Kaum werden die Tage wieder länger und sonniger, bescheren uns Unternehmen mit Dividenden. Doch lohnt es sich auch 2022 die Jagd auf Dividendenwerte? Die Vorzeichen stehen aktuell ganz gut: Wie Allianz Global Investors (AGI) schätzt, könnte die Ausschüttungssumme der Unternehmen im MSCI Europe in diesem Jahr um 8 Prozent auf stattliche 410 Millionen Euro steigen. Vor allem für langfristig denkende Investoren sind Dividenden wichtig – schließlich tragen sie einen entscheidenden Teil zur Aktien-Performance bei.
Bei robusten Dividendenwerte macht sich ein langer Atem bezahlt
Gerade robuste Dividendenwerte, die wir seit Jahren oder gar Jahrzehnten im Portfolio haben, machen Spaß: Gemessen am Einstiegskurs ist die Dividendenrendite mitunter zweistellig und attraktive Buchgewinne kommen noch einmal obendrauf. Dank der Dividende und eines langen Atems sind also auch mit Standardwerten attraktive Rendite möglich.
Wie entscheidend Dividenden für den langfristigen Anlageerfolg sind, zeigt ein Vergleich des DAX mit dem DAX Kursindex. So fließen beim Performance-Index, der gängigen Variante des wichtigsten deutschen Börsenbarometers, die jährlichen Ausschüttungen mit in die Berechnung des Index ein. Beim sogenannten Kursindex findet hingegen ausschließlich die Kursentwicklung Berücksichtigung. In den vergangenen zehn Jahren kommt der DAX auf ein Plus von rund 110 Prozent, während der DAX Kursindex hingegen lediglich auf einen Zuwachs von etwa 55 Prozent kommt. Dieser Rendite-Vorsprung beruht auf den Zinseszins-Effekt, der sich ergibt, wenn die jährlich erhaltenen Dividenden konsequent in Aktien reinvestiert werden. Dabei gilt: Je länger der Atem, desto größer ist der mögliche positive Rendite-Effekt.
Geringe Schwankungen
Stabile Dividendenwerte punkten zudem damit, dass sie für zusätzliche Stabilität im Depot sorgen. So belegen zahlreiche Studien, dass Unternehmen, die über Jahre hinweg eine stabile oder sogar steigende Dividende zahlen, am Aktienmarkt eine geringere Anfälligkeit für Kursschwankungen aufweisen als Titel mit niedrigen oder keinen Ausschüttungen. Gerade in sehr herausfordernden Zeiten wie aktuell, könnten Unternehmen, die über lange Zeit hinweg eine steigende oder zumindest stabile Dividende bieten, also eine gute Wahl sein. Doch worauf kommt es eigentlich an, wenn wir in aussichtsreiche Dividendenwerte investieren wollen?
„Attraktive“ Dividendenwerte: Wann Vorsicht geboten ist
Viele Privatanleger machen den Fehler und orientieren sich fast ausschließlich an der Dividendenrendite. Diese drückt zwar sehr klar das Verhältnis zwischen Aktienkurs und Ausschüttung aus und macht Dividendenwerte vordergründig vergleichbar. Schon auf den zweiten Blick hinken derartige Vergleiche allerdings. So kann die Dividendenrendite etwa auch ausschließlich aufgrund eines Kurseinbruchs mit einem attraktiven Niveau locken. Hinzu kommt: Wie viel Dividende ein Unternehmen ausschüttet, hängt vom Beschluss der Hauptversammlung ab. Dort haben aber nicht selten bedeutsame Anteilseigner das letzte Wort. Und: Nicht immer haben diese Großaktionäre auch den langfristigen Erfolg im Blick. Manchmal geht es auch nur darum, möglichst schnell hohe Erträge zu generieren. In solchen Fällen kann es vorkommen, dass Aktiengesellschaften mehr Dividende ausschütten, als es der Jahresgewinn erlauben würde. In solchen Fällen sprechen wir davon, dass Dividenden „aus der Substanz“ ausgeschüttet werden. Wer ein Unternehmen langfristig als Aktionär begleiten will, hat von einer solchen Dividendenpolitik wenig. Grundsätzlich können sich Anleger daran orientieren, dass die gesamte Ausschüttungssumme nicht viel mehr als rund 50 Prozent des erwirtschafteten Gewinns betragen sollte.
Auch sollten Dividenden nachhaltig sein. Damit ist gemeint, dass eine Ausschüttung weder Investitionen ins eigentliche Geschäft verhindert, noch dadurch eiserne Reserven aufgezehrt werden. Die richtig guten Dividendenwerte sind also nicht zwangsläufig diejenigen Unternehmen, die eine sehr hohe Dividendenrendite bieten, sondern die Titel, die das Potenzial für stetig steigende Dividenden haben. Beim Blick auf die besten Dividenden-Bringer kommt es also unter anderem auch immer auf die jeweiligen Geschäftsmodelle, die Eigentümerstruktur, die Qualität des Managements sowie auf die Bilanz und die Wachstumsaussichten an. Nur dann kann ein Unternehmen auch für eine gewisse Dividendenkontinuität stehen.
Dividenden-Jäger sollten langfristig denken
Anleger, die eine Dividendenstrategie verfolgen, sollten also mindestens zwei Dinge beachten: Die jeweiligen Unternehmen sollten ihre Ausschüttung auch verdienen und zudem beständig wachsen. Sind diese beiden Voraussetzungen erfüllt, hat ein Dividendenwert das Zeug zum wahren Dividenden-Aristokraten. Das sind diejenigen Unternehmen, die über 25 Jahre ihre Aktionäre mit stetig steigenden Dividenden belohnen.
Auch 2022 kommt es bei Dividendenwerten eher auf die inneren Werte, denn auf hohe Renditen gemessen am aktuellen Aktienkurs an. Stimmt es im Unternehmen, können Dividenden perspektivisch steigen. Hakt es dagegen an jeder Ecke und ist die Dividendenrendite trotzdem hoch, sind negative Überraschungen fast vorprogrammiert. Ganz grundsätzlich sollten Anleger aber auf keinen Fall den Fehler machen, nur wegen einer vermeintlich verlockenden Dividende zur Dividenden-Saison in eine Aktie zu investieren. Eine dem Marktumfeld und der Risikoneigung entsprechende Aktienquote sowie ein professionelles Risikomanagement bleiben der Schlüssel zum langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien.
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