Deutscher Maschinenbau: Gewinner des Investitionsbooms
8. Dezember 2021
Es gibt kaum eine Branche, die so sehr für Deutschlands ökonomischen Erfolg steht wie der Maschinenbau. Umso erfreulich, dass die Auftragsbücher der wichtigsten Protagonisten so gut gefüllt wie seit Jahren nicht. Steigende Investitionen dürften die Firmen im kommenden Jahr zusätzlich beflügeln.
Maschinenbau „Made in Germany“ ist rund um den Globus nach wie vor gefragt. Der Sektor, der häufig als wirtschaftliches Rückgrat der Bundesrepublik bezeichnet wird und mehr als eine Million Menschen beschäftigt, ist das Aushängeschild der heimischen Wirtschaft. Daten des Branchenverbands VDMA zufolge haben die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer im Oktober einmal mehr ein zweistelliges Plus beim Auftragseingang eingefahren. Preisbereinigt legten die Bestelleingänge im Vergleich zum vergangenen Jahr um 19 Prozent zu.
An die enorm starken Zuwachsraten der vergangenen Monate, in denen die Orders wegen der wirtschaftlichen Erholung von der Coronakrise teils um mehr als 70 Prozent gestiegen sind, reicht dies zwar nicht heran. Doch sobald die mit der Pandemie verbundene Unsicherheit nachhaltig abflaut, dürften die Maschinenbauer ihre Produktionskapazitäten ausbauen und ihre Investitionsausgaben steigern. Hierzulande fehlen noch zehn Prozent, um wieder den langfristigen Trend bei den Investitionen zu erreichen.
Maschinenbau: Gut gefüllte Orderbücher
Das Umfeld für einen zügigen Aufholprozess ist günstig: Die Nachfrage übersteigt aktuell bei Weitem das Angebot: Während die Produktion laut Statistischem Bundesamt (Destatis) seit Jahresbeginn wieder abnimmt, sind die Auftragseingänge bis Mitte 2021 weiter angestiegen. In der Folge wuchs der Bestand an Aufträgen, die nicht abgearbeitet werden konnten, auf ein Rekordniveau. Die Reichweite der Auftragsbestände im Verarbeitenden Gewerbe lag im September bei 7,4 Monaten. Dies bedeutet: Die Betriebe müssten bei gleichbleibender Produktion ohne neue Auftragseingänge ihre Bänder laufen lassen, um ihre bereits vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.
Positiv mit Blick auf das kommende Jahr stimmen die Maschinenbau-Manager auch die finanziellen Rahmenbedingungen, die von einer attraktiven Kombination aus niedrigen Zinsen und hohen Liquiditätsreserven geprägt sind. Ein Wermutstropfen sind allerdings die nach wie vor existierenden Lieferengpässe und die anhaltende Material- und Transportknappheit. Nach Angaben des ifo-Instituts gaben in einer Befragung im November 2021 fast drei Viertel der befragten Industrieunternehmen an, von Knappheit bei Rohstoffen und Vormaterialien betroffen zu sein.
Personalmangel als mögliche Bremse
Aber: Selbstverständlich ist auch die erfolgsverwöhnte Maschinenbau-Branche nicht frei von Sorgen. Problematisch ist vor allem der Personalmangel, der sich künftig noch verschärfen könnten. Schon jetzt suchen Maschinenbauer händeringend qualifiziertes Personal. Und: Nach einer Ende November veröffentlichten Umfrage des VDMA möchten von den 356 befragten Personalverantwortlichen rund 82 Prozent in den kommenden sechs Monaten ihre Stammbelegschaft vergrößern.
Exportstärke beflügelt die Geschäfte im Maschinenbau
Dennoch: Für Anleger dürften die Chancen im Vergleich zu den Risiken überwiegen. Gerade im Maschinenbau sehen sich die deutschen Betriebe derzeit einer außergewöhnlich hohen Nachfrage nach ihren Produkten gegenüber, die besonders aus dem Ausland kommt. Wertmäßig exportieren die hiesigen Branchenvertreter laut Destatis fast zwei Drittel der im Inland produzierten Komponenten, Maschinen und Anlagen jenseits der Grenzen. Der deutsche Maschinenbau ist seit jeher außerordentlich exportstark und dürfte zu den Gewinnern des für das kommende Jahr mit dem Abklingen der Pandemie prognostizierten globalen Investitionsbooms zählen.
Maschinenbau: Attraktive Investmentchancen, aber auch Risiken
Für Anleger könnte es sich daher lohnen, einen Blick auf die deutsche Vorzeigebranche mit ihren Aushängeschildern zu werfen. Einen breiten Zugang bieten möglicherweise auch Beteiligungsgesellschaften und Investitionsvehikel, die diesen interessanten Sektor direkt abbilden. Doch Vorsicht: So aussichtsreich die Branche auch sein mag, eine Garantie für attraktive Renditen gibt es auch mit Investitionen in den Maschinenbau freilich nicht. Wer einen langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien anstrebt, sollte nicht nur stets das Risiko auf mehrere Schultern verteilen, sondern auch jederzeit mögliche Kurskorrekturen nicht ausschließen.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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