Platin: Zu gut für die zweite Reihe
6. April 2022
Gold zählt für viele Anleger in Krisenzeiten als sicherer Anlagehafen. Doch auch wenn Gold womöglich eine Rolle als Krisenversicherung im Portfolio spielen kann, gibt es attraktive Alternativen. So haben beispielsweise die Edelmetalle Platin oder Palladium neben ihrer Eigenschaft als Edelmetall auch eine Funktion als Industriemetall – etwa in Katalysatoren für die Autoindustrie.
In den vergangenen Jahren setzte die Autobranche verstärkt Palladium ein. Doch der Rohstoff ist im Vergleich zu Platin teuer. Hinzu kommt, dass Russland für rund 40 Prozent des globalen Palladium-Angebots verantwortlich ist. Da liegt es nahe, sich intensiver mit Platin auseinanderzusetzen – schließlich sprechen nicht nur die bereits etablierten Handelsbeschränkungen, sondern auch die Perspektive auf weitere Handelshemmnisse in beide Richtungen dafür, dass sich die Autobranche stärker diversifiziert.
Platin statt Palladium
In der Vergangenheit wurde schon mehrere Male darüber spekuliert, dass Autobauer auf Platin umschwenken könnten. Immer scheiterte der Schritt aber an den technischen und finanziellen Anforderungen für einen solchen Schwenk. Der Krieg in der Ukraine könnte nun den Ausschlag geben und das auch an der Börse im Vergleich zu Palladium, Gold und Silber ins Hintertreffen geratene Platin begünstigen. Ein entscheidender Faktor könnte sein, dass der Platinmarkt deutlich heterogener ist und die Rolle Russlands kleiner ausfällt. Hinzu kommen die genannten Kostenvorteile, die sich aber vermutlich erst mittel- bis langfristig auszahlen könnten.
Für Investoren ist Platin auch deswegen interessant, weil Anleger hier dem Kurs alles andere als nachlaufen müssen. Aus charttechnischer Sicht steckt das Edelmetall in einem Abwärtstrend. Zwar schickte sich Platin nach Ausbruch des Ukraine-Krieges an, diesen zu verlassen, doch ist das Edelmetall seitdem wieder deutlich abgefallen. Wohin sich Platin künftig entwickeln wird, weiß natürlich keiner. Sollte es an erhöhten Nachfragen partizipieren, liegen Kurssteigerungen sicherlich auf der Hand, auf der anderen Seite sollte der Investor aber auch stets die Risiken im Blick behalten und Platin wirklich nur als kleine Beimischung in einer Gesamtportfoliostrategie betrachten.
Platin als Nebenprodukt ist „nice to have“
Heute wird Platin in reiner Form in erster Linie in Südafrika, Russland und Kanada gefördert. Hinzu kommt Platin als Nebenprodukt bei der Produktion der Buntmetalle Kupfer und Nickel. Für Anleger ist vor allem letzterer Umstand interessant, da beide Industriemetalle in den vergangenen Wochen großen Zuspruch erhalten haben und rund um Zukunftsthemen, wie Elektromobilität, aber auch Batteriespeicher und Stromnetze eine entscheidende Rolle spielen. Neben direkten Investments in Platin, etwa mittels Derivaten und dabei eher taktischer Natur, können Anleger mit ausgewählten Rohstoff-Produzenten sowohl Zukunftsindustrien abdecken, als auch vom möglichen Schwenk von Palladium zu Platin bei Verbrennungsmotoren profitieren.
Wasserstoff und Platin – ohne geht’s nicht
Langfristig könnte Platin sogar noch mehr an Bedeutung gewinnen. Grund ist, dass Platin in Brennstoffzellen und bei der Herstellung von Wasserstoff eine wichtige Rolle spielt. Zwar hat die Wasserstoff-Technologie zuletzt gegenüber den E-Autos mit Batterien den Kürzeren gezogen, doch bleibt Wasserstoff ein interessanter Energieträger und könnte vor allem Schiffe und langfristig auch Flugzeuge nachhaltig machen. Auch als Gas-Ersatz könnte Wasserstoff eine Rolle spielen. Platin ist also weitaus mehr, als nur ein Ersatz für Palladium. Angesichts der sinkenden Notierungen könnten risikofreudige Anleger das unterschätzte Edelmetall also zumindest einmal im Blick behalten.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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