Was der Butterpreis für den europäischen Aktienmarkt bedeutet
14. Oktober 2024
Butter ist zuletzt wieder deutlich teuer geworden. Die Zinsen werden aber aller Voraussicht nach trotzdem weiter fallen. Für den europäischen Aktienmarkt und somit auch für Anleger ist das eine gute Nachricht.
Eine Nachricht, die für viele Bundesbürger ein Ärgernis ist – die Butterpreise sind auf einem Rekordniveau. Ein 250-Gramm-Päckchen kostet im Supermarkt derzeit im Schnitt 2,39 Euro, und somit mehr als zur Corona-Zeit. Wie kann das sein und wie ist diese Nachricht mit den aktuellen Inflationszahlen in Einklang zu bringen? Und, last but not least, was bedeutet das alles für den europäischen Aktienmarkt? Der Reihe nach.
Hoher Butterpreis, trotz rückläufiger Inflationsrate
Erstens: der Butterpreis. Butter hat sich rasant verteuert. Das stimmt. Als Grund verweisen Beobachter auf weniger Milch, demnach soll der Bestand an Milchkühen in Deutschland rückläufig sein. Erschwerend kommt hinzu, dass auch der Fettgehalt in der Milch gesunken sei. Beides führe zu einem Engpass, so ein Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, kurz BDM.
Das müssen wir an dieser Stelle so akzeptieren, wir sind keine Spezialisten in diesem Bereich. Bleibt nur zu hoffen, dass von dem steigenden Butterpreis letztendlich auch die Landwirte etwas haben, die die Milch mit ihren Tieren produzieren – und nicht alles bei den Molkereien, den Groß- und Einzelhändlern verbleibt. Das wäre sehr unfair.
Energiepreise sorgen für sinkende Teuerungsrate
Zweitens: Auf den ersten Blick verwundert es, dass der Butterpreis so stark steigt, zeigen doch die jüngsten Inflationszahlen scheinbar das Gegenteil auf. Laut Eurostat ist die Inflationsrate im Euroraum nämlich wieder unter zwei Prozent gefallen – und damit so tief wie seit drei Jahren nicht mehr. Das Gespenst der Inflation zieht sich zurück. Vor allem die fallenden Energiepreise sorgen für sinkende Inflationsraten. Energieprodukte liegen im Schnitt derzeit sechs Prozent unter dem Niveau vom September vergangenen Jahres. Ein Barrel Brent Öl etwa wird derzeit an den Märkten für unter 80 Dollar gehandelt, vor einem Jahr waren es über 90 Dollar. Fährt man den Zeitraum weiter auf, wird der Rückgang noch klarer; in der Spitze lag der Ölpreis bei über 120 Dollar im Jahr 2022.
Die fallenden Energiepreise sind entscheidend für die Inflation, da Energie quasi am Anfang vieler Produkte steht. Fallen die Energiepreise werden auch etwa viele chemischen Erzeugnisse billiger, da für ihre Herstellung große Mengen an Energie benötigt werden. Auch Nahrungsmittel verbilligen sich dann tendenziell, da auch für ihre Herstellung Energie benötigt wird. Jeder Traktor, der über die Felder rumpelt, braucht nun mal Diesel, zum Beispiel.
Bei Butter spielen die fallenden Energiepreise derzeit scheinbar jedoch keine so große Rolle, hier kommen andere Faktoren zum Tragen, wie eben die knappe Milch. Wobei man natürlich schon vermuten könnte, dass der Butterpreis noch teurer wäre, wenn zusätzlich die Energiepreise hoch wären. Das ist mal eine interessante Rechnung für die Milchspezialisten.
Worauf es mir hier aber ankommt ist der Umstand, dass fallende Inflationszahlen natürlich unter dem Strich keinen Rückgang der Preise bedeuten. Die Zahlen dafür werden ja meist auf Basis des Vorjahresniveaus berechnet. Ein stagnierender Jahrespreis entspräche demnach einer Inflationsrate von null. Das zuvor aber die Preise tüchtig gestiegen sind, erfasst die Rate in diesem Moment nicht mehr. Null heißt also nicht, dass alles billiger ist als zuvor.
Zinsen dürften weiter fallen – und das ist gut für den europäischen Aktienmarkt
Wir haben ja unter anderem durch Corona und den Krieg in der Ukraine einen kräftigen Preisschub gesehen. Da spielen allerdings auch andere Größen rein, wie etwa der Klimawandel, die Umstellung unserer Energieversorgung – und schlichtweg die Tatsache, dass Lebensmittel bei uns über viele Jahrzehnte viel zu billig waren und und und. Unter dem Strich werden wir wohl mit dem Preisschub, mit dem höheren Preisniveau leben müssen. Auch der Butterpreis wird auf Dauer wahrscheinlich hoch bleiben, auch wenn die Butterpreisinflation in einem Jahr bei null liegen könnte, wenn sich der Preis bis dahin nicht mehr verändert. Das heißt: Die allgemeine Inflationsrate wird aller Voraussicht nach in den kommenden Monaten weiter fallen, auch wenn die Preise an sich hoch bleiben – und das nicht nur bei Butter, sondern eben auch bei vielen anderen Produkten des täglichen Bedarfs.
Drittens: Was bedeutet das alles für die Aktienanlage und den Anleger? Viel, sehr viel. Denn die fallende Inflationsrate wird der Europäischen Zentralbank viel Spielraum für Zinssenklungen geben. Sehr viel. Zumal die Wirtschaft bei uns und unseren Nachbarn nicht wirklich rund läuft. Um neue Wachstumsimpulse zu setzen, müssen die Zinsen runter. Denkbar sind noch in diesem Jahr ein oder zwei Senkungen, so etwa am 17. Oktober, zur nächsten EZB-Sitzung.
Weitere Schritte werden dann sicherlich im neuen Jahr kommen, so hat es zumindest Klaas Knot, ein Mitglied im EZB-Rat und damit mitverantwortlich für das Zinsniveau, vor wenigen Tagen im niederländischen Fernsehen ausgeplaudert. Er hat gesagt, dass er davon ausgeht, dass die Zinsen in den nächsten Monaten weiter gesenkt werden – und dass aller Voraussicht nach weit in das nächste Jahr hinein. Am Ende, so Knot, werden die Zinsen deutlich unter dem aktuellen Niveau liegen, vielleicht nicht ganz so niedrig wie vor der zurückliegenden Zinserhöhungsrunde, also bei null, aber so zwischen zwei und drei Prozent – auf einem „natürlichen“ Niveau, so die Formulierung von Knot.
Welche Werte am europäischen Aktienmarkt besonders lukrativ erscheinen
Für den europäischen Aktienmarkt eröffnet das größeres Kurspotenzial. Denn niedrige Zinsen sind gut für Aktien. Das muss nicht sofort passieren – in der Vergangenheit lag zwischen der ersten Zinssenkung und einer Rally am Aktienmarkt häufig eine mehrmonatige Pause. Aber letztendlich wirkten sich die niedrigen Zinsen immer positiv aus. Europas Aktien bleiben also ein Kauf. Doch welche Papiere sind gut? Darüber reden wir gerne mit Ihnen: Kontakt.
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Über den Autor:
Dr. Markus C. Zschaber, Gründer und Geschäftsführer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, gilt als einer der erfahrensten und renommiertesten Vermögensverwalter in Deutschland und begleitet alle Prozesse im Unternehmen aktiv mit.
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