Alternative Nahrungsmittel – ein gefundenes Fressen für Anleger?
1. Dezember 2021
Alternativen zu Fleisch werden immer beliebter. Auch an der Börse tummeln sich mittlerweile einige Unternehmen, die alternative Nahrungsmittel anbieten. Im Vergleich zu den großen Nahrungsmittel-Herstellern haben sie aber häufig das Nachsehen.
Der Trend zu einer gesünderen Ernährung, der Steigerung des Tierwohls und dem Schutz des Klimas hat nicht erst mit der Gründung der Ampel-Koalition einen zusätzlichen Schub erhalten. So hat sich beispielsweise laut dem Marktforschungsinstitut Forsa der Anteil der Vegetarier im vergangenen Jahr gegenüber 2019 von fünf auf zehn Prozent verdoppelt, der Anteil der Veganer stieg von ein auf zwei Prozent.
Alternative Nahrungsmittel: Kräftig wachsende Nachfrage
Und: Eine Trendwende ist eher nicht zu erwarten, im Gegenteil. Die Unternehmensberatung Kearney prognostiziert in ihrer Studie „Fleischersatzprodukte 2021“, dass in 20 Jahren nur noch 40 Prozent des weltweit konsumierten Fleischs aus konventionellen Quellen stammen wird. Während im Jahr 2040 Produkte auf Zellbasis oder Insektenbasis vorherrschen werden, werden die Konsumenten bis 2030 vor allem auf pflanzenbasierte Alternativen setzen. Diese Entwicklung birgt laut Kearney mit einer erwarteten jährlichen Wachstumsrate von 20 bis 30 Prozent für die kommenden Jahre ein erhebliches Marktpotenzial für Fleischersatzprodukte. Die Experten der Boston Consulting Group blasen ins gleiche Horn: Laut deren im März erschienen Studie könnte bis 2035 weltweit jede zehnte Portion Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Ei und Milch aus alternativen Proteinen hergestellt sein.
Vegane Aktien zuletzt mit schwacher Performance
Anleger, die diesen Trend begleiten wollen, sollten aber wachsam sein und bleiben. Jüngste Beispiele wären unter anderem Unternehmen die Hafermilch produzieren, vielfach mussten Unternehmen aus diesem Segment ihre Umsatzprognose für das laufende Jahr deutlich nach unten korrigieren. Auf den Magen schlugen den Marktteilnehmern auch die Zahlen einiger Fleischersatz-Herstellers, deren Umsatzwachstum nicht wie erwartet zulegte, trotz hochwertiger Fleischimitate aus Erbsenprotein und pflanzlichen Ölen.
Dies bedeutet nun jedoch nicht, dass diese speziellen Unternehmen kein Potenzial bieten. Es ist durchaus möglich, dass Anleger mit dieser Art von Unternehmen, die alternative Nahrungsmittel anbieten, eine attraktive Rendite erzielen können, dürfte der Trend hin zu alternativen Nahrungsmitteln doch noch sehr lange anhalten. Allerdings sollten Investoren wohl Geduld mitbringen, zumal viele Anbieter noch eine ganze Weile rote Zahlen schreiben dürften.
Alternative Nahrungsmittel: Globale Player sind klar im Vorteil
Profitabler präsentieren sich hingegen die großen Hersteller der Nahrungsmittelbrache. Deren Sortiment ist zwar größtenteils mit konventionellen Lebensmitteln bestückt, doch alternative Nahrungsmittel gewinnen an Bedeutung. Schließlich haben beispielsweise auch Nestlé, Danone und Konsorten den Trend schon längst erkannt und entsprechende Weichen gestellt. Und: Im Vergleich zu den jungen Unternehmen, die ausschließlich alternative Nahrungsmittel anbieten, weisen die Lebensmittel-Multis aufgrund des großen Sortiments nicht nur ein geringes Risiko für Anleger auf, sie sind in der Regel auch profitabler.
Die schweizerische Nestlé etwa, die sich mit seiner Fleischersatz-Marke Garden Gourmet auch einen Teil vom Kuchen bei Fleischersatzprodukten sichern möchte, erwirtschaftet Rohmargen von rund 50 Prozent. Firmenchef Mark Schneider betonte im Oktober in einem Interview, dass sich „etwas Gewaltiges“ im Bereich der Fleischersatzprodukte und der vegetarischen Fertiggerichte tue.
Alternative Nahrungsmittel-Aktien durch die Hintertür
Globale Player wie Nestlé, die französische Danone oder die in den Niederlanden beheimatete Unilever sind vor diesem Hintergrund quasi vegane und vegetarische Aktien durch die Hintertür. Ob man diese langfristig als defensive Depot-Beimischung einbinden möchte, bleibt jedem Anleger natürlich selbst überlassen, aber die Lebensmittel-Riesen haben zumeist einige sehr starke Marken in ihrem Portfolio. Doch auch hier sollten Anleger Vorsicht walten lassen. Trotz der langfristig guten Renditechancen sind kurz- und mittelfristige Kurskorrekturen auch mit großen Nahrungsmittelunternehmen nie ausgeschlossen.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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