Im Jahr des Drachen, das im Februar begonnen hat, gleicht Chinas Wirtschaft als auch der chinesische Aktienmarkt aktuell eher einem zahnlosen Tiger. Die anhaltende Immobilienkrise, der verhaltene Inlandskonsum, die schwächelnde Konjunktur und die fortgesetzten Spannungen mit den USA belasten das Land und auch die Wirtschaft in den Ballungsgebieten in Hongkong, Shanghai und vielen Städten und Regionen. Dennoch darf der Blick nicht zu trüb sein, denn das volkswirtschaftliche Potenzial ist groß.

China punktet nach wie vor mit einer wachsenden Mittelschicht, einer jungen und wissbegierigen Bevölkerung und einem – im Vergleich zu den Industriestaaten – nach wie vor hohem Wachstum. Dass die Zentralbank jüngst den Referenzsatz für Hypotheken senkte, könnte die Wirtschaft zusätzlich stützen.

Aktuell ist die Stimmung in China allerdings verhalten. Das wird vor allem beim Betrachten der wesentlichen Indizes deutlich. Der Hang Seng China Enterprises Index, in dem die Aktienkurse von 50 Unternehmen des chinesischen Festlands zusammengefasst sind, die in Hongkong gehandelt werden, hat sich von seinem Höchststand aus Jahr 2021, als er bei 12.100 Punkten notierte, inzwischen mehr als halbiert und liegt aktuell bei rund 5.700 Punkten. Nicht viel besser sieht es beim CSI 300 aus, in dem die 300 größten Aktien gelistet sind: Mit rund 3.600 Punkten ist der CSI 300 wieder auf dem Stand von vor fünf Jahren – nach einem Höchststand von etwa 5.800 Punkten im Jahr 2021.

Umfangreiches Maßnahmenpaket zur Stützung Chinas

Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket versucht die Regierung unter Führung von Staatspräsident Xi Jinping seit einiger Zeit ebenfalls die Wirtschaft als auch den Aktienmarkt China zu stabilisieren. Dazu zählen etwa staatliche Stützungskäufe und ein Leerverkaufsverbot. Große Institutionen dürfen 30 Minuten nach Handelsstart und 30 Minuten vor Handelsschluss jedes Börsentages keine Aktien mehr verkaufen. Bereits im Dezember lockerte die Wertpapieraufsichtsbehörde CSRC die Regeln für Aktienrückkäufe und Bardividenden, um die Märkte zu stärken. Im August vergangenen Jahres beschränkte die Behörde die Zulassung neuer Börsengänge, damit weniger Kapital von bereits gelisteten Unternehmen umgeschichtet wird. Zudem kündigte die Zentralbank an, den Reservesatz für Geschäftsbanken (RRR) als geldpolitische Lockerungsmaßnahme zu nutzen. Das stoppte den Verfall der Kurse zumindest vorerst.

Konjunkturdaten bieten zunächst weiter Anlass zur Sorge, …

Anlass zur Sorge bieten auch die aktuellen Konjunkturdaten: Im Februar sank der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie um 0,1 auf 49,1 Punkte. Bei einem Wert von unter 50 gehen Analysten davon aus, dass das Geschäft der befragten Unternehmen schrumpft. Der Index für den Dienstleistungssektor stieg dagegen verglichen mit dem Vormonat um 0,7 Punkte auf 51,4 Punkte. Der Grund: Während des Neujahrsfestes zwischen dem 10. und 18. Februar wurden mehr als 470 Millionen Inlandsreisen verzeichnet, ein Anstieg um 34 Prozent gegenüber 2023. Wenig berauschend wiederum war die Entwicklung des chinesischen Bruttoinlandsproduktes: Es legte nach Angaben des Statistikamtes von Oktober bis Dezember 2023 nur um 1,0 Prozent zu, nach 1,5 Prozent im Vorquartal. Nach Regierungsangaben wuchs Chinas Wirtschaft im Jahr 2023 insgesamt um 5,2 Prozent.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Druck aus dem Ausland wächst – allen voran aus den USA. Sollte Donald Trump die Präsidentschaftswahl in den USA gewinnen, dürfte es zu weiteren Sanktionen kommen. Schon jetzt ziehen US-Unternehmen sich verstärkt aus China zurück und setzen auf geopolitisch unbedenklichere Standorte. Gleichzeitig positioniert sich Indien als neuer starker und stabiler Partner in Asien – die Alternativlosigkeit Chinas als verlängerter Werkbank schwindet.

aber…

In der chinesischen Mythologie steht der Drache für Glück, Wohlstand, Energie und Kraft. Für Zuversicht könnte sorgen – wenn die Maßnahmen der Regierung zu greifen beginnen und sich die Konjunktur erholt –, dass große internationale Unternehmen von der neuen Wirtschaftskraft klar profitieren dürften, denn der rege Handel beschwert Umsatz und Gewinn. Interessant ist auch der gerade begonnene Volkskongress; dort wurde ein Wachstum in Höhe von fünf Prozent für dieses Jahr aufgerufen. Dazu darf auch nicht übersehen werden, dass sich Chinas Volkswirtschaft stark verändert hat. Das Streben nach Geschwindigkeit ist einem Wandel hin zum Wachstumsmodell gewichen, denn aus der einstigen Werkbank der Welt, die billige Massenprodukte exportiert, ist längst ein qualitativ hoch angesehener Technologiestandort geworden.

Betrachtet man die Geschichte einzelner großer Volkswirtschaften, so war es immer so: Wenn der technologischen Entwicklung hohe Priorität eingeräumt wurde, gab es selten einen wirtschaftlichen Niedergang. Chinas Fokus auf Innovation und Technologieführerschaft positioniert das Land für nachhaltiges Wachstum – und daraus ergeben sich auch viele Chancen für die Weltgemeinschaft, auch wenn das Thema derzeit etwas frostig scheint. Wichtig für uns ist, dass diese große Volkswirtschaft weiter stabil bleibt und wächst.

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