Kaum ein Thema wird derzeit so intensiv diskutiert wie die Geldentwertung. Die Inflation in Deutschland, der Eurozone und den USA beschäftigt Volkswirte, Notenbanker, Politiker und Anleger gleichermaßen. Steigt die Inflation weiter, bleibt sie auf dem aktuellen Niveau oder sinkt sie wieder? Wie auch immer sich die Teuerung entwickeln wird, für Anleger scheint es ratsam, sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten.
Inflation steigt weltweit
Fakt ist: Die Inflationsrate in Deutschland, dem Euroraum und insbesondere in den USA steigt. So legte die Inflationsrate in Deutschland im Juli auf 3,8 Prozent zu; in der Eurozone stieg sie auf 2,2 Prozent. Damit liegt der Wert über dem angestrebten Ziel von rund zwei Prozent. Der Anstieg in Deutschland muss jedoch relativiert werden, da Sondereffekte wie etwa die temporäre Mehrwertsteuersenkung im vergangenen Jahr die Werte verzerren.
Ein weiterer Punkt, der die Inflationssorgen antreibt, ist die Geldmenge: Lag die Geldmenge M3 während der Finanzkrise 2007/2008 zwischen acht und neun Billionen Euro in der EU, weist sie aktuell einen Wert von knapp 15 Billionen Euro auf. Der Anstieg der Geldmenge M3 ist vor allem das Ergebnis der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihren milliardenschweren Anleihekäufen. Zudem erhalten die Euroraum-Banken äußerst attraktive Langfristkredite. Besonders deutlich ist der Anstieg der Inflationsrate in den USA. Gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen die Verbraucherpreise im Juli um 5,4 Prozent – das höchste Plus seit August 2008. Damit liegt die Teuerung deutlich über dem Inflationsziel der amerikanischen Notenbank Fed von zwei Prozent.
Dauerhafter oder kurzfristiger Anstieg der Teuerungsrate?
Die Gründe für den Anstieg der Inflation sind leicht nachzuvollziehen: Neben Sondereffekten wie der befristeten Mehrwertsteuersenkung steigt die Inflation auch, weil die Wirtschaft nach dem Abflauen der Pandemie wieder durchstartet und es so zu Engpässen bei Rohstoffen wie Holz, Mikroprozessoren oder auch Arbeitskräften kommt. Zudem stiegen die Energiepreise, weil Öl teurer und CO2 mit einer Abgabe belegt wurde. Die preissenkenden Effekte aus dem Pandemie-Jahr 2020 wirken daher in diesem Jahr preistreibend.
Die Frage ist nun: Steigt die Inflation dauerhaft oder ist das nur ein zeitlich begrenztes Phänomen? Das Münchener Ifo-Institut rechnet beispielsweise mit einer Beruhigung der Situation und einer Inflationsrate im nächsten Jahr „in Richtung zwei Prozent“. Auch der Nobelpreisträger Paul Krugman hält in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung die höhere Rate der Geldentwertung für ein „vorübergehendes Phänomen“. Mit Blick auf das Jahr 2022 verlieren die Sonderfaktoren nach Angaben der DZ Bank aber ihre Wirkung: So fällt der Effekt der Mehrwertsteueränderung zum Jahresende 2021 weg. Auch der Ölpreis werde wohl im kommenden Jahr nicht mehr so deutlich steigen. Der erhöhte Preisdruck und die Probleme mit Vorprodukten im Industriebereich dürften sich in weiten Teilen normalisieren.
Zwar sollte ein weiterer kräftiger Anstieg der Inflation generell nicht ausgeschlossen werden, allzu wahrscheinlich erscheint dieses Szenario derzeit aber nicht. Stattdessen könnte die Inflation aber durchaus für längere Zeit auf dem aktuell hohen Niveau verharren; wenngleich auch eine Beruhigung im kommenden Jahr möglich ist.
Anlegen in der Inflation
Auch wenn keine Hyperinflation wie in den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu erwarten ist, scheint es aus Anlegersicht dennoch ratsam zu sein, das Depot inflationssicher aufzustellen – unabhängig von der weiteren Entwicklung und Dauer der Geldentwertung. Wer auf den Vermögensaufbau mit Aktien setzt, sollte sehr genau überlegen, in welches Wertpapier oder welchen ETF das Geld investiert wird.
Langfristig und nachhaltig orientierten Anlegern empfiehlt es sich, bei der Wahl der Investition auf Unternehmen – wie etwa aus den Bereichen Rohstoffe, Energie oder Konsumgüter – mit einem klaren Produktsortiment, starken Marken, Innovationskraft, soliden Kennzahlen und gutem Management zu setzen. Letztlich bietet jede Anlage in Aktien, Fonds oder ETFs attraktivere Renditechancen als das klassische Sparbuch. Allerdings sollten Anleger sich bewusst sein, dass Aktien auch immer von Kurskorrekturen betroffen sein können. Daher empfiehlt sich ein klares Risikomanagement.
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