In den deutschen Immobilienmarkt kommt Bewegung: Die Vonovia SE will den Konkurrenten Deutsche Wohnen SE für 18 Milliarden Euro übernehmen. Gelingt die Fusion, entstünde Europas größter Konzern für Wohnimmobilien mit mehr als 500.000 Wohnungen im Wert von rund 80 Milliarden Euro und einem Börsenwert von circa 48 Milliarden Euro. Spannend ist dieser mögliche Zusammenschluss auch für mittel- und langfristig orientierte Anleger.
Vonovias erneuter Übernahmeversuch
Zweimal bereits versuchte Vonovia die Deutsche Wohnen zu schlucken. Der letzte Versuch im Jahr 2015 scheiterte am Widerstand der Deutsche Wohnen. In diesem Jahr ist nun alles anders: Eine Grundsatzvereinbarung ist unterschrieben, von den Kartellbehörden dürften kaum Vorbehalte gegen die Fusion zu erwarten sein. Und: Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Wohnen, Michael Zahn, empfiehlt seinen Aktionären, das Angebot von Vonovia anzunehmen. Die Vonovia SE bietet 52 Euro je Deutsche-Wohnen-Aktie. Inklusive der Dividende erhalten Anleger insgesamt 53,03 Euro je Anteilsschein. Damit liegt das Angebot um 18 Prozent über dem Schlusskurs vergangener Woche und 25 Prozent über dem gewichteten Dreimonatskurs. Die Offerte steht unter dem Vorbehalt einer Mindestannahmequote von 50 Prozent aller ausstehenden Deutsche-Wohnen-Aktien.
Kurs von Deutsche Wohnen steigt, Vonovia sinkt
Nach der Ankündigung der Fusion zeigte sich an der Börse ein unterschiedliches Bild: Die Aktien der Deutsche Wohnen SE legten um über 15 Prozent zu und bewegen sich seitdem seitwärts im Bereich des Angebotskurses, Vonovia-Aktien sanken dagegen um 6 Prozent auf zwischenzeitlich knapp 49 Euro. Ein Grund des Vonovia-Rückgangs: Zur Refinanzierung plant der Konzern nach Abschluss der Übernahme eine Kapitalerhöhung von bis zu acht Milliarden Euro – und diese Verwässerung schmeckte dem Markt nicht. Abgesehen von diesem Kurzfrist-Effekt scheinen die Aussichten für die Vonovia-Aktie mittel- und langfristig jedoch durchaus attraktiv. So erwartet Vonovia neben dem Wachstumspotenzial in Deutschland und Europa Einsparungen und Synergien in Höhe von 105 Millionen Euro pro Jahr.
Erfolgsaussichten für Vonovia
Die Erfolgsaussichten dieser Fusion hängen neben vielen anderen Faktoren nicht zuletzt auch von der reibungslosen Zusammenarbeit des Managements und der Mitarbeiter ab. Gelingt dies nicht, könnte die Fusion sehr schnell scheitern, wie etwa die „Hochzeit im Himmel“ von Daimler und Chrysler. Bei Vonovia und Deutsche Wohnen dürften insbesondere kulturelle Unterschiede jedoch kaum eine Rolle spielen. Zudem scheinen die Karten klar verteilt zu sein. Das neue Unternehmen soll Vonovia SE heißen, der neue Chef wird der bisherige Vonovia-CEO Rolf Buch und der Unternehmenssitz wird Bochum sein, der Heimat von Vonovia.
Operativ scheinen beide Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht zu haben. Die Deutsche Wohnen vergrößert sukzessive ihren Bestand. So fließen in diesem Jahr eine halbe Milliarde Euro in Neubauten. Vonovia entwickelt sich zum Immobilien- und Dienstleistungskonzern. Neben Neubauten und Akquisitionen verdient Vonovia durch die Beschäftigung eigener Handwerker Geld, verkauft Versicherungsprodukte rund ums Wohnen und liefert Strom an Haushalte.
Investitionen in Immobilienwerte
Grundsätzlich können Investitionen in Immobilienwerte als Teil des Vermögensaufbaus sinnvoll sein. Immobilien sind generell vergleichsweise solide und schwankungsarm, aber bei Immobiliengesellschaften, beziehungsweise den dazugehörigen Aktienwerten, sieht es etwas anders aus. Grund: Die Entwicklung hängt vom Portfoliobestand, der dortigen Bewertungen, der Erträge, der Mietausfälle, dem Management und vielen weiteren Faktoren ab, nur um ein paar aufzuzählen. Daher Vorsicht: Vor Korrekturen sind auch Immobilienaktien nicht gefeit, zumal gerade das politische Thema Mietbremse in den letzten Monaten hohe Wellen schlug. Dennoch: Sollte die Fusion gelingen, könnte sich ein Blick auf die Vonovia-Aktie – auch angesichts einer Dividendenrendite von mehr als drei Prozent – für langfristig orientierte Anleger (mindestens fünf Jahre Anlagedauer) womöglich lohnen, wobei ein durchaus höherer Grad an Schwankungen nicht ausgeschlossen werden sollte.
Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss.
FOLGEN SIE UNS