Das schwarze Gold verliert den Glanz vergangener Zeiten. Zwar dürften die Rohölvorkommen noch für einige Jahrzehnte reichen, doch die Nachfolger des fossilen Brennstoffs – Wind- und Solarenergie, Wasserstoff und selbst die altehrwürdige Kernkraft – stehen bereit, Öl nicht zuletzt aus ökologischen Erwägungen zu ersetzen. Darüber kann auch der jüngste Preisanstieg des Schmierstoffs nicht hinwegtäuschen. Aber: Der Wandel vollzieht sich nicht von heute auf morgen. Für kurz- und mittelfristig orientierte Anleger könnte Öl als Beimischung im Depot interessant bleiben.

Preis für Öl wieder auf Corona-Vorkrisen-Niveau

Öl ist nach wie vor der Schmierstoff der Wirtschaft. Dies zeigt auch die Corona-Krise, die die Konjunktur und damit auch die Öl-Nachfrage im vergangenen Jahr weltweit ausgebremst hat. Die Folge: Im März 2020 sank der Preis für Rohöl der Nordseesorte Brent auf knapp 20 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Seit dem Tiefststand stieg der Preis um mehr als 220 Prozent auf aktuell annähernd 68 US-Dollar je Barrel. Erreicht wurde die Trendwende in erster Linie durch Produktionsdrosselungen. Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Die 13 Mitgliederländer des Öl-Kartells und ihre Kooperationspartner Russland, Kasachstan, Mexiko und Oman – kurz OPEC+ – kürzten die Produktion direkt nach dem Erreichen des Tiefstands um 9,7 Millionen Barrel pro Tag. Mit Erfolg. Die Verknappung trieb den Preis für Brent-Öl nach oben.

Impulse für den Ölpreis

Welche Richtung der Ölpreis künftig einschlagen wird, ist von zahlreichen Faktoren abhängig. Vor allem der weitere Verlauf der globalen Impfkampagne wird einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung des Ölpreises haben. Denn: Je mobiler die Menschen sind, je mehr sie mit dem Auto reisen oder in den Urlaub fliegen, desto größer wird die Nachfrage nach Öl. Aber auch politische Entwicklungen dürften Einfluss auf den Ölpreis haben. Dazu zählt etwa der Fortgang der Gespräche zwischen den USA und dem Iran. Sollte es hier zu einer Beruhigung der Lage und einer Lockerung oder gar einem Ende der Sanktionen kommen, könnten größere Mengen Öl aus dem Förderland Iran auf den Markt kommen und den Preis für Öl beeinflussen. Ähnliches gilt für die Sanktionen gegen das ölreiche Venezuela. Auch die Klimapolitik von US-Präsident Joe Biden könnte die Investitionen in erneuerbare Energien verstärken und sich auf den Ölpreis auswirken.

OPEC+ mit maßgeblichem Einfluss

Zudem dürfte auch das Verhalten der OPEC+ weiterhin entscheidenden Einfluss auf den Ölpreis haben. Das Öl-Kartell erwartet, dass sich die Öl-Nachfrage in diesem Jahr auf durchschnittlich 96,5 (Vorjahr: 90,5) Millionen Barrel pro Tag erhöht. Trotz der absehbar steigenden Nachfrage plant die OPEC nur moderate Steigerungen der Ölproduktion. Bis Juli wird das Ölangebot schrittweise um 1,1 Millionen Barrel pro Tag erhöht. Zudem will Saudi-Arabien die Produktionskürzungen von einer Million Barrel pro Tag zurücknehmen. Somit kommen bis Juli insgesamt zwei Millionen Barrel pro Tag zusätzlich an den Markt. Insgesamt könnte die Kombination aus steigender Nachfrage, sinkenden Lagerbeständen und moderat erhöhten Fördermengen somit zu weiter steigenden Ölpreisen führen.

Wie Anleger an Entwicklung des Ölpreises teilhaben können

Die Schätzungen für die Entwicklung des Ölpreises für 2021 gehen in dieser Gemengelage weit auseinander. Sie reichen von 61 US-Dollar je Barrel (US-Energieinformationsagentur EIA) über 80 US-Dollar je Barrel von den US-Banken Goldman Sachs und Citigroup) bis hin zu einem mittelfristigen Preis von 190 US-Dollar (JP Morgan). Anleger, die an der Entwicklung des Ölpreises partizipieren wollen, haben mehrere Möglichkeiten: Sie können in Rohstoff-Zertifikate, Branchen-ETFs und CFDs investieren oder direkt in Aktien von Öl-Konzernen.

Doch Vorsicht: Anleger sollten sich bei ihrer Entscheidung auch stets vor Augen halten, dass Investitionen in Rohstoffe immer erheblichen Schwankungen unterliegen können und entsprechend ihrer eigenen Risikoneigung abwägen. Bei Entscheidungen für diese Anlageklasse ist es vor allem entscheidend, Informationen zu sammeln – über Trends in der Produktion, die konjunkturelle Lage weltweit, die Politik der OPEC+ oder auch schwelende Handelskonflikte.

 

Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.

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