US-Zölle: Panik ist kein guter Begleiter
11. April 2025
Zehn Prozent mindestens auf alles, und jede Menge höhere Zölle – nun sind sie da, die US-Zölle. An der Börse sorgen sie für kräftige Turbulenzen, Grund zur Panik besteht nun aber nicht.
Wer hat Angst vor US-Zöllen? Niemand! Und wenn sie kommen? Ok, das Kinderspiel „Vom Schwarzen Mann“ ist nicht mehr so richtig up to date, zugegeben, und man nennt es heute aus Gründen des political correctness auch anders, aber passen tut es trotzdem auf die aktuelle Lage am Finanzmarkt. Die Einführung von Handelszöllen durch Donald Trump hat zu Verwerfungen am Aktienmarkt geführt und die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt, ohne dass es ökonomische Gründe hätte – und dies ist ganz wesentlich in der Betrachtung.
US-Zölle schaden vor allem den Vereinigten Staaten
Dabei sind es vor allem die USA selbst, die von den Zöllen negativ betroffen sein werden. Denn unter dem Strich werden die Anfang April verkündeten US-Zölle den effektiven Abgabesatz für alle US-Importe um fast 19 Prozent erhöhen. Am Ende wird das die Preisspirale in den USA womöglich neu entfachen – und einige Produkte werden aus den Supermarktregalen wohl völlig verschwinden.
Die US-Zölle machen nicht allen Unternehmen zu schaffen
Für die Marktteilnehmer mag sich nun die Frage stellen, welche Unternehmen von den Handelszöllen wenig bis gar nicht betroffen sind? Diese kann man grob in drei Gruppen einteilen. Von den Zöllen zumindest nicht direkt betroffen sind erstens Unternehmen, die ihre Produkte nicht in die USA liefern, also kein US-Geschäft aufweisen. Sollte die Weltwirtschaft keinen allzu großen Knick machen, könnte das Thema US-Zölle für sie damit abgeschlossen sein. In Deutschland trifft das am ehesten noch auf mittlere und kleinere Unternehmen – sogenannte KMU – zu. Doch Vorsicht: Die Unternehmensgröße ist kein ausreichendes Argument. Man ist erstaunt, welche Unternehmen aus dem Mittelstand ihre Produkte weltweit, und auch in den USA, anbieten. Hier ist auf jeden Fall immer ein Blick in die aktuellen Geschäftsberichte nötig, um zu erkennen, ob das Unternehmen von den Zöllen betroffen sein könnte oder eben nicht.
Zur zweiten Gruppe gehören Unternehmen, die zwar ein US-Geschäft aufweisen, aber statt Produkte Dienstleistungen anbieten. Für Versicherungsunternehmen etwa sind die US-Zölle nicht ganz so problematisch wie für viele andere Unternehmen, denn sie sind davon nicht betroffen – sie exportieren keine Maschinen, keine Schokolade, keine Werkzeuge. Die neuen US-Zölle sind vor allem Zölle auf Waren, die man anfassen kann.
Wer in den USA produziert, ist besser dran
Zu einer weiteren und damit dritten Gruppe von Unternehmen zählen die, die in den USA verkaufen, ihre Produkte dort aber auch weitestgehend herstellen. Diese Produkte sind von den Zöllen ausgeschlossen. Doch Vorsicht, nicht jeder, der in den USA herstellt, kann sich freuen. Denn die Frage ist, wie diese Produkte aufgebaut sind. Enthalten sie wiederum Bauteile, die aus dem Ausland bezogen werden, was ja etwa bei Maschinen und Textilien in der Regel der Fall ist, sind sie trotz US-Produktion sehr wohl von den Zöllen betroffen. Das trifft selbst ur-amerikanische Unternehmen wie Apple. Der Konzern lässt zwar heute schon manche Geräte in den USA produzieren – und die Produktion soll auch ausgebaut werden –, doch viele Bauteile wie Halbleiter kommen aus Asien. Und die müssen nach den neuen Zollsätzen teuer eingeführt werden. Ob und inwieweit Apple die US-Zölle an seine Kunden weitergeben kann, ist unklar. Klar ist nur: Was nicht weitergegeben werden kann, weil die Konkurrenz unter den Handyhersteller ohnehin schon groß ist, schmälert am Ende den Gewinn von Apple.
Immunität gegen US-Zölle ist gut, aber nicht entscheidend für den langfristigen Vermögensaufbau
Doch welche Unternehmen können aufatmen, weil sie ihre Produkte in den USA nicht nur verkaufen, sondern dort auch in einem signifikanten Umfang herstellen?
Auf europäischer Seite sind hier der Elektronikriese Philips, der Netzwerkausrüster Nokia und der Haushaltswarenproduzent Reckitt zu nennen, da sie jeweils über einen großen Anteil an Produktionsanlagen in den USA verfügen. Das gilt auch etwas abgeschwächt für den Baustoffproduzenten Heidelberg Materials und den Spezialisten für technische Gase Air Liquide. (Diese Unternehmen sind nun keineswegs als Anlageempfehlung zu verstehen, sondern nur Beispiele in Bezug auf Abhängigkeiten).
Des Weiteren wird allgemein allen Dienstleistungsunternehmen eine gewisse Immunität gegenüber den neuen Handelszöllen attestiert. Dazu gehören wie bereits erwähnt Versicherungen und auch Banken. Aber dieses ist mehr oder weniger eine willkürliche Auswahl. In ein gut diversifiziertes Anlageportfolio gehört die ganze Welt, denn genau dies ist nicht nur der Erfolg der Vergangenheit, sondern auch der Zukunft. Natürlich wird es einzelne Branchen geben, die leiden werden, aber das letzte Wort ist nicht gesprochen beim Thema Zölle – und die mit abverkauften Unternehmen, die es gar nicht betrifft, sind weit in der Überzahl.
Generell kann man schon jetzt, je nach Aktien und Branchen, von echten Kaufkursen sprechen – aber dies soll der Profi entscheiden, also im Idealfall der Vermögensverwalter, denn bei einem sind wir uns alle sicher. In Zukunft werden wir auf den aktuellen Zeitraum schauen und dann war die aktuelle Korrektur nur eine Delle im Aufwärtstrend, denn die Welt wächst weiter. Für den langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien spielen natürlich viele weitere Faktoren eine Rolle. Welche das sind, erklären wie Ihnen gerne: Kontakt
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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