Kupfer gilt als recht verlässlicher Seismograph der Wirtschaft. Zeiten des Aufschwungs nimmt das Industriemetall mit steigenden Preisen vorweg, gedämpfte Wirtschaftsaussichten belasten in der Regel den Preis. Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass Kupfer mit dem Abflauen der Corona-Pandemie, dem Anziehen der weltweiten Konjunktur und den rund um den Globus eingeleiteten Infrastrukturmaßnahmen deutlich an Wert gewonnen hat. Allerdings: Auch wenn die aktuelle Tendenz auf eine Fortsetzung des positiven Trends beim Kupferpreis hinzudeuten scheint, Anleger sollten sich der Volatilität und der Risiken eines Investments in diese Anlageklasse sehr bewusst sein.

Nachfrage nach Kupfer steigt

Der rasante Anstieg bei Kupfer – seit März 2020 stieg der Preis von rund 4.400 auf zuletzt knapp 8.990 US-Dollar je Tonne – wurde insbesondere von der Sorge um ein ausreichendes Angebot in Folge einer niedrigeren Förderung und politischer Unruhen im zweitgrößten Kupferproduktionsland der Welt, Peru, getrieben. Zudem profitierte Kupfer vom Wachstum der industriellen Produktion im Zuge der Konjunkturerholung, fehlenden neuen Minenprojekten und nicht zuletzt der robusten Nachfrage aus China. Die Volksrepublik nimmt jährlich etwa die Hälfte der weltweiten Kupferproduktion ab. Eine weitere Stellschraube: der schwächelnde Dollar. Da Kupfer in der US-Währung gehandelt wird, führt ein sinkender Dollarkurs zu erhöhten Käufen bei Nationen außerhalb des Dollarraums.

Industrie benötigt mehr Kupfer denn je

Kupfer zählt neben Eisen und Aluminium zu den drei Metallen mit dem höchsten Verbrauch. Seit 2011 stieg die weltweite Nachfrage nach Kupfer von 19,7 auf 25 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr. Die Gründe: Kupfer leitet hervorragend Strom und Wärme, ist resistent gegen Korrosion und leicht verformbar. Beflügelt werden dürfte die künftige Nachfrage von der Energiewende in Europa durch den Kohle- und Atomausstieg und von den geplanten Billionen-Investitionen der USA.

Für nachhaltige Technologien ist Kupfer ebenfalls ein wesentliches Metall, das überall – von der Stromerzeugung und Übertragung über Verbrauch und Speicherung bis hin zum Kabelstrang und der Speicherzelle – benötigt wird. Neben dem Bereich erneuerbare Energien kommen aller Voraussicht nach weitere Impulse aus der Baubranche sowie der Elektro- und Automobilindustrie. Besonders bei der Elektromobilität besteht ein hoher Kupferbedarf. So werden in einem Benziner oder Diesel 46 Pfund Kupfer verbaut, in einem Hybridauto 120 Pfund und in einem Elektrofahrzeug 180 Pfund. Zudem verbraucht jede EV-Ladestation weitere etwa 45 Pfund Kupfer.

Angebotsdefizit treibt Preis für Kupfer

Der absehbar steigende Bedarf spiegelt sich im Kupferpreis wider. Im Februar 2021 erreichte Kupfer mit einem Preis von 9.614 US-Dollar je Tonne ein Neun-Jahres-Hoch. Seitdem gab der Kurs wieder nach und pendelt seit etwa einen Monat im Bereich von 9.000 Dollar. Ob dies nur eine Konsolidierung vor einem neuerlichen Anstieg ist? Dafür spräche: Die Nachfrage übersteigt nach wie vor das Angebot. So lag das Angebotsdefizit zum Jahresende bei etwa 560.000 Tonnen. Für das Gesamtjahr 2021 rechnen Experten trotz anziehender Produktion erneut mit einem Angebotsdefizit in einem niedrigen sechsstelligen Tonnenbereich.

Kupfer als Investment für erfahrene und risikobewusste Anleger

Auch wenn die Aussichten für Kupfer verlockend erscheinen und bereits Preise von bis zu 10.000 US-Dollar je Tonne prognostiziert werden, ist Vorsicht angeraten. Verzögerungen durch Rückschläge im Kampf gegen Corona, eine straffere Geldpolitik, ein stärkerer Dollar oder politische Unruhen in Kupferförderländern können die Entwicklung des konjunkturabhängigen Kupferpreises beeinflussen. Wer dennoch in Kupfer investierten möchte, dem bieten sich etwa Aktien von Minenunternehmen, Zertifikate oder die mit den ETFs verwandten Rohstoffpapiere ETCs an. Vor dem Hintergrund der Unwägbarkeiten eignen sich diese Wertpapiere jedoch nur als Depotbeimischung und nur für erfahrene Anleger.

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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