Die Inflation im Euroraum stieg im Oktober „nur“ noch um 2,9 Prozent. Was noch vor Jahren das Inflationsgespenst beschworen hätte, sorgt bei manchen Marktteilnehmern inzwischen für Erleichterung. Nach dem Inflationsjahr 2022 signalisiert die Teuerung zumindest ein Stück weit Normalität. Doch ein Ende der Inflation ist damit noch längst nicht erreicht. Nur ein Grund, weshalb Anleger ihren Blick auf Qualitäts-Aktien legen sollten.
Bis die Teuerungsrate den von der Europäischen Zentralbank (EZB) gewünschten Wert von rund 2 Prozent erreichen wird, dürfte noch viele Monate vergehen. Die Gründe: Hohe Lohnabschlüsse und der Fachkräftemangel. Hinzu kommen potenzielle weitere Preistreiber, wie die unsichere Lage in Nahost und der zunehmende Protektionismus weltweit.
Gemengelage ist und bleibt herausfordernd
Wie angespannt die Inflations-Lage weiterhin ist, zeigt auch die Entwicklung der Kern-Inflation – also die Rate ohne die volatilen Preise für Energie, Nahrungs- und Genussmittel. Sie gab im Oktober lediglich von 4,5 auf 4,2 Prozent nach. Gut möglich ist zwar, dass die EZB ihren Zinserhöhungszyklus nun beendet hat, doch bis der europäische Leitzins erstmals gesenkt wird, dürfte es noch eine Weile dauern. Und auch in den USA ist eine expansive Zinspolitik derzeit nicht in Sicht.
Kurzum: Die Lage am Kapitalmarkt bleibt angesichts hoher Zinsen, geopolitischer Krisen und der auf hohem Niveau verharrenden Inflationsraten herausfordernd. Und zwar so sehr, dass zahlreiche Anleger die zuletzt auch kräftig gestiegenen Staatsschulden vieler Länder nicht wahrgenommen haben – eine weitere, nicht zu unterschätzende Gefahr.
Staatsschulden im Blick behalten
Zwar sollte auch die Herabstufung der US-Bonität durch Fitch Anfang August nicht ignoriert werden. Doch vor allem die Schuldensituation in Italien birgt eine Menge Risiken und sollte genauesten im Blick behalten werden. Nach einem Rückgang der Staatsschulden seit Anfang 2021 sind die Verbindlichkeiten zuletzt wieder angestiegen – auf nun rund 142 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zum Vergleich: Der durchschnittliche Schuldenstaat aller Euro-Staaten weist ein Niveau von etwa 90 Prozent des BIPs auf. Immer noch deutlich zu viel, aber weitaus weniger als im Stiefelstaat. Wie kritisch Investoren die Lage in Italien bewerten, zeigt auch ein Blick auf die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen, die aktuell bei rund 4,7 Prozent liegt – und somit um etwa 0,6 Prozentpunkte höher als griechische Staatspapiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren.
Was sollten Anleger angesichts der aktuellen Situation an den Märkten also tun? Die multiplen Krisen genau zu beobachten und auch Konjunkturdaten ständig im Blick zu haben, ist gerade jetzt Pflicht. Zugleich sollten sich Anleger aber darüber im Klaren sein, dass die Baisse an den Märkten nun schon eine Weile anhält und die Börse den Aufschwung in aller Regel schon feiert, bevor er sich in Konjunkturdaten niedergeschlagen hat. Dem Aktienmarkt nun den Rücken zu kehren, wäre also alles andere als eine gute Idee. Im Gegenteil: Bei Aktien dabei zu sein, lohnt sich gerade jetzt.
Qualitäts-Aktien statt kleine Wachstumswerte
Da die Märkte mit Blick auf die Leitzinsen gerade davon ausgehen, dass diese länger auf einem hohen Niveau verbleiben, um der Inflation definitiv den Garaus zu machen, sollten Anleger um Unternehmen mit hohem Kapitalbedarf einen Bogen machen. Blickt man auf die Kurse der großen Aktiengesellschaften und vergleicht diese mit kleineren Wachstumswerten, so zeigt sich, dass die großen Vertreter an der Börse bislang zwar nicht geglänzt haben, aber mit einem blauen Auge davongekommen sind. Ein wichtiger Grund dafür ist die vergleichsweise solide Finanzierungssituation. Wenn beispielsweise der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson hohe Investitionen ankündigt, stellt sich in der Regel nicht die Frage nach Finanzierungsmaßnahmen – das Unternehmen stemmt große Investitionsvorhaben traditionell aus dem laufenden Geschäft. Bei kleineren Wachstumsunternehmen sieht das anders aus.
Doch Vorsicht: Dies bedeutet noch nicht, dass Anleger jetzt blindlinks in jede große AG investieren sollten. Dass selbst vermeintlich etablierte Industriewerte unter Druck geraten können, wenn Geschäftsmodelle nicht funktionieren, zeigte kürzlich auch der Kurssturz bei Siemens Energy. Obwohl das Unternehmen auf den ersten Blick gefragte Lösungen bietet, benötigt Siemens Energy nun wohl Garantien von Anker-Aktionären oder dem Staat.
Mit Qualitäts-Aktien der Achterbahn fernbleiben!
Auch wenn wagemutige Investoren mit dem Gedanken spielen könnten, gerade jetzt bei gebeutelten Aktien einzusteigen, kann ich nur abraten. Statt als Anleger in die Achterbahn einzusteigen, bieten sich Alternativen an. Qualität spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen mit soliden Bilanzen, geringen Schulden und etablierten Geschäftsmodellen, die nicht Gefahr laufen, durch kurzfristige Entwicklungen unter Druck zu geraten, sind das Gebot der Stunde. Derartige Unternehmen haben meist auch den Vorteil, dass sie steigende Kosten in Zeiten der Teuerung an Kunden weitergeben können. So positioniert, können Investoren auch während turbulenten Marktphasen hoffnungsfroh nach vorne blicken. Die nächste Hausse kommt bestimmt – mit einem auf Qualitäts-Aktien ausgerichteten Depot können Anleger entspannt darauf warten.
Sie möchten wissen, welche Qualitäts-Aktien diese Kriterien erfüllen? Dann freuen wir uns sehr, von Ihnen zu hören. Unter Kontakt können Sie gerne jederzeit mit uns in Verbindung treten.
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