Die kürzlich vollzogene Erweiterung des DAX auf 40 Unternehmen rückt den Fokus der Anleger noch stärker auf den deutschen Leitindex. Dennoch gibt es gute Gründe, auch einen genaueren Blick auf die Nebenwerte-Indizes MDAX und SDAX zu werfen.
Die DAX-Familie hat Zuwachs bekommen. Seit dem 20. September spiegelt der wichtigste deutsche Börsenindex das Auf und Ab von 40 statt 30 Titeln wider. Im Zuge der größten Veränderung seiner 33-jährigen Geschichte soll die heimische Wirtschaft durch die 40 DAX-Werte nun repräsentativer abgebildet werden als bisher. Zugleich hat die Deutsche Börse das gesamte Regelwerk in dem Index überarbeitet und reformiert.
WO RISIKEN LAUERN, BIETEN SICH AUCH CHANCEN
Begleitet von den Medien blicken Analysten und Anleger seither wohl noch intensiver auf die erste deutsche Börsenliga. Dabei kann ein Blick auf die Nebenwerte-Indizes durchaus lohnen. Aktien aus der zweiten Reihe fliegen häufig unter dem Radar von institutionellen Investoren und privaten Anlegern. Ein Grund: Die Kurse von kleinen und mittelgroßen Aktiengesellschaften weisen in der Regel eine größere Schwankung auf als die Dickschiffe aus dem DAX. Doch für das höhere Risiko werden Anleger in der Regel auch mit einer höheren Rendite entschädigt.
MDAX UND SDAX AUF LANGE SICHT KLAR IM VORTEIL
Konkret bedeutet dies: Seit Einführung des MDAX vor gut 25 Jahren hat der Nebenwerteindex – trotz einiger kräftiger Kurskorrekturen – eine Wertsteigerung von mehr als 1.000 Prozent erreicht – gut doppelt so viel wie der DAX im selben Zeitraum geschafft hat. Auch kürzere Vergleichszeiträume zeigen eine Outperformance. Während der Blue Chip-Index etwa seit Ende September 2018 um knapp 25 Prozent vorrückte, kommt der MDAX, der im Zuge der DAX-Reform von 60 auf 50 Unternehmen schrumpfte, auf ein Plus von rund 32 Prozent. Und: Der Kleinwerte-Index SDAX kommt seither gar auf eine Rendite von rund 40 Prozent.
Für erfahrene Anleger sollten die Rendite-Differenzen keine allzu große Überraschung sein, haben die Nobelpreisträger Eugene Fama und Kenneth French die Existenz der so genannten „Size“- oder „Small-Cap“-Prämie doch schon im Jahr 1993 wissenschaftlich nachgewiesen. Ihre Erkenntnis lautete vereinfacht gesagt: Aktien von kleineren Unternehmen bergen für Anleger ein nicht weg-diversifizierbares Risiko und rechtfertigen daher auch eine höhere Rendite.
Vorteile von Nebenwerten
Wichtige Treiber der relativ besseren Entwicklung von Nebenwerten sind auch deren große Innovationskraft. Viele der im MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen sind Weltmarktführer in lukrativen Nischenmärkten. Ein weiterer Pluspunkt: In der Regel ist die Hierarchie bei S- und MDAX-Unternehmen flacher als bei DAX-Konzernen – und die Entscheidungswege kürzer. Auf Krisen oder veränderte Rahmenbedingungen können kleine und mittlere Unternehmen daher zeitnaher reagieren. Hinzu kommt, dass bei einigen Unternehmen die Gründer nach wie vor eine wichtige Rolle im Konzern einnehmen – und die achten häufig eher auf die langfristige Entwicklung und denken weniger in Quartalszahlen.
Dass sich diese Vorteile auch positiv auf die Ertragskraft auswirken, bestätigt ein Blick in die Vergangenheit: Kleinere Gesellschaften haben ihre großkapitalisierten Pendants mit Blick auf das Gewinnwachstum seit Beginn der 2000er Jahre deutlich hinter sich gelassen. Zwar schwanken ihre Erträge stärker. Doch folgt nach Phasen mit starken Gewinneinbußen meist eine umso stärkere und schnellere Erholung der Profitabilität. Auch wenn man die Rendite auf die Volatilität bezieht, liegt der Vorteil bei den Nebenwerten: Zwischen 2010 und 2020 belief sich das Rendite-Risiko-Verhältnis europäischer Small Caps auf 0,63 – während Large Caps auf 0,48 kamen.
BREIT STREUEN UND RISIKEN IM BLICK BEHALTEN
Ohnehin tun Anleger, die einen Vermögensaufbau mit Aktien anstreben, gut daran, nicht ausschließlich auf die großen AGs zu setzen, sondern ihr Depot so zu diversifizieren, dass darin nicht nur unterschiedliche Regionen und Branchen, sondern auch einige aussichtsreiche Werte aus der zweiten und dritten Reihe vertreten sind. Doch Vorsicht: Vor allem bei kleineren und mittleren Werten sollten Anleger großen Wert auf das Risikomanagement legen. Einfach und kostengünstig investieren können Anleger in den S- und / oder MDAX mit börsengehandelten Indexfonds, die sowohl für den DAX als auch dessen kleinere Brüder in großer Auswahl angeboten werden.
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