diesem Thema verfolgte, der kannte unsere kritische Einstellung zum Trend der vermeintlichen „Startups“, vieles von dem, was dort vorgegaukelt wurde hatte einfach nichts mit der Realität zu tun!
Wagniskapitalgeber werden zögerlich
Steckten Wagniskapitalgeber im ersten Quartal 2022 noch annähernd 40 Milliarden US-Dollar in Startups aus Europa, waren es in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nur noch 10 Milliarden. In der Branche, die traditionell schnelllebig ist, geht daher die Angst um. Die Geschichte beispielsweise von McMakler, das nur kurz nach einer auch in sozialen Medien zelebrierten Firmenfeier große Teile seiner Belegschaft auf die Straße setzte, schlug Wellen.
Nachdem Wagniskapitalgeber über viele Jahre mit sehr hohem Risiko verbunden Geld mit Startups verdienen konnten, hat sich der Markt inzwischen beruhigt. Beim schwedischen Bezahldienst Klarna ist die Bewertung gemessen an Finanzierungsrunden um rund 85 Prozent eingebrochen. Zwar ist eine Finanzierung zu ungünstigen Bedingungen immer nur eine Momentaufnahme, doch dürften mehr und mehr Investoren kalte Füße bekommen – die Bereitschaft, Kapital nachzuschießen, ist in jedem Fall gesunken. Handeln normale und konservative Anleger mit ihrer Skepsis richtig?
Ebenso, wie es falsch war, in der Hype-Phase jeder gewagten Geschäftsidee eine Chance zu geben, ist es auch heute falsch, Startups hinterherzulaufen – außer man ist sich des hohen Risikos bewusst. Anleger sollten sich stattdessen am Aktienmarkt orientieren und weniger in kurzfristigen Szenarien und überschwänglichen Startup-Ideen denken, sondern in Fakten investieren. Geschäftsmodelle, die schon heute im Kleinen funktionieren, haben langfristig mehr Chancen als Startups, die nur Kapital verbrennen. Auch müssen es nicht immer disruptive Geschäftsmodelle sein. Ein solides Brot-und-Butter-Geschäft kann auch eine große Perspektive bergen. Dann etwa, wenn es digitalisiert wird oder ein Unternehmen neue Märkte ins Visier nimmt.
Startups: Privatanleger sollten Nachteile nicht außer Acht lassen
Hinzu kommt: Börsennotierte Unternehmen sind um einiges transparenter als Startups. Jede noch so kleine Veränderung der Geschäftsgrundlage müssen Aktiengesellschaften unverzüglich dem Kapitalmarkt mitteilen. Hinzu kommen spezialisierte Medien, die mehr oder minder kritisch nachfragen sowie Analysten, die jedes Quartalsergebnis einordnen und interpretieren. Wer die Aktienanlage wählt, ist also stets bestens informiert; bei Startups fehlen derartige Informationen in der Regel.
Auch wenn es vor allem vor der Pandemie schick geworden ist, dass auch vermögende Privatanleger in Private Equity investieren, sollten Anleger diese Nachteile nicht außer Acht lassen. Selbst wenn es darum geht, sich von Anteilen zu trennen, gestaltet sich das bei Startups oder entsprechenden Investitionsvehikeln deutlich schwieriger als bei liquiden Wertpapieren. Wer Aktionär ist und von den jüngsten Quartalszahlen enttäuscht, kann schnell reinen Tisch machen – Wagniskapitalgeber schauen gemessen daran in die Röhre.
Vermögensverwaltung: Wissen, worauf es ankommt
Trotzdem haben auch Startups ihre Berechtigung. Nicht wenige Börsenunternehmen von heute haben auf diese Weise angefangen und waren in ihrer frühen Phase auf Wagniskapital angewiesen. Falsch ist es nur, von diesen Erfolgsstorys auf die Zukunft zu schließen – am Kapitalmarkt werden die Karten jeden Tag neu gemischt.
Eine professionelle Vermögensverwaltung, inklusive eines bewährten Risikomanagements, sorgt nicht nur dafür, dass Anleger genau den richtigen Mix aus soliden und spekulativen Investments im Portfolio haben. Diese Struktur vorausgesetzt, können Anleger bei einzelnen Werten auch schwierige Monate oder Jahre überstehen und langfristige Wachstumschancen wahrnehmen. Denn: Die Herausforderungen in dieser Welt sind gerade heutzutage sehr hoch, da gilt es mit Geduld und Disziplin langfristig zu denken, wenn es um das eigene Vermögen geht. Der Erfolg kommt nicht von heute auf morgen – auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen. Aber mit dem Blick auf Übermorgen sieht es schon ganz anders aus, denn eines haben gute Qualitätsunternehmen immer geschafft: sich zu erholen nach Schwächen und dieses muss in unseren Köpfen fest verankert sein. Nur so gelingt die Vermögensmehrung.
Zurück zum Thema Startup: Erfahrene Vermögensmanager haben auch das Wissen, die Zeit und das Netzwerk, um beurteilen zu können, ob ein erfolgversprechendes Startup auf mittlere und lange Sicht tatsächlich einer erfolgreichen Zukunft entgegensteuert. Ob das junge Unternehmen in den sozialen Medien gefeiert wird, spielt für eine erfahrene und professionelle Vermögensverwaltung hingegen überhaupt keine Rolle. Für den langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien kommen ganz andere Faktoren in den Mittelpunkt. Sollten Sie nähere Informationen dazu wünschen, können Sie gerne jederzeit Kontakt zu uns aufnehmen.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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