Autobauer schicken ihre Beschäftigten wegen Chipmangels in Kurzarbeit, auf Baustellen herrscht Materialnot, die Möbelindustrie leidet unter dem Fehlen von Holz, Glas oder Kunststoff – Störungen der Lieferketten und Materialengpässe sind seit Monaten ein belastender Faktor für die Industrie in der Eurozone. Doch allmählich mehren sich die Anzeichen, dass sich die Herausforderungen für das Verarbeitende Gewerbe langsam verringern. Ein gutes Zeichen für die Industrie – und für Anleger.
Lieferengpässe belasten zahlreiche Branchen
Die Probleme mit stockenden Logistikketten und fehlenden Bauteilen belasten zahlreiche Branchen des Verarbeitenden Gewerbes. Waschmaschinen, Fahrräder, Neuwagen –monatelanges Warten ist für die Verbraucher die neue Normalität. Denn der hohen Nachfrage seitens der Kunden und steigenden Auftragseingängen bei den Unternehmen stehen die Lieferengpässe von Vorprodukten der Industrie gegenüber.
Aber: Erste Anzeichen deuten auf eine Entspannung hin. Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte jüngst, dass bei der Produktion in der Verarbeitenden Industrie der Tiefpunkt überwunden sein könnte. Nach dem Rückgang der Industrieproduktion im zweiten Quartal verlief der Start ins dritte Quartal nun freundlicher. Der gewichtige Bereich Kfz und Kfz-Teile steigerte seine Produktion im Juli um 1,9 Prozent. Der ähnlich bedeutende Maschinenbau expandierte um 6,9 Prozent. Auch das Münchener Ifo-Institut betont, dass sich die Produktionserwartungen der Industrie zuletzt verbesserten.
Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in der Eurozone ist nach einem Bericht des Marktforschungsinstituts IHS Markit im August dennoch auf ein Sechs-Monats-Tief von 61,4 Punkte zurückgefallen, nach 62,8 Punkten im Juli. Der Preisdruck blieb indes hoch. So legten die Einkaufspreise wegen der anhaltenden Lieferschwierigkeiten und der starken Materialnachfrage abermals substanziell zu, die Steigerungsrate schwächte sich jedoch erstmals seit Beginn der Preisspirale im August 2020 ab. In Deutschland sank der Einkaufsmanagerindex im August gegenüber dem Vormonat von 65,9 auf 62,6 Punkte.
Entspannung bei Lieferengpässen als Chance
Zwar ist nicht zu erwarten, dass sich die Lage bei den Lieferengpässen nun von heute auf morgen dramatisch verbessert. Auch bei den Energie- sowie Rohstoffpreisen dürfte das hohe Niveau auf Sicht Bestand haben. Doch wenn sich die aktuell erkennbare leichte Entspannung verstetigt, könnte in der Verarbeitenden Industrie in Deutschland und der Eurozone mittel- und langfristig ein nachhaltiger Aufschwung einsetzen. Denn: Die Nachfrage seitens der Verbraucher ist nach wie vor hoch, die Auftragsbücher sind voll, die Produktion steigt und die weltweiten konjunkturellen Aussichten sind weiterhin gut. Dies könnte entsprechend auch die Aktienkurse der europäischen Industrieunternehmen positiv beeinflussen.
Schwindende Lieferengpässe, steigende Kurse
Für mittel- und langfristig orientierte Anleger, die auf Vermögensaufbau mit Aktien setzen, könnten sich aus dieser Gemengelage interessante Einstiegschancen bieten. Insbesondere bei Industrieunternehmen etwa aus der Elektronik-, der Luft- und Raumfahrt- oder der Automobilbranche, die stark von Rohstoffpreisen oder Halbleitern abhängig sind. Selbstverständlich sind weitere Kurskorrekturen oder neuerliche Lockdowns im Zuge der Pandemie nie auszuschließen, doch mit einem nachhaltigen Risikomanagement, könnten sich auf mittlere und lange Sicht bei Investitionen in Einzelwerte, Fonds oder ETFs attraktive Renditemöglichkeiten bieten.
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