Das Geschäft mit Industriegasen klingt nicht allzu spannend, eher spröde und abstrakt. Doch in dieser Branche steckt enormes Potenzial. Geweckt wird die Wachstumsphantasie vor allem durch ein Thema: Wasserstoff. Deshalb lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die beiden bedeutendsten Unternehmen dieses Sektors – Linde und Air Liquide – zu werfen. Beide Unternehmen könnten mittel- und langfristig ausgerichteten Anlegern attraktive Perspektiven bieten.
Linde und Air Liquide haben an der Börse einen Lauf
Linde und Air Liquide haben derzeit an der Börse einen Lauf. Der Kurs von Linde erklomm zuletzt mit 243 Euro ein neues Allzeithoch und bewegt sich seitdem auf diesem hohen Niveau. Binnen Jahresfrist machte der Kurs rund 43 Prozent an Boden gut. Nicht ganz so erfolgreich entwickelte sich die Air-Liquide-Aktie, wenngleich sich ein Kursplus von rund 20 Prozent in der zurückliegenden zwölf Monaten ebenfalls sehen lassen kann. Und: Gut möglich, dass der Aufwärtstrend der beiden Aktien noch anhalten könnte. Denn robuste Kennziffern untermauern deren Stärke und könnten für weiteren Auftrieb sorgen. So sank der Linde-Umsatz im Corona-Jahr 2020 zwar leicht um 3,5 Prozent auf 27,2 Milliarden Dollar, das Ergebnis stieg jedoch um 14 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar und der Gewinn je Aktie übertraf mit 8,23 Dollar die Erwartungen der Analysten. Ein ähnliches Bild ergab sich bei Air Liquide: Hier gingen die Erlöse um 6,5 Prozent auf 20,5 Milliarden Euro zurück, dafür stieg der Überschuss um 8,6 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Für 2021 kündigten Linde und Air Liquide bereits an, Umsatz und Ergebnis steigern zu wollen.
Linde stellt Weichen für mehr Wachstum
Die heutige Linde Plc. entstand 2018 durch die Fusion der deutschen Linde AG mit dem US-amerikanischen Konkurrenten Praxair und hat ihren Sitz in Dublin. Das weltweit tätigte Industriegase- und Engineering-Unternehmen hat Kunden in mehr als 100 Ländern. Durch die Fusion übernahm Linde die weltweite Spitzenposition in der Produktion technischer Gase, die bis dahin von der 1902 gegründeten Air Liquide gehalten wurde. Linde beliefert die Auto-, Öl-, Chemie- und Metallindustrie genauso wie die Lebensmittel- und Gesundheitsbranche.
Phantasie erhält die Linde-Aktie insbesondere durch das Thema Wasserstoff. Bereits jetzt erzielt Linde mit Produktion, Vertrieb, Speicherung und Anwendung von Wasserstoff einen Umsatz von mehr als zwei Milliarden Dollar (das entspricht sieben Prozent der für 2021 erwarteten Erlöse), betreibt weltweit mehr als 80 Wasserstofffabriken und plant in den kommenden Jahren in diesem Bereich Investitionen in Höhe von 100 Milliarden Dollar. Ziel ist es, den Umsatz mit Wasserstoff mindestens zu vervierfachen. Dies scheint eine konservative Annahme zu sein. Denn: Bis 2050 soll bei bei Linde das Umsatzvolumen mit Wasserstoff auf 2,5 Billionen Dollar wachsen. Gerade bei großen Transportmitteln wie Lastwagen, Zügen, Fähren und Bussen könnte sich Wasserstoff zuerst durchsetzen. Reichlich Potenzial also für Linde, das bereits heute der weltweit größte Wasserstoffhersteller ist.
Kopf-an-Kopf-Rennen von Linde und Air Liquide
Linde und Air Liquide liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide Unternehmen haben eine starke Marktstellung und profitieren von den hohen Margen im Gasegeschäft. Beide Konzerne zeichnen sich durch eine solide Dividendenpolitik und kontinuierlich – kurzfristige Dellen inklusive – steigende Kurse aus sowie eine hohe Profitabilität. Zudem haben Linde und Air Liquide sich bereits aussichtsreich für den Wasserstoff-Boom positioniert.
Linde oder Air Liquide – eine Glaubensfrage
Letztlich scheint es eine Glaubensfrage zu sein, in welches Unternehmen interessierte Anleger im Industriegase-Bereich investieren möchten, um am Wasserstoff-Trend zu partizipieren. Mit einem für 2021 erwarteten KGV von 25 bei Air Liquide und bei Linde von 31 sind beide Unternehmen ähnlich bewertet. Bei der für 2021 erwarteten Dividendenrendite liegt Air Liquide bei 2,05 Prozent und Linde bei 1,45 Prozent. Zudem plant Linde bis Mitte 2023 Aktien im Wert von bis zu fünf Milliarden Dollar zu erwerben. Beide Unternehmen bieten ein attraktives und nachhaltiges Renditepotenzial – auch wenn der Vermögensaufbau mit Aktien grundsätzlich nicht nur Chancen, sondern auch Risiken umfasst und jede Investition sorgfältig geprüft und abgewogen werden sollte.
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