Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus droht möglicherweise ein neuer Handelskrieg, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Für den US-Aktienmarkt wird dies nicht zwangsläufig eine schlechte Nachricht sein, wie derzeit medial verbreitet – vor allem nicht auf kurze Sicht. Und viele Branchen werden mit dem neuen Kurs partizipieren. Worauf Anleger nun achten sollten und welche US-Unternehmen zu den Gewinnern gehören könnten.
Wow, was für eine Woche. Zuerst gewinnt Donald Trump deutlich klarer als erwartet die Präsidentschaftswahlen in den USA, und dann verkündet die Ampel-Regierung in Berlin ihr Aus. Nun, wir sehen dass Anleger trotz dieser Sturzflut an Ereignissen gelassen bleiben und Aktien nachkaufen – getreu dem Motto „Politische Börsen haben kurze Beine“. Doch schauen wir einmal hinter die Kulissen.
Nach den US-Wahlen stehen auch hierzulande bald vorgezogene Wahlen an
Die Wiederwahl Trumps, die wir uns gleich nochmal genauer anschauen, und der Bruch der Koalition aus SPD, Grünen und FDP werden auch wirtschaftliche Konsequenzen haben – und damit Auswirkungen auf die Börse, auf den Aktienmarkt. Denn hinter beiden Ereignissen steckt auch die Ansicht, dass es wirtschaftlich so nicht weitergeht, dass sich etwas grundsätzlich ändern muss. Eine Ansicht, die in Deutschland aufgrund eines schwachen Wirtschaftswachstums nachvollziehbar ist, in den USA allerdings weniger, hier boomt die Wirtschaft. Aber auch in den USA gibt es Unzufriedenheit. Die gefühlte Inflation lastet den Amerikanern auf der Seele – und auf dem Portemonnaie. Wenn die Gallone Benzin und der Cheeseburger auf einmal viel mehr kosten, dann reicht es scheinbar vielen.
Reindustrialisierung der USA
Doch warum nun Trump, was bedeutet das für den US-Markt und was muss man als Anleger nun beachten? Trump verspricht –und damit steht er in der Tradition erzkonservativer Politiker – eine Rückkehr zu den „guten alten Zeiten“. Alles soll wieder so werden wie früher, als Amerikas Produkte noch die Welt beglückten. Trump fordert eine Reindustrialisierung, eine Rückkehr des produzierenden Gewerbes. Dieses ist in den zurückliegenden Jahrzehnten ins Ausland abgewandert, aus Kostengründen. In Mexiko ein Auto bauen ist nun mal deutlich billiger als in den USA, weil die Menschen dort weniger verdienen.
Diese Spirale zurückzudrehen, geht natürlich nur mit schweren Eingriffen. Trump fordert als Erstes billige Energie. „Drill, baby, drill“, ließ er auf seinen Wahlkampfveranstaltungen immer wieder verlauten, was so viel heißen soll wie „Bohrt nach Öl und Gas, bohrt, bohrt“. Egal ob die Vorkommen in Öko-Schutzgebieten liegen oder in Gestein gebunden auf Nachbars Grundstück und nur mit der Chemiekeule gelöst werden können, in den kommenden Jahren werden die USA massenweise Öl und Gas fördern. Das könnte in der Tat helfen, die Produktionskosten in den USA zu senken – und Öl- und Gasunternehmen hübsche Aufträge bescheren.
