Die Krise rund um die Ukraine überschattet gerade so ziemlich alles. Doch gerade Phasen wie diese sollten Anleger für weitsichtige Überlegungen nutzen. Eine dieser womöglich vielversprechenden Überlegungen hat ihren Ursprung in der Pandemie. Millionen Konsumenten blicken auf entbehrungsreiche Monate zurück. Eine Phase, die sich nun dem Ende neigen und Fantasie in zyklische Aktien bringen könnte: Urlaube machten über weite Strecken keinen Spaß oder waren überhaupt nicht möglich, auch sonstige Freizeit-Aktivitäten blieben in den vergangenen beiden Jahren ein wenig auf der Strecke. Die Folge: Hohe Sparquoten. Wie die europäische Statistik-Behörde Eurostat meldet, sparen Europäer seit Ausbruch der Pandemie wieder mehr. Im Gegenzug sanken die Konsumausgaben.

Zyklische Aktien: Konsumlaune und Freude am Fahren gewinnen an Fahrt

Da das Leben in den vergangenen Monaten eher dröge war, könnte eine Umkehr dieses Trends einsetzen. Mit dem beginnenden Frühling können Konsumenten und Sparer auch hinsichtlich der Inzidenzzahlen mit einer freundlicheren Großwetterlage rechnen. Während die Sorge vor einer krisenhaften Zukunft schwindet, wächst der Wunsch, sich wieder mehr zu gönnen. Wenn nur ein Teil der in den vergangenen beiden Jahren geschaffenen Rücklagen in den Konsum fließt, könnte das für einen merklichen Wachstumsimpuls sorgen. Die Wirtschaft könnte aufblühen – und vor allem zyklische Aktien beflügeln.

Angesichts der aktuell bereits hohen Inflation könnte die wachsende Konsumfreude zwar auch negativ interpretiert werden, doch gibt es Branchen, die in jedem Fall profitieren sollten. Während steigende Preise bei Roh- und Grundstoffen zunehmend als Gefahr für die Wirtschaft gelten, haben sich Konsumgüter bislang noch nicht so deutlich verteuert. Da sich in der Autoindustrie die Lage rund um die Versorgung mit Mikrochips ein wenig entspannt hat, könnte eine steigende Nachfrage der Konsumenten gerade jetzt auf ein wieder wachsendes Angebot treffen – Autobauer könnten ihre Boliden wieder unter Höchstlast produzieren und müssten angesichts der allseits steigenden Preise auch keine Rabattverhandlungen mehr fürchten, wie sie noch 2019 Gang und Gäbe waren. Als Depotbeimischung könnten Autoaktien – unter Berücksichtigung der individuellen Risikoneigung – also womöglich eine gute Idee sein.

Von einem wachsenden Inflationsdruck profitieren könnten indirekt auch Banken. Seit Jahren leiden die Geldhäuser unter den niedrigen Zinsen. Wenn jetzt auch noch der Konsum anspringt, die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt und die EZB zum Handeln gezwungen wird, könnten sich für Banken gleich mehrere Stellschrauben in die richtige Richtung drehen. Mehr Konsum bedeutet auch mehr Transaktionen, mehr Ratenkredite und Finanzierungen. Steigende Zinsen bringen Banken mehr Spielräume bei diesem Finanzierungsgeschäft. Auch bei Einlagen könnten langfristig wieder kleine Zinsen locken. Das stellt Kunden zufrieden und sorgt für Kapitaleingänge, was wiederum die Voraussetzung für einen erfolgreichen Vertrieb von Finanzprodukten ist.

Porsche-IPO als positives Signal

Auch wenn die Aufmacher der Titelseiten und Nachrichtensendungen in diesen Tagen keine Investments in die beiden zyklischen Branchen Banken und Automobilindustrie nahelegen, sollten Anleger die Überlegung nicht vorschnell abtun. Erst kürzlich vermeldete Volkswagen den Börsengang der Sportwagen-Tochter und Traditionsmarke Porsche. Wie ein Blick auf den Aktienmarkt zeigt, scheint die Großwetterlage bei professionellen Investoren auch trotz Ukraine-Krise nicht sonderlich getrübt zu sein. Dazu kommen die weitern Zykliker wie benannt Konsum, Fluggesellschaften aber auch Chemie und Maschinenbau, somit also durchaus eine solide Achse. Erst gestern bestätigte der ifo-Geschäftsklimaindex, mit einem Anstieg auf 98,9 Punkte, die verbesserte Stimmung in der deutschen Wirtschaft und dieses wird sich gerade bei den sogenannten Zyklikern positiv auswirken.

Vorsicht ist geboten – doch die Chancen bei zyklischen Aktien dürften überwiegen

Angesichts hoher Sparquoten und dem bevorstehenden Frühling sollten Anleger bei zyklischen Aktien genau hinschauen. Die Chancen stehen gut, dass sich die wachsende Konsumfreude nach den Chip-Engpässen auch in den Absatzzahlen der Autobauer niederschlagen kann. Auch für Banken hellt sich die Lage merklich auf. Die Zinswende nimmt den Instituten eine jahrelange Last von den Schultern. Je freudiger die Menschen im Frühling konsumieren, desto schneller reagiert die EZB. Doch Vorsicht: Der Vermögensaufbau mit Aktien bietet auf lange Sicht zwar durchaus Chancen auf eine attraktive Rendite, eine Garantie erhalten Anleger aber freilich nicht.

 

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