Indischer Aktienmarkt – Chancen überwiegen

5. März 2025

In Sachen Wachstum hat Indien den Rivalen China längst verdrängt. Die größte Demokratie der Welt rückt dabei auch mehr und mehr in den Fokus der globalen Politik. Und das macht den ohnehin schon attraktiven indischen Aktienmarkt noch interessanter. Doch wie legt man als Anleger in Indien an?

Wenn der Druck wächst, kann alles auf einmal sehr schnell gehen. Jahrelang haben die Europäische Union und Indien über ein Freihandelsabkommen diskutiert, bislang ohne Ergebnis. Bislang. Ende Februar ist EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aber nach Neu-Delhi gereist, um den Gesprächen neuen Schwung zu verleihen. Wohl kein Zufall, immerhin hat der US-Präsident Donald Trump weitere Handelszölle für Einfuhren aus der EU angekündigt. Neue Handelspartner müssen her, jetzt – und nicht erst in einigen Jahren. Flankiert wird das Bestreben der EU auch von Sicherheitsaspekten. Denn von der Leyen will neben einem Freihandelsabkommen auch eine umfangreiche Sicherheitspartnerschaft mit Indien festzurren.

Weltweit größte Demokratie

Handel und Sicherheit, dass das vor allem mit Indien attraktiv ist, hat mehrere Gründe. Indien ist immerhin die größte Demokratie der Welt, wenn man die Einwohnerzahl als Kriterium heranzieht. Über 1,4 Milliarden Menschen leben auf dem Subkontinent, der seit den 1950er-Jahren über ein parlamentarisch-demokratisches System verfügt. Damit hat Indien gegenüber China aus Sicht der Europäer einen politischen Vorteil. Der Handel unter „Gleichgesinnten“ fällt doch gleich viel einfacher als mit einem autoritären Regime.

Zudem hat Indien China in Sachen Wirtschaftswachstum schon längts überholt. Während das Reich der Mitte etwa im laufenden Jahr um 4,5 Prozent wachsen dürfte, prognostiziert der Internationale Währungsfonds für Indien ein Plus von über 6,5 Prozent. Zwar ist richtig, dass Indien nun auf Wachstumszahlen kommt, die China längst hinter sich hat. Richtig ist aber auch, dass das starke Wachstum in Indien möglicherweise länger anhalten könnte als in China.

Indien – jung und wachstumsstark

Denn im Gegensatz zur Volksrepublik weist Indien eine deutlich jüngere Bevölkerungsstruktur auf. Von der „demographischen Dividende“ ist die Rede. Indien gehört nämlich nach Angaben der Vereinten Nationen mit einem Durchschnittsalter seiner Bevölkerung, dem Medianalter, von 28 Jahren zu den „jungen“ Nationen. Im Vergleich: Chinas Medianalter beträgt 39 Jahre, in Deutschland liegt es gar bei 45 Jahren. Die Mehrheit der Menschen in Indien ist also sehr jung und im arbeitsfähigen Alter. Von einer Vergreisung der Gesellschaft, wie sie Deutschland und auch China drohen, kann in Indien keine Rede sein.

Dabei ist ein Teil der jungen Bevölkerung durchaus gut ausgebildet. Im Jahr 2022 waren in Indien rund 40 Millionen Studierende in einem tertiären Bildungsgang, also an einer Hochschule oder Fachhochschule, eingeschrieben. Anzahlmäßig liegt das Land damit weltweit hinter China auf Platz zwei. Allerdings hat Indien im Vergleich der Studierendenanzahl zur Gesamtbevölkerung noch Aufholpotenzial. Mit einer Brutto-Immatrikulationsquote, das ist der Anteil eines Schulabschlussjahrgangs, der ein Studium mit hoher Wahrscheinlichkeit aufnimmt, liegt in Indien derzeit bei rund 30 Prozent, Deutschland kommt hier auf einen Wert über 70 Prozent, in den USA liegt er sogar bei fast 90 Prozent.

Ehrgeizige Pläne – indischer Aktienmarkt könnte profitieren

Und noch ein Faktor unterstützt das starke Wachstum: Indien investiert hohe Summen in Infrastruktur und Wirtschaft, weil man in Neu-Delhi alles daransetzt, das Land aus der Gruppe der Emerging Markets in die Riege der Industrienationen zu führen. Bis Mitte des Jahrhunderts will Indien, so das erklärte Ziel des wiedergewählten Regierungschefs Narendra Modi, eine moderne Volkswirtschaft sein, vergleichbar mit den Volkswirtschaften in Europa.

Am Aktienmarkt kommt das alles gut an. Der Nifty 50, Leitindex der National Stock Exchange of India in Mumbai, hat sich in den zurückliegenden fünf Jahren mehr als verdoppelt. Der Index steht für ein Großteil der Marktkapitalisierung der Börse in Mumbai und ist mit der Abdeckung von 22 Wirtschaftssektoren zudem breit aufgestellt.

Indischer Aktienmarkt eröffnet nach Korrektur vorsichtige Einstiegschancen

Doch keine Aussage ohne Einschränkung. Die jüngste Entwicklung in den USA – die Verkündung neuer Handelszölle durch US-Präsident Trump – hat auch Auswirkungen auf Indien, zumindest indirekt. Denn die neuen Zölle könnten am Ende die Inflation in den USA nach oben treiben, was für ein steigendes Zinsniveau spricht. Steigende Zinsen in den USA sind aber traditionell nicht gut für die Länder aus der Gruppe der Emerging Marktes. Sie führen nicht nur zu einer Kapitalabwanderung Richtung Amerika, sondern erschweren auch die Finanzierungsbedingungen der Schwellenländer.

Nicht von ungefähr hat sich der indische Aktienmarkt daher in den vergangenen Monaten schwergetan. Für langfristig orientierte Anleger muss das aber kein Nachteil sein, bieten sich möglicherweise interessante Einstiegsperspektiven an, aber nur einen wirklich kleinen Teil des zur Verfügung stehenden Kapitals und mit dem Bewusstsein, dass es sehr risikoorientiert ist – auch nichts für Neueinsteiger sozusagen.

Ein direktes Engagement in indische Aktien ist für deutsche Privatanleger aber nicht ganz so einfach. Es sind nur eine geringe Anzahl an indischen Unternehmen in Deutschland handelbar – und das zudem meist unter sehr geringen Börsenumsätzen. Sollten Sie dennoch am „Zukunftsmarkt“ Indien interessiert sein, können Sie gern mit uns über eine breit aufgestellte und diversifizierte Anlagestrategie reden: Kontakt

 

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Dr_Markus_C_Zschaber_Pressefoto_2025Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.

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