Während die Preise vieler Industriemetalle stagnieren, erreichte Aluminium kürzlich fast die Marke von 3.000 Dollar – und ist damit so teuer wie seit 13 Jahren nicht mehr. Experten prognostizieren zwar einen strukturellen Nachfrageüberhang. Dennoch sollten Anleger auch auf eine mögliche Konsolidierung vorbereitet sein.

Geht es um Rohstoffe, beschäftigt vor allem die Entwicklung des Ölpreises die Gemüter. Die Ölstaaten sorgten zum Wochenbeginn für einen Preisanstieg des Schmierstoffs der Weltwirtschaft auf ein Sieben-Jahreshoch von rund 82 Dollar. Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten, kurz OPEC+, gaben bekannt, ihre Ölförderung nicht über das geplante Maß hinaus zu steigern. Auch an den Tankstellen trieb der steile Anstieg des Petro-Preises die Spritpreise auf ein hohes Niveau.

ALUMINIUM MIT KRÄFTIGEM KURSZUWACHS

Im Windschatten des schwarzen Goldes hat ein anderer Rohstoff eine noch beeindruckendere Entwicklung hinter sich – und zwar Aluminium. Das nach Stahl weltweit am meisten verwendete Industriemetall wurde in den vergangenen zwölf Monaten um etwa 60 Prozent teurer. Es wird vor allem dort eingesetzt, wo es darum geht, maximale Stabilität bei geringem Gewicht zu erzielen. Seine einfache Verarbeitbarkeit und die Undurchlässigkeit für Sauerstoff oder Licht machen Aluminium auch zum unverzichtbaren Material in der Verpackungsindustrie – etwa in der Produktion von Getränkedosen. Eine Folge des steigenden Preises: Der Biergigant Heineken rechnet vor allem wegen der zunehmenden Herstellungskosten von Dosen im zweiten Halbjahr 2021 und insbesondere im kommenden Jahr mit erheblichen Zusatzkosten.

CHINA ALS WICHTIGER MARKTFAKTOR

Die größte Nachfrage stammt aber nicht aus der Nahrungsmittelbranche oder Getränkeindustrie – und das liegt in erster Linie an der Kombination aus Festigkeit und geringem Gewicht von Aluminium. Es wird daher vor allem dort geschätzt, wo Materialkosten eine untergeordnete Rolle spielen, dafür aber der Gewichtsreduzierung eine wichtige Bedeutung zukommt – vor allem in der Autobranche und im Flugzeugbau sowie in der Raumfahrt. Zusätzlich wird es verstärkt in den Bereichen erneuerbare Energien verwendet. Die gute elektrische Leitfähigkeit wiederum macht es zum gefragten Stoff für Kabel aller Art. Der hohe Industriebedarf ist allerdings nur einer von mehreren Gründen für die nicht zuletzt von der Belebung der Weltwirtschaft getriebenen Nachfrage, die den Preis pro Tonne mit 2920 Dollar kürzlich so teuer machte wie seit 2008 nicht mehr.

ALUMINIUM KÖNNTE NOCH IMMER LUFT NACH OBEN HABEN, ABER…

Nicht nur die hohe Nachfrage beflügelte zuletzt den Kurs, sondern auch die Angebotsseite: China, mit knapp 60 Prozent der weltweiten Produktion der wichtigste Protagonist im Aluminium-Business, tritt bei der Herstellung des energieintensiven Metalls auf die Bremse, um den Stromverbrauch und die Emissionen zu verringern. Zudem könnten neben den anhaltenden Schwierigkeiten in der Logistik auch die hohen Frachtraten und die steigenden Energiepreise sowie der Mangel an Fachkräften den Preis stützen.

VORSICHT VOR DER SCHWERKRAFT

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg erwarten viele Marktbeobachter, dass die Angebotsprobleme bis weit in das kommende Jahr hinein reichen werden. Andere hingegen gehen davon aus, dass die Aluminiumpreise sinken, sobald sich die Angebotssituation in China, dem mit Abstand weltgrößten Verbraucher des Industriemetalls, beruhigt. Als belastend könnte sich darüber hinaus erweisen, dass sich die Konjunktur derzeit im Reich der Mitte etwas abkühlt – abzulesen am Preisrückgang wichtiger anderer Industriemetalle. Nicht zuletzt könnte das hohe Preisniveau die Kaufbereitschaft bremsen.

Auch wenn die Gründe für einen weiteren Anstieg womöglich überwiegen: Das Leichtgewicht hat nach dem starken Anstieg eine gewisse Fallhöhe erreicht. Anleger sollten daher eine Konsolidierung keineswegs ausschließen. Jede belastende Nachricht rund um den Aluminiummarkt könnte auf diesem Niveau deutliche Kursreaktionen bewirken.

Mit Zertifikaten oder Exchange Traded Commodities können Anleger je nach Einschätzung in beide Richtungen an der Entwicklung des Aluminiumpreises teilhaben. Doch Vorsicht: Grundsätzlich wird die Kursentwicklung von Rohstoffen – und daher auch von Aluminium – von zahlreichen Faktoren bestimmt. Anleger, die mit dem Gedanken eines Rohstoff-Investments spielen, sollten daher auch großen Wert auf das Risikomanagement legen.

 

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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