Aktien aus Frankreich sind für deutsche Privatanleger oft keine naheliegende Wahl, viele heimische Investoren setzen vor allem auf DAX-Werte. Zudem legen sie Schwerpunkte auf den US-Markt, investieren breit gestreut in Europa und mischen Schwellenländer bei. Doch es gibt gute Gründe, sich Titel aus dem französischen Leitindex CAC 40 einmal genauer anzusehen.

Bewertungen und Konjunkturdaten stimmen

Für französische Aktien könnte es nach den jetzigen Krisen in Zukunft wieder besser laufen, unterstützt wird diese These beim Blick auf die Bewertungen in Frankreich: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10,6 sind Aktien aus Frankreich günstiger bewertet als europäische Standardwerte, die auf ein KGV von 11,5 kommen. Auch bei Analysten scheint Frankreich in der Gunst gestiegen zu sein. Mit Blick auf das Land am Mittelmeer erhöhten Marktkenner ihre Gewinnerwartungen für 2023 deutlicher nach oben, als bei europäischen Werten. Dasselbe gilt für die erwarteten Dividenden.

Natürlich hängt in der aktuellen Situation auch in Frankreich der Anleger-Himmel nicht voller Geigen. Doch blickt man auf die jüngsten Wirtschaftsdaten rund um Frankreich, so fällt auf, dass sich etwa die Einkaufsmanagerindizes mit 50,2 Punkten noch knapp im expansiven Bereich bewegen. Auch die Industrieproduktion gab zuletzt weniger deutlich nach, als erwartet. Zuvor stimmten auch die Daten zum Geschäftsklima positiv. Doch wie können Anleger konkret von den relativ zum Rest Europas günstigen Investitionsbedingungen in Frankreich profitieren?

Wirtschaft paradox: Wieso der „Lippenstift-Index“ für Frankreich spricht

Auch wenn die Bewertungen der Aktien im CAC 40 ein Investment in den französischen Leitindex nahelegen, sollten Investoren selektiver vorgehen: Gut 26 Prozent der Unternehmen im CAC 40 stammen aus der Industrie. Angesichts der Energiewende und der drohenden Rezession bietet es sich an, zumindest den Großteil dieser Werte auszuklammern. Auch die im Index mit mehr als 12 Prozent repräsentierten Banken sind kein Muss. Spannender wird es dagegen bei den zahlreichen Luxus- und Konsumwerten, hier hat Frankreich vielversprechende Unternehmen zu bieten, die ich hin und wieder in den Wochen-Kommentaren schon vorgestellt habe und die sich in den meisten Vermögensverwaltungslösungen unseres Hauses wiederfinden.

Pflegeprodukte und Kosmetik aus dem günstigeren Preissegment können gerade während ökonomisch schwierigeren Zeiten gefragt sein. Diese These prägte nach dem 11. September 2001 Leonard Lauder, der damalige Vorstandsvorsitzende von Estée Lauder Companies und kreierte dafür den „Lippenstift-Index“. Die These: Lippenstifte würden während Krisen als eine Art Ersatzhandlung gekauft, um teureren Konsum zu ersetzen. Deswegen steigt der Absatz derartiger Kosmetik während schwierigen Marktzeiten.

Luxus läuft fast immer

Der CAC 40 umfasst aber auch einige weltweit bekannte Unternehmen aus dem oberen Luxus-Segment, dessen Kunden die Rezession traditionell gut wegstecken können. So konnten Konzerne aus der Luxusgüter-Branche im zweiten Quartal – trotz steigender Zinsen, Lieferkettenprobleme und Materialmangel – ihre Umsätze im Mittel währungsbereinigt um rund 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal steigern. Und: Sollte China nun – wie einige Medien berichten – tatsächlich seine bisher sehr strikten Coronamaßnahmen lockern, dürfte dies der gesamten Branche zusätzlichen Rückenwind verleihen. Schließlich dürften dann auch die Reiseaktivitäten der Chinesen wieder spürbar zunehmen. Hochwertige Luxusgüter werden traditionell viel und gerne auf Reisen gekauft.

Das attraktive Bewertungsniveau, die ermunternden Konjunkturdaten und der besondere Unternehmens-Mix sprechen dafür, unsere westlichen Nachbarn auf der Suche nach Investitionschancen nicht zu übergehen. Kurzum: Wir werfen weiterhin auch einen Blick auf Aktien aus Frankreich.

 

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