US-Wahlen dürften auch US-Aktienmarkt stützen
Doch das dürfte nicht reichen. Deswegen fordert Trump zweitens eine Amerikanisierung ausländischer Firmen. Das heißt: Unternehmen, die in den USA Produkte verkaufen wollen, müssen diese dort auch herstellen. Selbst dann, wenn die Produktionskosten vergleichsweise hoch sind. Sollte das nicht geschehen, will Trump drittens zu Handelszöllen greifen, um die Kosten für Importe „künstlich“ nach oben zu treiben. Das hat auch die Regierung unter Joe Biden gemacht, erinnert sei hier nur an die 100-Prozent-Zölle auf E-Autos aus China. Doch während Biden die Zölle nur punktuell eingesetzt hat, könnte Trump sie wohl als Basis seiner Wirtschaftspolitik benutzen: 20 Prozent auf alle US-Importe aus der Europäischen Union, 60 Prozent und mehr auf Einfuhren aus China. Bei einigen Produkten, die man zu den kritischen Industrien rechnen kann, wie Sicherheitstechnologien und knappe Rohstoffe, kann sich Trump gar ein völliges Einfuhrverbot vorstellen, um die heimische Herstellung zu schützen. Aber auch hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, es gilt abzuwarten
US-Aktienmarkt – worauf Anleger achten sollten
Nun, all diese Maßnahmen bedeuten kein Ende der Globalisierung, aber der Freihandel dürfte definitiv weiter eingeschränkt werden. Das ist kein Novum und auch keine Erfindung von Trump, auch in Europa wird spätestens seit den Lieferengpässen, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, über eine Zurückholung von bestimmten Wirtschaftszweigen wie der Pharmaindustrie und über Handelszölle diskutiert. Doch die trumpische Wirtschaftspolitik ist dann doch noch etwas Besonderes, da sie ganz im Zeichen von „Make America great again“ steht – und wenig Rücksicht auf traditionelle Partnerschaften legt.
Ob das auf Dauer gutgeht, darüber kann man fleißig streiten. Die Abschottung der amerikanischen Wirtschaft könnte sie langfristig wettbewerbsunfähiger machen. Bekanntlich belebt Konkurrenz das Geschäft, wenn diese ausbleibt, werden Produkte nicht weiterentwickelt. Ein Teil der amerikanischen Industrie etwa verweigert sich nach wie vor dem Klimawandel. Trump hat immer wieder angekündigt, dass er mit dem „Klima-Wahnsinn“ der Biden-Regierung aufräumen wird. Doch wer will in Zukunft noch ein spritfressendes Monsterauto Made in USA kaufen? Zwar wird die amerikanische Autoindustrie auch unter Trump neue E-Modelle entwickeln, fällt jedoch der Druck auf dem heimischen Markt weg, könnte das die Hersteller in falscher Sicherheit wiegen.
US-Wahlen hinterlässt Spuren am US-Aktienmarkt: Die Gewinner und Verlierer
Und was bedeutet das nun alles für den Aktienmarkt USA? Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Stärkung der heimischen US-Wirtschaft nicht schlecht für die Aktien sind. Das zeigt ein Blick auf die erste Amtszeit von Trump, in der sich die US-Börse sehr gut entwickelt hat – trotz Handelskrieg und Zölle. Dennoch: Die Risiken für die Märkte sind mit der Wahl Trumps nicht kleiner geworden, aber diese waren geopolitisch natürlich auch schon vorher da. Wer jetzt in Aktien investiert, sollte sehr genau hinschauen welche Branche er wählt. Vor allem sollte er sich stets die Frage stellen, wie Unternehmen aus Europa und Amerika von einem erneuten Handelskrieg betroffen sein könnten.
Bei US-Aktien sind grundsätzlich Unternehmen zu bevorzugen, die von der trumpischen „Make America Great Again“-Politik profitieren. Das können Konsumkonzerne sein, die stark inlandsorientiert arbeiten. Auch Telekommunikationsdienstleister, Banken und Ölfirmen werden zu den Gewinnern gerechnet, ebenso Bohr- und Bergbaukonzerne, die in den USA tätig sind, und US-Fluggesellschaften sowie inländische Autohersteller, die sich bei der Elektrifizierung bisher schwergetan haben und von der laxeren Umwelt- und Klimapolitik Trumps profitieren werden. Es wird sich mit Donald Trump viel ändern, aber der Aktienmarkt der kennt aus meiner Sicht langfristig nur eine Richtung: natürlich schwankt er, aber er steigt.
Lassen Sie uns also über die Aussichten auf dem US-Aktienmarkt reden. Das Thema hat es in sich. Kontakt.
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