Der grünen Wasserstoffwirtschaft wird sehr großes Wachstumspotenzial zugetraut. Doch Vorsicht: Noch steckt der Markt mehr oder weniger in den Kinderschuhen. Interessierte Anleger sollten daher die nicht zu unterschätzenden Risiken im Blick behalten.
Im Grunde genommen ist das ja eine tolle Sache. Irgendwo, wo viel Sonne scheint und Wind weht, wird mit Hilfe der regenerativen Energie aus Wasser Wasserstoff hergestellt. Der kommt dann in große Tanks, wird verladen und dorthin transportiert, wo er benötigt wird. Das kann mit einem Pipelinenetz umgesetzt werden, mit Lastkraftwagen oder gar mit großen Schiffen. Alles wie bei Öl halt. Der so produzierte Wasserstoff wird als „grün“ bezeichnet, da bei der Herstellung kein Kohlenstoff anfällt, er ist klimaneutral. Ein Traum für alle Klimaschützer, die grüne Wasserstoffwirtschaft als Lösung aller unserer Energieprobleme. Wunderbar!
Sie merken es vermutlich schon, im Unterton schwingt leichte Ironie mit. Prinzipiell stimmt das alles und technisch wäre es auch möglich, allein an der Umsetzung hapert es – und zwar gewaltig. Laut dem Jahresbericht „Global Hydrogen Review 2023“ der Internationalen Energieagentur (IEA) werden derzeit weniger als eine Million Tonnen grüner Wasserstoff weltweit produziert. Der Löwenanteil des weltweit hergestellten Wasserstoffs ist hingegen „grau“, produziert aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Gas, das sind derzeit rund 80 Millionen Tonnen beziehungsweise über 80 Prozent der gesamten weltweiten Wasserstoffproduktion von knapp 100 Millionen Tonnen.
Das soll sich ändern, grüner Wasserstoff soll schon bald in Massen produziert werden. Die Prognosen darüber schießen gen Himmel. Experten überschlagen sich mit positiven Schätzungen. Bis 2050, so eine Annahme von Deloitte, könnten weltweit 600 Millionen Tonnen grüner Wasserstoff produziert werden. Das würde, so die Unternehmensberatung, einem globalen Umsatz von rund 1,4 Billionen Dollar entsprechen. Wasserstoff-Aktien sollten demnach wohl in keinem Depot fehlen – oder doch nicht?
Die Risiken sind enorm, die Aussichten unklar – und damit auch für Wasserstoff-Aktien
Wenn doch alles so einfach wäre, aber so ist es nicht. Zugegeben: Die Wasserstoffwirtschaft, vor allem die grüne, hat große Chancen, aber ebenso große Risiken. Noch ist nämlich völlig unklar, wo die ganzen Anlagen zur Produktion des Wasserstoffs stehen sollen. Im Norden Afrikas wäre wohl eine Option. Aber wo bitte da? In Libyen, einem Land, das vom Krieg gezeichnet ist und noch nicht einmal über eine einheitliche Regierung verfügt? Vielleicht Algerien oder Marokko? Möglich, doch auch in Algerien brodelt es. Wo dann?
Australien bietet sich an, die Regierung in Canberra hat zumindest eine schlüssige Wasserstoffstrategie erarbeitet. Doch der Transport nach Europa ist lang und teuer. Ob sich das eines Tages lohnt? Tja, soviel bleibt da gar nicht mehr übrig. Spanien und Italien vielleicht noch, was gut wäre, da dann die Transportwege kurz wären. Aber ob die Spanier und Italiener Lust haben, ihren Boden mit Solarzellen und Windkraftanlagen zuzukleistern, bleibt abwarten.
Sie sehen, das Thema grüner Wasserstoff ist bei Weitem nicht so trivial wie man das gerne hätte. Hinzu kommt: Der Einsatz des grünen Wasserstoffs zur Dekarbonisierung der Wirtschaft ist zwar weitestgehend unumstritten, unklarer ist jedoch die Lage bei der Mobilität.
Im Zuge der Mobilitätswende haben batteriebetriebene Elektroautos derzeit die Nase vorn, der Einsatz von Brennstoffzellen, die mit Wasserstoff betankt werden, lohnt sich dagegen derzeit wohl nur im Schwerkraftverkehr. Der breite Einsatz im Auto ist hingegen weniger sinnvoll, da der Umwandlung von Sonnen-/Windenergie in Wasserstoff und dann die Rückwandlung in Antriebsenergie mit einem Leistungsverlust und daher mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Warum regenerative Energien umwandeln, wenn man sie auch direkt in eine Batterie einspeisen kann?! Die Elektromobilität ist für Autos noch immer die günstigste Option für einen treibhausgasneutralen Straßenverkehr.
Korrektur zum Einstieg in Wasserstoff-Aktien nutzen
Nichtsdestotrotz loten die Autohersteller auch den Einsatz von Wasserstoff aus. Das zeigt auch eine aktuelle Meldung von BMW. Der bayrische Autobauer will 2028 mit der Serienproduktion eines Wasserstoffautos mit Brennstoffzelle beginnen. BMW betrachtet die Wasserstofftechnologie als zweites Standbein neben batterieelektrischen Fahrzeugen – und das kann sich mittel- und langfristig durchaus rechnen. Zumal angesichts knapper Batterie-Rohstoffe und unzureichender E-Ladenetze die Elektromobilität ohnehin tendenziell eher noch eine Randerscheinung ist und bleiben kann, wenn es so schleppend weitergeht.
Also, wie man es auch dreht und wendet, grünen Wasserstoff könnten einige Anlegertypen auf ihrer Watchliste stehen haben. Investieren sollten diese aber nur, wenn eine wirkliche Risikobereitschaft vorhanden ist – und dann auch nur in einem überschaubaren Umfang. Das zeigt auch die Kursentwicklung vieler Wasserstoff-Aktien. Nachdem diese in den Jahren 2020 und 2021 extrem stark gestiegen sind, folgte der jähe Absturz, ähnlich dem Internethype zu Beginn der 2000er-Jahren.
Auswahl der aussichtsreichen Wasserstoff-Aktien ist alles andere als trivial
Auf dem Boom folgte eine Pleitewelle. Diese werden einige zuvor an der Börse gehypte Wasserstoffunternehmen nicht überleben oder sie sind schon Konkurs gegangen. Andere werden die Korrekturphase, die bis heute läuft, gestärkt verlassen. Allerdings erfordert die Analyse sehr viel Kenntnisse und Erfahrungen, ist sehr komplex und zeitaufwendig und selbst dann ist dieses Segment von hohen Risiken begleitet. Doch wie baue ich eine Anlagestrategie richtig auf, die viele Aspekte berücksichtig und damit auch diverse Branchen abdeckt? Lassen Sie uns darüber sprechen: Kontakt.
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